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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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müssen jeden Moment hier sein. «
    Elsa konnte sich über der Behandlung durch ihre Schwiegermutter nicht beklagen. Sie wurde im schönsten Salon mit Tee und Gebäck bewirtet und mit ihrem Vornamen angesprochen, wenngleich gesiezt, was gute hanseatische Tradition war. Jede Schwiegertochter wäre von den Eltern ihres Mannes beim ersten Kennenlernen so empfangen worden. Elsa wiederum gab sich größte Mühe, jene Schwiegertochter zu sein, von der sie glaubte, dass Bente Matthes sie sich für ihren Sohn wünschte. Geschickt hantierte sie mit dem Teegeschirr, als sie mit Billigung der leicht zittrigen Hausherrin das Eingießen übernahm, sie flocht einige bremische Ausdrücke in die Unterhaltung ein und erkannte sogar den Klaben, ein für die Hansestadt typisches Gebäck, was bei der Bremerin sichtlich Erstaunen auslöste.
    Â» Ich habe Henning sehr vermisst « , sagte Elsa, um ein wenig persönlicher zu werden, weshalb sie es auch ganz bewusst unterließ, auf die Umstände der plötzlichen Trennung einzugehen. » Und ich weiß, dass es ihm genauso ergangen ist. Er ist ein so guter Mann. «
    Welche Mutter hörte so etwas nicht gerne? Bente Matthes lächelte zum ersten Mal, seit sie ihre Schwiegertochter begrüßt hatte. Ihr Lächeln wurde jedoch auf eine harte Probe gestellt, als Elsa hinzufügte: » Ich liebe ihn wirklich sehr, und ich bin überglücklich, Ihnen mitteilen zu können, dass ich guter Hoffnung bin. «
    Bente Matthes schien sich nicht sicher zu sein, ob die Nachricht von ihrem ersten Enkelkind sie in helle Begeisterung oder erneute Verwirrung stürzen sollte, jedenfalls schwankte ihr Gesichtsausdruck stark zwischen diesen beiden Möglichkeiten. Als sie die Türglocke hörte, rief sie erlöst: » Da sind sie. Ich wusste es doch. «
    Mühevoll erhob sie sich und eilte zur Eingangshalle, vielmehr versuchte sie es, denn mit ihren Trippelschritten kam sie nicht weit. Bevor sie ihrem Mann die Neuigkeit von Elsas Schwangerschaft überbringen konnte, war er bereits in den Salon eingetreten.
    Bei seinem Anblick, dem breiten Mund, der Zunge, die auf den Lippen spielte, und den großen Knopfaugen, mit denen er Elsa fixierte, musste sie unwillkürlich an einen Waran denken. Alfons Matthes war genauso massig wie seine Frau, was ihn jedoch nicht von ausschweifenden Bewegungen abhielt. Im Gegenteil, der große Mann schritt kräftig aus, während seine kleine Gattin hinterhertrippelte.
    Â» So « , sagte er, wobei er die Arme in die Hüften stemmte, » Sie sind also Elsa Fa’alua Jensen? «
    Elsa nickte, korrigierte ihn jedoch sanft: » Prinzessin Elsa Fa’alua Matthes. Ich trage jeden einzelnen dieser Namen voller Stolz und Würde. «
    Es war schwer, einen Mann wie Alfons Matthes zu beeindrucken, der ein traditionsreiches Unternehmen sein Eigen nannte. Und eine Frau hatte es erst recht schwer bei ihm. Dennoch gelang es Elsa, indem sie die Augen demütig niederschlug, während sie aufrecht stehen blieb und ihrer Stimme einen festen Klang verlieh.
    Â» So, so, Sie wissen offenbar, was Stolz und Würde sind. Das ist ja schon mal nicht schlecht. Deswegen haben wir Deutschen uns auch immer so gut mit den Samoanern verstanden. Habe gehört, wir waren dort zu Kolonialzeiten recht beliebt, das können wir ja nicht von allen unseren Kolonien behaupten. «
    Â» Das ist wahr, die Samoaner haben … «
    Â» Hören Sie, Elsa, ich bin kein Mann vieler Worte, daher will ich frei heraus mit Ihnen reden. Erstens: Henning hat mir gesagt, dass Sie mit seinen Schulden nichts zu tun hatten, sondern vielmehr versucht haben, ihn zur Vernunft zu bringen. Das rechne ich Ihnen hoch an. «
    Â» Danke, ich … «
    Â» Zweitens: Henning ist vor einigen Wochen völlig durcheinander hier angekommen, und Ihr Eintreffen hat ihn erneut verstört. Ich habe ihn soeben nach England geschickt, er sitzt bereits im Zug nach Calais. «
    Â» Wohin nach England? « , fragte sie enttäuscht.
    Â» Einfach nach England. Ich will nicht, dass er und Sie sich wiedersehen … jedenfalls nicht im Moment. «
    Â» Aber … «
    Â» Drittens: Sie werden eine gewisse Zeit in diesem Haus leben, sagen wir zwei, drei Wochen, bis wir uns ein Bild von Ihnen gemacht haben. Meine Frau erklärt Ihnen die Hausregeln, an die Sie sich bitte halten werden. Ich gebe zu, dass mein erster Eindruck von Ihnen

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