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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ihre Gedanken lesen zu können, ja, vielleicht zielte seine Bemerkung sogar auf Elsa ab.
    Er sagte: » Ihre Kindheit in Samoa, Ma’am, war sicherlich nicht einfach. «
    Obwohl die Dunkelheit sie beide fast verschluckt hatte und nur ein wenig Mondlicht in ihren Augen glitzerte, sah sie ihn an. » Bitte sagen Sie doch Elsa zu mir. « Bevor er das Angebot erwidern konnte, fuhr sie fort: » Ich hatte die typischen Mischlingsprobleme, ich war wie eine Aussätzige im eigenen Land. Mein Vater war fast immer auf See, ich habe ihn kaum zu Gesicht bekommen, und er ist schon früh gestorben. Andererseits, ohne die Handelsschifffahrt würde es mich überhaupt nicht geben. Ich verdanke meine Existenz dem Welthandel … und der Reederei Matthes. «
    Â» Matthes? Aber das ist doch die Reederei … «
    Â» … meines Schwiegervaters, ja. Ein seltsamer Zufall, nicht wahr? «
    Â» Allerdings « , antwortete er in einem Unterton, der ihr nicht gefiel. Daher wechselte sie rasch das Thema.
    Â» Wie leicht oder schwer hatten Sie es, Max? «
    Er zündete sich eine Pfeife an. Das sah sie zum ersten Mal bei ihm, und es überraschte sie, weil die mit Tabak gestopfte Holzpfeife ein typisch europäisches Attribut war. Es schien, als würden mit der Erinnerung an seine Jugend auch alte Gewohnheiten geweckt.
    Â» Mein Vater legte großen Wert auf Gründlichkeit und Genauigkeit, meine Mutter auf Fleiß und Frömmigkeit. Ich habe Rechtswissenschaften studiert, mit dem Ziel, Steueranwalt zu werden. Kurz, ich war der Inbegriff eines Deutschen. «
    Elsa schmunzelte. » Was hat Sie abtrünnig werden lassen? «
    Â» Eine Postkarte von meinem Vetter, der als Handelsvertreter die Südsee bereiste. Ich sehe dieses Schiff in der Lagune noch heute vor mir, dazu Palmen, Sand, verstreute Hütten, Eingeborene … Obwohl die Postkarte schwarz-weiß war, spürte ich die Farben, die Sonne und den Wind, die wunderbare Einfachheit des Lebens. Ich studierte zwei Semester Medizin in Frankfurt, dann packte ich meine Sachen und beendete mein Studium in Papeete auf Tahiti. Nicht gerade eine renommierte Universität, aber immerhin. «
    Â» Man nimmt an, Sie seien ein Scharlatan. «
    Â» Myrtle Maloy nimmt alles an, was ihr in den Kram passt. Sie hat zu Hause einen brennenden Dornbusch, mit dem sie kommuniziert und der ihr genau das erzählt, was sie hören will. «
    Elsa lachte, und Max lächelte darüber.
    Â» Waren Sie nie … « Elsa zögerte, die Frage zu stellen, die ihr auf der Zunge lag. » Waren Sie je … gebunden? An eine Frau, meine ich. Sie wissen schon, verlobt, verheiratet oder … nun ja … «
    Â» Ob ich je verliebt war? Zielt Ihre Frage darauf ab? «
    Sie hätte erröten sollen und wollte es auch, doch es ging nicht. Vielleicht weil es in der Dunkelheit gar keinen Sinn ergab.
    Â» Verliebt zu sein ist wunderschön « , antwortete er. » Zugleich ist es das Anstrengendste, was man sich vorstellen kann. Die Liebe verändert die Menschen. Sie kann Helden aus uns machen oder Trottel, wilde Tiger oder dressierte Pudel. «
    Â» Was hat sie aus Ihnen gemacht? «
    Â» Einen Angsthasen « , gestand er lachend, wurde jedoch sogleich wieder ernst. » Sehen Sie sich um. Ich bin glücklich in meiner Hüttenpraxis, aber welche Frau würde dieses Leben mit mir teilen wollen? Früher oder später würde sie versuchen, mich zu ändern, und davor habe ich Angst. Ich möchte derjenige bleiben, der ich bin. Ich interessiere mich nicht für Geld und ein gemauertes Zuhause. Kaum eine Europäerin lässt sich dauerhaft auf einen solchen Mann ein. Und was die Südseefrauen angeht … Elsa, Sie wissen, dass ich dieses Land und seine Menschen liebe, aber der Kontakt zu den Weißen hat eine Menge zum Schlechten verändert. Viele Einheimische sind berechnend geworden, und ehe man sichs versieht, steckt man in irgendeinem Schlamassel drin und wird zum Geldbeschaffer der Familie der Braut. Das ist einer der Gründe, weshalb so viele weiße Männer bei Nacht und Nebel verschwinden. «
    Max korrigierte sich sofort. » Entschuldigen Sie, so habe ich das nicht gemeint. Ihr Fall liegt völlig anders. Bitte vergessen Sie, was ich gerade gesagt habe, es war dummes Zeug. Sie tragen keine Schuld an dem, was Ihnen widerfahren ist. «
    Â» Schon gut, ich weiß, wie Sie es gemeint haben. Ich gehe nicht

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