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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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selbstquälerischen jungen Mann vor sich, hin- und hergerissen, ob er zu seiner Frau stehen oder sie von seinem großen Versagen erlösen sollte. Sie betrachtete seine Flucht als einen zwar törichten, aber großartigen Liebesbeweis. Max hingegen sah einen arroganten, rückgratlosen Drückeberger und Opportunisten vor sich, der die Samoanerin bloß ausgenutzt hatte.
    Â» Elsa! Die Ehe ist für ihn beendet. Er hat eine Prinzessin geehelicht, nicht Sie. Überall hat er damit angegeben, in eine Königsfamilie eingeheiratet zu haben. Nur in Deutschland, vor allem in Norddeutschland, hätte das nicht gewirkt. Seine hanseatischen Eltern haben ihm den Kopf gewaschen, die Schulden taten ein Übriges, er ist abgehauen und gibt Sie nun mit diesem Fetzen Papier frei. «
    Â» Entscheidend an dem Telegramm ist doch der zweite Halbsatz. ›Das kann ich nicht verlangen.‹ Was sollte das anderes sein als ein Hilfeschrei? «
    Â» Ein feiges Hintertürchen. «
    Â» Sie haben von solchen Dingen keine Ahnung, Sie sind ein Mann. «
    Â» Henning, der den Satz geschrieben hat, ist auch einer. «
    Â» Ich verstehe Sie nicht. Ich verstehe Sie einfach nicht. « Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, begriff sie eben doch. Sie entdeckte die Antwort, das Verständnis in Max’ Augen, und für mehr als nur einen Augenblick ließ sie den Gedanken zu, dass jemand, der nicht ihr Ehemann war, sie liebte. Dass es jemanden, dass es etwas jenseits von Henning Matthes und seiner Liebe zu ihr geben könnte.
    Warte nicht auf mich, das kann ich nicht verlangen.
    Tausend Gedanken wirbelten in ihrem Kopf umher, sodass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Sie wollte sich in die Arme des Arztes stürzen, es wäre ihr wie ein ganz natürlicher Vorgang vorgekommen. Aber irgendetwas hielt sie zurück. Ihre Erziehung? Der Trauschein? Hennings Schatten? Max selbst? Hatte er ihr nicht eben noch gesagt, wie sehr er sich vor einer Beziehung fürchtete? Fürchtete sie sich nicht ebenso davor, eine Ehefrau ohne Ehemann zu sein?
    Â» Also gut « , flüsterte sie. » Ich bleibe. «
    Einerseits war Elsa erleichtert. Andererseits fühlte sie sich wie eine Hure.

Z weiter Teil – »Hure«

Verführungen
    Nach der Entscheidung, Henning nicht nachzureisen, sah Elsa die Matupi Bay und Port Rabaul mit anderen, viel aufmerksameren Augen. Sie wusste auch nicht genau, was sich verändert hatte. Die Bucht sah eigentlich aus wie immer, und das Tagwerk blieb ebenfalls gleich. Elsa half Max in der Praxis, sie lernte von ihm, Verbände anzulegen und Wunden zu säubern, aber die meiste Zeit war sie mit Aufräumen, Putzen und Waschen beschäftigt, und in der übrigen Zeit ging sie spazieren. Manchmal blieb sie grundlos stehen, einer inneren Stimme folgend, und sah sich aufmerksam um. Dann beobachtete sie die Palmweinzapfer, die mit einem Messer im Mund und einer Kokosschale um den Hals die Bäume erklommen. Tausendmal hatte sie dergleichen schon gesehen, doch diesmal ließ sie sich Zeit. Sie lauschte den Alarmschreien der Flughunde, verfolgte die Landemanöver der riesigen Mynahvögel oder nahm ganz bewusst die Stille wahr, die in der Praxis herrschte, sobald Max unterwegs war. Langsam strich sie mit der Hand über das Bord mit den Medizinbüchern, den Wasserkessel, das Verandageländer, ehe sie sich auf eine Matte setzte und eine Weile gar nichts tat. Kehrte sie von einem Spaziergang zurück, blieb sie in einigem Abstand vor den kleinen Hütten stehen, die wie Vogelnester in den Hügel gebaut waren, und musste unwillkürlich lächeln. Sie schlief nach wie vor in dem Bett von Max, das in einem kleinen Anbau stand, während er auf dem Patientenbett nächtigte.
    Die Beziehung zu ihm blieb ihr genauso rätselhaft wie die gefühlte Veränderung in der Matupi Bay. War diese Hütte, diese Bucht nun ihr Zuhause oder nicht? Sie wusste es nicht, und Max zwang ihr die Entscheidung darüber nicht auf. Wollte er, dass sie sich erst ganz sicher war, bevor er den nächsten Schritt machte?
    Elsa lebte in einem Familienstand, den es eigentlich nicht gab. Sie war ein bisschen verheiratet, ein bisschen geschieden, ein bisschen ledig und irgendwie auch ein bisschen verwitwet. Noch zögerte sie, sich endgültig auf eines davon festzulegen.
    Zweifellos spürte Max, was in ihr vorging. Oder hatte sie in seinen Augen nur das gesehen, was sie sehen

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