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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wollte? Machte sie sich etwas vor?
    Dann traf das nächste Telegramm für Elsa ein. Max brachte es von der Telegrafenstation mit. Es war in Alexandria aufgegeben worden, und man brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, von wem es kam. Hennings Schiff hatte den Indischen Ozean verlassen, hatte das Rote Meer und den Suezkanal passiert und nahm in Ägypten Proviant und Kohlen an Bord.
    Â» Machen Sie es nicht auf « , bat Max. » Verbrennen Sie es. «
    Zwei Tage lang lag das Fernschreiben auf der Anrichte neben dem Obst, und alles in dem Verhalten von Elsa und Max verriet, dass es sich um ein höchst gefährliches Objekt handelte. Es war, als hätte sich eine Schlange ins Haus geschlichen, die zusammengerollt im Obstkorb lag und nur darauf wartete hochzuschnellen. Elsa machte einen Bogen um die Anrichte, und Max vergewisserte sich regelmäßig mit Blicken aus sicherer Entfernung, dass das Telegramm noch dort lag.
    Am dritten Tag war es verschwunden. Es lag, noch immer ungeöffnet, auf dem wackligen Tisch vor der Hütte, so als wolle Elsa den Wind darüber entscheiden lassen, ob es hierbleiben oder im Wald verschwinden sollte. Der Passat wehte es zurück in die Hütte.
    Am Morgen des vierten Tages entdeckte Max es geöffnet auf dem Esstisch. Elsa saß davor und nestelte an ihrer Unterlippe.
    Max las: » Wie soll ich ohne dich leben? Ich brauche dich. Verzeih mir. «
    Er legte es auf den Tisch zurück und wechselte mit Elsa einen langen Blick. Vielleicht hoffte er, dass sie den Anfang machte, aber sie tat es nicht.
    Nach einer Weile des Schweigens sagte er: » Er wird ja regelrecht beredt. Drei Sätze, immerhin. «
    Elsa schloss die Augen wie unter einem stechenden Kopfschmerz. » Bitte, Max « , sagte sie müde. » Keinen Sarkasmus. «
    Â» Entschuldigung. Wie soll ich mich Ihrer Meinung nach verhalten? «
    Sie machte eine hilflose Geste. » Irgendwie. Nur nicht sarkastisch. «
    Â» Also gut. Zerknüllen Sie das Papier, geben Sie es mir, und ich brate uns ein Ei auf dem Feuerchen. Ich meine es ernst, Elsa. Vergessen Sie diesen Kerl. «
    Â» Er ist mein Mann « , brach es laut aus ihr heraus, und sie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. » Wir sind verheiratet. Unser Bund ist fürs Leben. «
    Â» Meine Güte, Elsa, er ist der Erbe der Reederei, bei der Ihr Vater angestellt war, und er kommt aus derselben Stadt. Im Grunde haben Sie nicht ihn geheiratet, sondern … «
    Mit offenem Mund starrte Elsa ihn an. Schließlich stammelte sie: » Man hat noch nie … man hat noch nie etwas Niederträchtigeres zu mir gesagt als das. «
    Â» Dieser Mann « , erwiderte Max, » hat Sie vor seinen Eltern verleugnet, er hat einen Berg Schulden angehäuft, er hat durch seinen Suff zugelassen, dass seine Freunde Sie beleidigen konnten, er hat Ihre Mitgift abgeräumt, Sie einfach sitzen lassen … und ich bin niederträchtig? «
    Darauf wusste Elsa keine Antwort, daher brach sie das Gespräch ab und legte sich vollends verwirrt ins Bett. Verständlicherweise verlangte Max, dass sie Hennings nach Hilfe ausgestreckte Hand ausschlug. Aber musste sie nicht alles, wirklich alles versuchen, um ihre Ehe zu retten und doch noch das Leben zu führen, nach dem sie sich jahrelang gesehnt hatte? War sie sich das nicht selbst schuldig? Ihren Träumen und Hoffnungen? Gewiss, Henning hatte sich falsch verhalten. Doch er war dabei, seinen Fehler einzusehen. Sollte sie allen Ernstes alles, woran sie glaubte – die eine große Liebe, die Treue, die Ehe, die Zukunft als Deutsche in Deutschland –, einer einzigen Kränkung und des Stolzes wegen über Bord werfen? Dann wäre sie nur neuerlich eine Ausgestoßene, oder etwa nicht? Wenn sie bei Max blieb, und es gab eine laute Stimme in ihrem Herzen, die dafür plädierte, wäre sie für die Welt im Grunde eine Kurtisane, eine Hure.
    Dann wurde Max zu einem Notfall gerufen, und bevor er zurückkehrte, verließ Elsa sein Zuhause.
    Â» Lassen Sie nur, Gung, ich mache schon auf. «
    Paulette hatte Elsa den Serpentinenweg hochkommen sehen und ließ es sich nicht nehmen, ihr persönlich die Tür zu öffnen. Natürlich hatte sie von Elsas Missgeschick gehört, und sie bedauerte es durchaus, wenn auch nur, weil Titus nun seinem Ziel, eine dritte Frau ins Haus zu holen, einen Schritt näher gekommen war. Im Übrigen gönnte sie Elsa

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