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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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und hielt ihr die Wagentür eines Bentleys auf. Auf der Fahrt zum Hafen war Elsa ganz ruhig. Sie erinnerte sich nicht, wann sie das letzte Mal so empfunden hatte. Erstaunlich, vor der schwierigsten und weitesten Reise ihres Lebens empfand sie nicht die geringste Anspannung, was ihr überdies so natürlich erschien, dass sie erst kurz vor Simpson Harbour darüber nachdachte, woher diese Ruhe rühren mochte.
    Es musste an dem Opium liegen, das Gung ihr vor dem Einschlafen aufs Zimmer gebracht und entzündet hatte.
    Als sie aus dem Wagen stieg, erblickte sie Max. Er war unrasiert, müde und sah dennoch blendend aus. Seine Augen suchten unruhig den Hafen nach ihr ab. Ein Impuls ging durch Elsas Körper, ihre Wange an seine zu schmiegen, das Kratzen der kleinen braunen Barthaare zu spüren, die raue Haut seiner Hände …
    Der Arzt bemerkte sie erst, als sie neben ihm stand. Die Art, wie er sie ansah, stieß ihr wie eine Nadel ins Fleisch, doch seltsamerweise spürte sie den Schmerz nach der ersten Sekunde nur noch schwach, so als würde er durch ein dickes Fell abgemildert. Auch die Schwermut der Situation konnte sie nur stark gefiltert empfinden, als ein dumpfes, fernes Gefühl.
    Â» Ich dachte mir, dass ich Sie hier finde « , sagte er. » Gehofft habe ich es nicht. «
    Eine ganze Weile standen sie bloß da und sahen sich an, während die letzten Passagiere an Bord gingen und die Mannschaft das Ablegemanöver vorbereitete.
    Â» Ich muss ihm nachfahren, verstehen Sie das denn nicht? Was wäre ich für eine Frau, wenn ich nicht alles dafür hergeben würde, um den Mann zu lieben, den ich geheiratet habe? «
    Â» Eine freie Frau. «
    Vielleicht hatte er recht. Vielleicht war eine Frau, die liebte, niemals frei.
    Â» Sie sehen jemanden in mir, der ich nicht bin « , sagte sie. » Ich erwarte weitaus weniger vom Leben, als Sie glauben. Ich möchte einfach nur ankommen, meine Bestimmung finden, und meine Bestimmung ist ein Leben in meinem Vaterland an der Seite von … «
    Â» Ausgerechnet Henning Matthes. «
    Â» Sie vergessen immer wieder, dass ich diesen Namen ebenfalls trage. Ich bin Frau Henning Matthes. «
    Â» Sie sind Elsa Fa’alua Jensen-Matthes. Ich weiß, Sie haben sich Ihre ganze Jugend hindurch danach gesehnt, endlich geliebt zu werden und lieben zu dürfen. Nur leider haben Sie sich den falschen Mann dafür ausgesucht. «
    Â» Sie haben Ihren Standpunkt deutlich gemacht. Trotzdem haben Sie kein Recht, sich in mein Leben einzumischen. «
    Gung störte sie, als er sagte: » Ihr Gepäck ist bereits an Bord, Hoheit. Kabine zwölf, erste Klasse. Hier ist Ihr Schlüssel. Gute Fahrt. «
    Max sah ihm nach.
    Â» Gegen Warwicks Einmischung scheinen Sie nichts zu haben. «
    Â» Er ist mir behilflich. «
    Â» Das bin ich auch. Außerdem sage ich Ihnen die Wahrheit. Henning will Sie nicht haben, und Sie werden die Erfahrung machen, dass auch Deutschland Sie nicht haben will. «
    Sie wandte sich abrupt ab und betrat den Steg. Max ergriff ihre Hand. » Elsa, es tut mir leid. Ich … ich kann dich nicht gehen lassen, ohne dir zu … «
    Â» Bitte nicht « , flehte sie. Sie wusste, was er sagen wollte, jene drei magischen Worte, die in unzähligen Büchern stehen und zu jedem Leben dazugehören wie Geburt und Tod. Jene Worte, die auch in ihr für ihn bereitstanden, nur unvollkommen zugedeckt von ihrer protestantischen Erziehung, der Verleugnung … Aber es konnte nicht sein, was nicht sein durfte. Und das durfte definitiv nicht sein, aus vielerlei Gründen. Der jüngste Grund war vielleicht der entscheidende: Elsa war schwanger.
    Wochenlang war sie so sehr mit ihren Ängsten und Hoffnungen beschäftigt gewesen, dass sie die Signale ihres Körpers nicht beachtet hatte, doch inzwischen war sie sich sicher.
    Wenn Henning erst erfuhr, dass sie ein Kind erwartete, würde er sich ihr wieder zuwenden, und alles nähme ein gutes Ende. Und für Max war es auch besser so. Welche Liebe war hoffnungsloser als die zu einer verheirateten Frau, die ein Kind von ihrem Mann erwartete?
    Â» Bitte lassen Sie mich gehen « , flehte sie und versuchte, durch das Sie die Distanz wiederherzustellen, die für wenige Augenblicke zusammengebrochen war.
    Sie entzog ihm ihre Hand. » Leben Sie wohl. Ich wünsche Ihnen nur das Allerbeste. Vergessen Sie mich. «
    Â» Elsa! «
    Damit eilte sie

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