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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Moment nicht. Haben Sie meinen Mann gesehen? «
    Die Frage schien ihn zu ängstigen. » Bitte, Ma’am, fragen Sie den Master. « Er deutete nach draußen.
    Durch die geöffnete Verandatür trat Elsa ins Freie. Es war ein äußerst windiger Tag, der Himmel war bewölkt, Regen lag in der Luft. Die Kokospalmen schwankten schwer unter den Erschütterungen der Windstöße.
    Paul Vandervalt stand breitbeinig auf seiner Plantage und bellte Befehle, die Pistolenschüssen glichen. In der rechten Hand hielt er einen Gummiknüppel, der als verlängerter Arm fungierte und die Dringlichkeit jeder Anweisung unterstrich. Gummi, so hatte Vandervalt Elsa einmal beim Essen erklärt, sei ein hervorragendes Züchtigungsmittel, weil es schmerze, ohne die Knochen zu brechen.
    Elsas Verhältnis zu Vandervalt war derart zerrüttet, dass sich keiner der beiden mit Höflichkeiten aufhielt.
    Â» Ich suche Henning « , sagte Elsa.
    Â» Packen Sie Ihre Sachen « , erwiderte er.
    Â» Oh, nichts lieber als das. «
    Â» Sie haben genau eine Stunde, um mein Haus zu verlassen, und noch einmal zwei Stunden, um von meinem Land zu verschwinden. «
    Â» Ich werde geradezu fliegen. Und jetzt sagen Sie mir, wo ich Henning finde. «
    Â» Sehr gern. « Er holte seine Taschenuhr hervor, die halb drei anzeigte. » Sie finden ihn in der Matupi Bay. «
    Elsa stutzte. » In der Matupi Bay? Ich verstehe nicht. «
    Â» Auf der ›Dean‹, einem australischen Schoner. Das Schiff ist vor ein paar Minuten ausgelaufen, und zwar in Richtung Darwin. «
    Â» Aber … was macht Henning denn in Darwin? Hat er geschäftlich dort zu tun? Hat er gesagt, wann er zurückkommt? «
    Vandervalt wandte sich ihr zu. » Ich bin nicht deine Auskunftei, Schätzchen. «
    Er hatte Elsa zuvor noch nie geduzt, und er hatte sie auch noch nie derart vertraulich angesprochen. Die Distanz, die sie Paul Vandervalt gegenüber immer hatte wahren können, war auf Henning gegründet gewesen, und Henning war auf hoher See. Im Grunde genommen begriff Elsa schon in diesem Moment, was geschehen war, ja, die Wahrheit lag vor ihr ausgebreitet wie ein Abschiedsbrief. Doch sie ließ sie bloß bruchstückhaft an sich heran und gestand sich jeweils nur das ein, was unübersehbar war.
    Hennings Kleiderschrank war leer, alle seine persönlichen Sachen waren fort. Auch ihre spärlich gefüllte Schmuckkassette war verschwunden, ebenso der Ehering, den sie wie üblich vor dem Schlafengehen auf das Nachtschränkchen gelegt hatte. Sie besaß nur noch ihre Kleider – und zehntausend Pfund auf der Bank, ihre Mitgift.
    Elsa zögerte keine Minute. Sie musste Henning nachreisen. Mit ein bisschen Glück könnte sie ihn in Darwin einholen. Nicht alle Tage stachen von dort Dampfer nach Europa in See, er würde sicherlich eine Woche oder noch länger auf eine Passage warten müssen.
    Sie ließ alle Habseligkeiten zurück und machte sich zu Fuß auf den Weg nach Port Rabaul. Sie hatte noch nicht ein Zehntel der Strecke zurückgelegt, als es in Strömen zu regnen anfing.
    Das Rauschen des Waldes klang wie das des Ozeans. Elsas schwerer Atem und ihre eilenden Schritte auf dem durchweichten Boden gingen auf in der Melodie des Monsuns, die ihr seit Kindertagen lieb und vertraut war. Sie störte sich nicht an dem Wolkenbruch, auch wenn ihr Musselinkleid nass und bleiern wurde. Sonnenschirm und Hut schleuderte sie irgendwann von sich.
    Â» Henning « , flüsterte sie, aber der Monsun verschluckte seinen Namen. Wie verzweifelt musste er gewesen sein, wie einsam musste er sich gefühlt haben, um diesen Schritt zu tun? Und sie hatte nichts bemerkt. Er rannte vor seinen Schulden davon. Vielleicht, wenn sie mehr Verständnis gehabt hätte, wenn sie geduldiger gewesen wäre, wenn sie das Telegramm doch bloß nie abgeschickt hätte …
    Ihre Frisur löste sich auf, die Tropfen rannen über Haare und Gesicht.
    Â» Das Telegramm … Was ist passiert? … Armer Henning. «
    Aus dem Dschungel mit seinen Tamarinden und Benzoebäumen stieg wieder ein süßer, fast erstickend schwerer Parfümduft auf. Rastlos und benebelt von Erschöpfung und wirren Gedanken setzte Elsa ihren Weg bis Simpson Harbour fort.
    Wie Vandervalt gesagt hatte, war die » Dean « bereits ausgelaufen – allerdings mit Verspätung. Der Schiffskörper war trotz des Regens

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