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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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zerstritten. Und dass Henning ihr kein Geld zurückgelassen hatte – nun, er hatte gedankenlos gehandelt, wie so oft. Vielleicht kehrte er ja schon mit dem nächsten Schiff nach Port Rabaul zurück. Somit war es besser, ihm nicht nachzureisen.
    Elsa strengte sich an, ihre Gedanken zu ordnen. Sie hatte ihre Schwiegereltern verständigt sowie um Hilfe in der Heimat ersucht. Mehr konnte sie im Moment nicht tun.
    Als Nächstes brauchte sie eine Bleibe. Zu Vandervalt konnte und wollte sie nicht zurück. Ein Hotel schied angesichts ihres Geldmangels aus. Ihr fiel die kleine Kontorwohnung am Hafen ein, von der sie annahm, dass sie der Reederei Matthes gehörte – und damit gewissermaßen auch ihr. Dort angekommen, erfuhr sie allerdings, dass Henning die Wohnung schon vor Monaten verkauft hatte.
    Elsa kannte niemanden in Port Rabaul gut genug, um bei ihm anklopfen und um vorübergehende Aufnahme bitten zu können. Freunde hatte sie keine, die nächsten Verwandten waren tausende Meilen entfernt. Ihr Leben war monatelang ganz auf Henning zugeschnitten gewesen. Nach einigem Überlegen fielen ihr zwei Menschen ein, die ihr in der Vergangenheit schon einmal geholfen hatten: Max Richter und Myrtle Maloy.
    Elsa wagte kaum sich zu setzen, weil sie fürchtete, mit ihrem feuchten, schmutzigen Kleid die hellen Sesselbezüge zu ruinieren. Daher saß sie, ähnlich einer Schülerin vor der Direktorin, nur auf der Kante, als Myrtle Maloy sich in einem knöchellangen pastellblauen Kleid vor einem geblümten Teegeschirr niederließ und ihr eine Tasse reichte. Fräulein Bleulich, die zufällig anwesend war, achtete darauf, dass Elsa drei Löffel Zucker hineintat, weil das angeblich gut für die Nerven war.
    Â» Nun denn « , seufzte die Missionarswitwe und fügte hinzu, als würde es die ganze Lage beschreiben: » Da wären wir also. «
    Myrtle Maloy wurde nicht gerne aufgehalten, und für diesen Nachmittag war eine Sitzung ihres » Komitees zur Hebung des sittlichen Anstands « angesetzt, wie Fräulein Bleulichs demonstrativer Blick auf die Uhr ihr immer wieder in Erinnerung rief. Trotzdem nahmen die beiden Damen sich für Elsa Zeit. Ja, es schien sogar, als seien sie, verborgen zwischen etlichen Beileidsbekundungen, überaus erfreut, Elsa zu sehen, obwohl sie in einem erbärmlichen Zustand in ihr Haus kam.
    Â» Ich verstehe immer noch nicht, was passiert ist « , klagte Elsa, und das war die Wahrheit, denn sie ahnte, dass es ihren Erklärungsversuchen vorne und hinten an Vernunft fehlte.
    Â» Oh, da besteht kein Zweifel « , sagte Myrtle Maloy. » Mister Matthes wurde von seinem Vater telegrafisch zurückbeordert, der ihm sicher mit Enterbung gedroht hat. Ihr Gatte sah keine andere Wahl, als dem nachzugeben. Diese Handelsleute kennen nur eine Richtschnur in ihrem Leben, nämlich das Geld. «
    Â» Aber ich habe doch Verständnis für Hennings Lage. Wieso hat er nicht mit mir darüber gesprochen? «
    Â» Liebes Kind, es gehört sehr viel Mut dazu, einem Menschen ins Gesicht zu sagen, dass man ihn im Stich lässt. «
    Elsa ließ beinahe ihre Tasse fallen, sie stellte sie zittrig auf den Tisch.
    Â» Im Stich lässt? « , rief sie.
    Myrtle Maloy trank einen Schluck Tee. » Es hat den Anschein, als hätte Mister Matthes seinen Eltern ein paar Informationen verschwiegen, die Ihre Person betreffen. Durch Ihren Brief sind diese ans Licht gekommen. Sie glauben ja nicht, wie oft so etwas passiert. «
    Â» Aber … aber er muss sich meiner doch nicht schämen. Ich bin … ich bin von vornehmer Geburt. Ich wurde ehelich geboren. Mein Vater war … ein höchst honorabler Mann, ein Kapitän, ein Deutscher. Und meine Mutter war von königlichem Blut. Meine Mitgift ist ansehnlich. Ich bin … ich bin … «
    Â» Samoanerin, mein Kind. Mischblut. Gottlose Leute sehen nur das in Ihnen. Sie glauben ja gar nicht, wie niederträchtig die Menschen sein können, ich erlebe es jeden Tag. «
    Fräulein Bleulich nickte heftig, wohingegen Elsas Kopf sich drehte.
    Â» Wie furchtbar! « , entfuhr es ihr. » Mit dem Brief wollten wir seine Eltern doch auf meine Seite ziehen. «
    Â» Wir? « , fragte die Maloy.
    Â» Nun haben wir das genaue Gegenteil erreicht. «
    Â» Wir? «
    Â» Wenn ich mich recht erinnere, war es Ihr Vorschlag, den ich in die Tat umgesetzt habe. «
    Die Ratgeberin zuckte

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