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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Arm.
    »Weint da etwa ein Baby?«, fragte Mitja erstaunt.
    »Ja, Mitja, ich habe ein Kind. Die kleine Mascha. Haben meine Eltern dir das nicht gesagt?«
    »Nein. Sie haben gar nichts gesagt. Mascha also? Wie alt?«
    »Drei Monate und zwei Wochen.«
    »Warum rufst du an, Xenia?«
    »Ich weiß nicht. Wenn ich dir sage, dass es mir schlecht geht, dann erklärst du mir, dass man nie klagen darf, dass man ein kaltes, rätselhaftes Biest sein muss. Also bin ich lieber ein Biest und sage, es ist alles bestens. Ich rufe nur so an, aus Langeweile. Weißt du, jetzt mit dem Baby hab ich eine Menge Freizeit. Weil ich nämlich klug bin und den Richtigen geheiratet habe. Ich habe eine Haushälterin und muss mich um nichts kümmern. Ich habe einen reichen Mann, eine tolle Schwiegermutter, die beiden lieben mich abgöttisch, ich habe Geld wie Heu und noch mehr Glück. Und ich bin heilfroh, dass du damals nicht gekommen bist. Erinnerst du dich, wir wollten ins Kino, aber da hast du dich plötzlich mit deiner Dingsda versöhnt, an die du dich angeblich nicht mehr erinnerst.«
    Xenia war so aufgeregt, dass sie den Weißblonden einen Augenblick vergaß.
    »Ja, ja, ich war ein Idiot, ich bin schuld, und ich hab mir selber damit mehr angetan als dir«, sagte er hastig. »Wenn das Kind nicht wäre, hätte ich noch Hoffnung, aber ich kenne dich zu gut. Wie lange haben wir uns nicht gesehen? Ein Jahr und zwei Wochen…«
    »Das weißt du so genau? Ja, stimmt. Dann noch mal flüchtig im Krankenhaus, aber das zählt ja nicht.«
    »Vielleicht kommst du doch her?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.« Sie legte auf. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Der Weißblonde stand noch immer da.
    »He, was glotzt du so?«, rief Xenia ihm zu. »Denkst du, ich hab Angst? Hallo, Genosse Milizionär!«, schrie sie aus vollem Hals, obwohl sie nirgendwo einen Milizionär sah. »Hilfe! Miliz! Hilfe!«
    Die Passanten drehten sich um, zwei Männer blieben stehen und kamen auf Xenia zu.
    Für einen Augenblick verdeckten sie den Weißblonden, und Xenia wusste: Wenn sie sich nach ihm umdrehen würden, wäre er schon verschwunden, sagte aber trotzdem: »Der Mann mit der Sonnenbrille, hinter Ihnen, der verfolgt mich.«
    »Wer, der hier?« Einer der Männer packte einen zufälligen Passanten am Handgelenk, einen kahlköpfigen Dickwanst mit dunkler Brille. Der wehrte sich empört, doch der beherzte Beschützer drehte ihm mit geübtem Griff den Arm auf den Rücken.
    »Nein, nicht der, lassen Sie ihn los, der andere ist jünger, größer und dünner, er hat kurze blonde Haare und trägt hellblaue Jeans und weiße Turnschuhe, aber er ist schon abgehauen.«
    Der freigelassene Dicke schimpfte laut und machte keine Anstalten weiterzugehen.
    »Unverschämtheit! Mich mitten auf der Straße festzuhalten und mir den Arm umzudrehen! Dafür werden Sie sich verantworten! Zeigen Sie mir sofort Ihren Ausweis!«
    Die jungen Männer lachten spöttisch, entfernten sich rasch und ließen Xenia allein mit dem empörten Dicken und einem Häufchen durch das Geschrei angelockter Schaulustiger.
    Xenia ignorierte den aufkommenden Skandal, legte Mascha zurück in den Kinderwagen und wollte weitergehen, doch der Dicke versperrte ihr den Weg.
    »Lassen Sie mich bitte durch«, sagte sie ruhig.
    »Nein!«, brüllte er. »Du steckst doch mit denen unter einer Decke!«
    »Sehen Sie mal nach Ihrer Brieftasche«, riet eine spitznasige dünne Frau mit einer riesigen Einkaufstasche dem Dicken. »Schauen Sie, Ihre Bauchtasche ist offen!«
    Der Mann griff nach der Tasche und brüllte aus vollem Hals: »Man hat mich beraubt! Miliz!«
    »Tja, die Kerle sind über alle Berge«, bemerkte jemand schadenfroh.
    Xenia fuhr vorsichtig um den Dicken herum, während dieser den Inhalt seiner Bauchtasche untersuchte, und war schon fast an ihm vorbei, als die Spitznasige sie am Arm packte.
    »Hiergeblieben! Da, die Komplizin! Sie arbeiten zusammen, mit einem Baby als Ablenkung. Keine ehrliche Frau kann sich heutzutage so einen Kinderwagen leisten!«
    Schließlich kamen zwei Milizionäre.
    »Also, Bürger, was ist hier los?«
    »Dieser Mann hier wurde bestohlen, und das Mädchen ist die Komplizin der Diebe.«
    »Kommen Sie mit, junge Frau, und Sie auch, Bürger Geschädigter. Und wer ist Zeuge? Sie kommen auch mit, gute Frau.«
    Zehn Minuten später betrat die ganze Prozession das örtliche Milizrevier. Die Spitznasige kreischte noch immer, der Dicke dagegen schwieg beleidigt.
    Auf dem Revier erfuhr Xenia, dass in diesem

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