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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Fotomodelle, Models oder die Geliebten eines wohlhabenden Mannes.
    Als Erste kam Sweta heraus, in einer silbrigen, netzartigen Tunika, betrachtete sich im riesigen Spiegel und bat die Verkäuferin nachzusehen, was da unter den Armen zwickte; dann erschien Ira in einem schwarzen Kleid mit entblößten Schultern und weit schwingendem Rock und verlangte einen Handspiegel, um zu sehen, wie es hinten saß. Anschließend verschwanden beide wieder und tauchten nach einer Weile in einem anderen Modell auf.
    »Die bitte nicht wegräumen«, bat Sweta, »wir probieren sie noch mal an.«
    Die Verkäuferin lächelte. »Aber gern.«
    Nach zehn Minuten hatte sie das Gefühl, doppelt zu sehen, ihr war direkt ein wenig schwindlig vom ständigen Hin und Her der beiden vollkommen gleichen Gesichter. Die Zwillinge waren so quicklebendig und quirlig, dass die Verkäuferin kaum hinterherkam. Offenbar wollten die beiden Hübschen sämtliche Modelle in der Boutique anprobieren.
    »Kuck mal, wie gefalle ich dir in diesem zerrissenen Strumpf?«, fragte Ira, als sie in einem langen, eng anliegenden Kleid aus himmelblauem Stretchsamt aus der Kabineschwebte. An den Hüften, auf dem Bauch und auf dem Rücken waren geometrische Löcher.
    »Das ist von Chanel«, bemerkte die Verkäuferin leise, »aus der neuesten Kollektion. Dreiundvierzigtausend«, verkündete sie leise, mit gesenktem Kopf.
    Sie arbeitete erst seit zwei Monaten in der Boutique und hatte sich noch nicht an die astronomischen Preise gewöhnt; sie schien sich zu genieren, diese Zahlen laut auszusprechen, als sage sie etwas Obszönes.
    »Ganz schön teuer, fast zweitausend Dollar …«, sagte Sweta gedehnt.
    »Das ist schließlich Chanel, nicht wahr«, rechtfertigte sich die Verkäuferin und griff zum Taschenrechner, »tausendachthundertfünfzig nach aktuellem Kurs. Wenn Sie sich definitiv entscheiden, setze ich mich mit dem Geschäftsführer in Verbindung, wir könnten Ihnen einen Nachlass von zehn Prozent anbieten.«
    »Vielleicht einigen wir uns auf tausendfünfhundert?«, fragte Sweta geschäftig.
    »Ich versuchs.« Die Verkäuferin lächelte und wählte die Handynummer des Geschäftsführers. Er erlaubte ihr, das Chanel-Kleid für tausendfünfhundert Dollar zu verkaufen.
    »Mir gefällt so selten mal was, und außerdem, es ist ja praktisch für uns beide …«, rief Ira aus der Kabine.
    »Wo ist hier eine Wechselstube?«, fragte Sweta, als ihre Schwester wieder herauskam.
    Die Verkäuferin atmete erleichtert auf. Wenn sie das sündhaft teure Kleid tatsächlich verkaufen konnte, war der Tag erfolgreich gelaufen. Es war eine winzige Größe, nur für blutjunge, dürre Dinger gemacht, und gelinde gesagt ziemlich extravagant. Die Verkäuferin fürchtete, die Mädchen könnten es sich anders überlegen und verschwinden, und war bereit, auch Dollar anzunehmen, doch da kam eine unsympathische Dame mittleren Alters herein und mit ihr der Wachmann. Der Geschäftsführer schärfte der Verkäuferin jeden Morgen ein,dass sie auf gar keinen Fall Dollar annehmen dürfe, nur Rubel.
    »Die Wechselstube ist im Erdgeschoss. Ich warte auf euch, Mädels.«
    Die beiden lächelten und verließen die Boutique. Die Verkäuferin raffte den Kleiderhaufen aus der Kabine, konnte die Sachen aber nicht sofort wieder an ihren Platz hängen. Die neue Kundin verlangte hartnäckig nach Aufmerksamkeit. Die Verkäuferin wählte also erst einmal mehrere leichte Jacketts und Blusen für sie aus. Die Dame verschwand in der Kabine, kam aber gleich wieder heraus.
    »Schauen Sie, hier hat jemand eine Tasche stehengelassen.«
    Sie hielt eine kleine grellrote Tasche aus künstlichem Lackleder mit einer dicken Kette aus Goldimitat in der Hand. Die Verkäuferin überlegte, dass dieses billige Ding kaum den hübschen Zwillingen gehören konnte, außerdem waren die beiden vor ihren Augen mit weißen Ledertaschen in der Hand hinausgegangen. Vergebens versuchte sie sich zu erinnern, wer vor den beiden in der Kabine gewesen war. Besser, sie schaute in die Tasche – vielleicht enthielt sie Papiere, einen Ausweis, ein Notizbuch …
    Die Verkäuferin nahm die Tasche in die Hand und öffnete den Schnappverschluss. Eine Explosion ließ auf der ganzen Etage Schaufensterscheiben und Spiegel zu Bruch gehen; fünfundvierzig Personen wurden verletzt, vier Personen getötet. Die drei, die sich unmittelbar am Ort der Explosion befunden hatten, wurden buchstäblich in Stücke gerissen. Im benachbarten Antiquitätengeschäft fiel ein riesiger

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