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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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noch zu sehen, wenn auch nur phantomhaft und in einiger Entfernung, dort, wo die Bucht, flankiert von Vulkanen, in den offenen Pazifik überging.
    Elsa betrat den Strand und blickte dem Schoner nach, auf dem sich Henning Meter um Meter von ihr entfernte.
    Â» Nimm mich mit « , sagte sie.
    Kurz danach war das Schiff verschwunden.
    Die gute Nachricht war, dass bereits am nächsten Tag ein weiterer Schoner nach Darwin ablegen würde. Zwar handelte es sich nur um ein Postschiff, aber es nahm auch einige Passagiere auf, und es waren sogar noch Plätze frei. Elsa reservierte sofort einen Fahrschein. Der Verkäufer staunte nicht schlecht, da Elsas Kleid durch den Marsch ziemlich in Mitleidenschaft gezogen war und sie zudem geistig nicht ganz auf der Höhe zu sein schien. Er stellte keine Fragen, hielt es jedoch für nötig, Elsa dreimal darauf hinzuweisen, dass sie das Ticket bis zum Abend bezahlt haben müsse.
    Die schlechte Nachricht erfuhr sie von einem jungen, freundlichen Clerk in der Bank, der ihr ein Taschentuch lieh, mit dem sie sich wenigstens das Gesicht abtrocknen konnte.
    Â» Es tut mir leid, Ma’am, aber ich kann Ihnen die gewünschten hundert Pfund nicht auszahlen. «
    Â» Wieso? Es müssen über zehntausend Pfund auf dem Konto sein. «
    Â» Genau zehntausendzweihundertfünfzehn Pfund und dreiundneunzig Pence. «
    Â» Meine Mitgift plus Zinsen. Ich bin berechtigt, davon Geld abzuheben. «
    Die Stimme des Clerks zitterte. » Der Betrag wurde vor drei Stunden abgehoben … von Mister Matthes. «
    Elsa glaubte, der Boden werde ihr unter den Füßen weggezogen. Sie hielt sich am Bankschalter fest.
    Â» Alles? «
    Er geriet heftig ins Schwitzen » Nun ja … Mister Matthes hat sich die gesamte Summe auszahlen lassen, bis auf die dreiundneunzig Pence. Wü… wünschen Sie, dass ich sie Ihnen aushändige? «
    Der junge Mann wollte nicht, dass sich sein Angebot wie ein Witz anhörte, daher fügte er hinzu: » Selbstverständlich wäre unser Haus bereit, Ihnen gegen Hinterlegung von Wertgegenständen, beispielsweise Schmuck, einen gewissen Betrag zur Verfügung zu stellen, bis Sie … bis Sie wieder solvent sind. «
    Elsa brauchte eine Weile, um seine Worte zu erfassen. » Ich habe nichts « , sagte sie. » Hören Sie, ich muss morgen unbedingt das Postschiff nach Darwin besteigen. Daher brauche ich einen kleinen Kredit, zehn Pfund würden mir genügen. «
    Der Clerk räusperte sich. Er warf einen Blick zu dem Schreibtisch, an dem sein Vorgesetzter das Gespräch mitgehört hatte. Dieser schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf.
    Â» Mir tut das alles aufrichtig leid, glauben Sie mir « , sagte der Clerk. » Aber ohne Unterschrift des Ehegatten werden Kredite an Frauen nicht gewährt. Politik des Hauses, Ma’am. Ich kann da nichts tun. « Hinter Elsa drängelte bereits der nächste Kunde, daher bot der junge Mann nochmals an: » Die dreiundneunzig Pence, Ma’am … Möchten Sie den Betrag ausgezahlt haben? «
    Elsa erinnerte sich später nicht mehr daran, dass sie genickt und die paar Münzen in Empfang genommen hatte. Sie fand sie in der einzigen Tasche ihres Kleides, als sie in der Telegrafenstation zwei Telegramme zu bezahlen hatte, das eine an ihre Familie in Samoa, in dem sie um Hilfe bat, das andere an Hennings Eltern. » Henning überstürzt abgereist – stopp – hat mich mittellos zurückgelassen – stopp – bitte um telegrafische Anweisung eines angemessenen Betrages. «
    Was sie mit dem » angemessenen Betrag « meinte, wusste Elsa selbst nicht. Einen Betrag wofür? Eine Schiffspassage? Logis in einem Hotel? Für wie lange? Sie erwartete Instruktionen von ihren Schwiegereltern, irgendeine Anleitung, wie sie sich zu verhalten habe.
    Als sie die Telegrafenstation verließ, besaß sie noch genau zwölf Pence.
    Die Lage, in die sie buchstäblich über Nacht geraten war, war ein Alptraum. Sie glaubte an ein Missverständnis. In Wahrheit befand sich Henning auf dem Weg zu einem Geschäftstermin in Darwin, von seinem Vater dorthin gesandt, und das Geld hatte er nur abgehoben, um seine finanzielle Misere zu vertuschen. Oder er brauchte es, um einen Teil seiner Schulden zurückzuzahlen. Seinen Brief, in dem er ihr alles erklärte, hatte Vandervalt ihr vorenthalten. Die beiden hatten sich wegen Vandervalts Benehmen

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