Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
gehören, musste man nichts anderes tun, als mitzuspielen.
» Ich gehe schlafen « , sagte sie.
» Ist gut, Prinzessin. «
Bevor Elsa die Tür hinter sich schloss, hörte sie noch, wie einige der Pokerfreunde ihre Witzchen darüber machten, dass er sie Prinzessin nannte. Ihr Ãrger darüber verlor sich in dem Gewirr von dunklen Sorgen und Bedrohungen, die in ihr aufzogen und mit dem Fernschreiben aus Deutschland zusammenhingen.
Zu ihrer eigenen Ãberraschung schlief sie jedoch schnell ein.
Elsa erwachte von einem Riesengepolter, weshalb sie einige Sekunden lang nicht begriff, wo sie war und was gerade passierte. Sie machte das Licht an. Vier von Hennings Pokerfreunden waren betrunken in ihr Schlafzimmer geplatzt, standen direkt vor ihrem Bett und lachten und grölten lautstark.
Einer von ihnen rief: » Oops, the ladyâs bedroom. And the lady is inside. « Ein anderer: » Die Lady? Soll wohl ein Witz sein. Ich sehe nur ein Flittchen. « Der Dritte: » Ja, ein Hula-Flittchen. Aber wisst ihr, was? Man kann schlechter heiraten. « Der Vierte lachte nur und fiel auf Elsas FüÃe.
Sie zog die Beine an. » Raus hier! Was fällt euch ein! Raus, habe ich gesagt. «
» Raus? « , rief einer. » Sonst schreien die immer: âºRein, schneller, los, steck ihn rein, ich hab nicht die ganze Nacht Zeit.⹠«
» Ihr seid ekelhaft! « , rief Elsa, woraufhin der Mann, der auf das Bett gefallen war, den Arm ausstreckte und ihr eine Whiskyflasche anbot.
» Hier, Schätzchen, das macht dich lockerer. «
Elsa sprang aus dem Bett. » Henning! « , rief sie panisch. Sie stürzte an den Männern vorbei, ohne dass diese sie berührten, und eilte in den Salon. » Henning, sag deinen Freunden ⦠«
Der Oberkörper ihres Ehemanns war auf den Spieltisch gesunken, die Arme hingen reglos herunter, und der Mund stand halb offen. Ein leises Schnarchen war zu hören.
Neben Henning saà Vandervalt, umwölkt von Zigarettenrauch, und zählte sein Geld. Seine Augen waren glasig vom Alkohol, aber er hatte sich im Griff.
» Ihren Mann könnte nicht mal ein Pistolenknall aufwecken « , sagte er. » Regen Sie sich also wieder ab, Teuerste, und heben Sie sich Ihre Standpauke bis morgen früh auf. «
» Sorgen Sie dafür, dass die Trunkenbolde aus meinem Schlafzimmer verschwinden. «
Er zog an der Zigarette und sagte, während er den Rauch ausblies: » Erstens ist es mein Zimmer und nicht Ihres, Teuerste. Und zweitens bin ich nicht Ihr Wachhund. «
Elsa kniff die Lippen zusammen und versuchte sich zu beherrschen, aber dann platzte es aus ihr heraus. » Sie sind ein Widerling. Wie Sie Ihre Arbeiter behandeln, wie Sie Henning ausnehmen, welche Blicke Sie mir zuwerfen ⦠das alles zeugt von Ihrem schlechten Charakter. «
» Wenigstens habe ich einen « , sagte er und blickte dabei auf Hennings schlaffen Körper. Mehr hatte er zu ihrem Vorwurf nicht zu sagen. Er fuhr damit fort, seinen Gewinn zu zählen, und hörte auch nicht auf, als die Pokerfreunde zurückkehrten und einen Kreis um Elsa bildeten. Sie fassten sich an den Händen und veranstalteten einen Ringelreigen, wobei sie albern mit dem Hintern wackelten.
» Huldigt der hochwohlgeborenen Hurenfürstin « , sangen sie.
Elsa versuchte ihnen zu entkommen, doch jedes Mal stieÃen die Männer sie zurück.
» Lasst mich « , schrie sie. » Henning! Henning, hilf mir! So hilf mir doch! «
Doch Henning schlief weiter, ohne sich zu rühren. Zum ersten Mal war Elsa nicht voller Fürsorge und Mitleid für ihren ohnmächtigen, vom Rausch niedergezwungenen Mann. Sie war zutiefst enttäuscht von ihm. Auf einmal war da noch ein anderes, viel schwärzeres Gefühl, das sie inmitten des Tumults um sie herum wie ein Lufthauch streifte: Verachtung. Wie konnte er als ihr Ehemann es zulassen, dass sie dem besoffenen Pöbel ausgeliefert war?
Plötzlich wurde die Kette dieses Pöbels von auÃen gesprengt. Jemand fasste sie am Arm und zog sie aus dem Kreis heraus. Es war Max Richter.
» Die Party ist vorbei « , sagte er. » Ihr lasst Frau Matthes von jetzt an in Ruhe. «
» Verschwinden Sie aus meinem Haus, Richter « , keifte Vandervalt ihn an. » Mischen Sie sich da gefälligst nicht ein. Ich habe Ihnen erlaubt, ein paar Arbeiter auf meiner Plantage zu verarzten, aber wenn Sie dafür Geld haben wollen,
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