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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Tochter deines Woronesher Kumpels Iwan. Die wir mal besucht haben, weißt du noch? Sie hat sieben Kinder, glaube ich. Und so ein Boxer war da …« Das alles sagte Warja sehr schnell, in einem Atemzug, in der Hoffnung, Klarheit in ihre vage Erinnerung zu bringen.
    »Wen soll ich bitten?«, blaffte Pnyrja. »Isa? Sie und meine Galja können sich nicht ausstehen. Und Isa ist für mich auch eine Fremde, ich war ihrem Vater etwas schuldig, meinem toten Freund Iwan, sie selber ist mir rein menschlich vollkommen fremd.«
    »Na gut.« Warja seufzte. »Was soll ich sagen?«
    »Sag: Hallo Galja. Dein Bruder Wowa hat mich gebeten, dich anzurufen. Du sollst sofort nach Moskau kommen. Die Tickets werden dir heute nach Hause gebracht.«
    Er wählte auf seinem Handy eine Nummer und reichte Warja das Telefon. Lange ging niemand ran, schließlich meldete sich eine dumpfe Frauenstimme.
    »Galja?«, fragte Warja vorsichtig.
    »Die ist nicht da.«
    »Und wann kommt sie?«
    »Wer spricht da?«
    »Ich rufe aus Moskau an, von ihrem Bruder.«
    »Von Wowa? Na, dann richte ihm aus, dass er ein verdammtes Schwein ist!« Warja sah Pnyrja ratlos an.
    »Was ist denn?«, fragte er. »Ist die Verbindung abgebrochen?«
    »Nein. Aufgelegt. Galja war nicht da, eine Frau war dran.«
    »Die Nachbarin«, folgerte Pnyrja. »Die mag mich nicht, das Aas. Was hat sie gesagt?«
    »Willst du das unbedingt hören?« Warja zuckte die Achseln.
    »Ach, was solls!« Er griff nach dem Telefon und wählte erneut. Diesmal wurde sofort abgenommen. Pnyrja lief dunkelrot an und brüllte: »Ja, ich bins! Wann? Wieso Krankenhaus? Schrei nicht so, dumme Kuh, sie kann unmöglich einen Herzinfarkt haben, ihr Herz ist vollkommen gesund! Ich werde selber mit den Ärzten reden, von wegen Herzinfarkt! Ich komme noch heute! Schluss!« Er schleuderte das Telefon zu Boden und saß eine ganze Weile schwer atmend da. Sein Gesicht wurde immer blasser.
    »Sie weiß es schon«, zischte er leise.
    In der Stille ertönte ein Klopfen, die Tür wurde einen Spalt geöffnet, und ein Leibwächter steckte den kahlgeschorenen Kopf herein.
    »Verschwinde! Ich hab doch gesagt, ich will meine Ruhe!«, brüllte Pnyrja.
    »Hier ist ein Untersuchungsführer, der will zu Ihnen«, verkündete der Leibwächter. »Sein Auto steht vorm Tor. Soll ich ihn reinlassen?«
    »Was für ein Untersuchungsführer? Was redest du da?«
    »Laut Ausweis vom FSB.«
    »Was für eine Autonummer?«
    »Die Nummer ist echt. Das haben wir schon überprüft.«
    »Von welcher Abteilung kommt er?«
    »Das hat er nicht gesagt.«
    »Dann kriegt das raus! Und fahrt ihr Auto« – er wies mit einem Kopfnicken auf Warja – »schnell zum hinteren Tor.«
    Der Leibwächter verschwand. Pnyrja sah Warja mürrisch an und sagte: »Mach, dass du hier wegkommst, meine Leute bringen dich zum Hinterausgang. Ich ruf dich heute Abend an.«
    Ein Stück entfernt von Pnyrjas Haus hielt Warja an, schaltete ihr Handy ein, kippte den Inhalt ihrer Handtasche auf den Beifahrersitz und sah einen Stapel Visitenkarten durch, bis sie das Gesuchte fand. Auf dem glänzenden Viereck stand: »›Virginia‹ Exklusive Damenmode. Eduard Radtschenko. Geschäftsführer.«

Einunddreißigstes Kapitel
    Xenia hatte bereits dreimal die Nummer ihrer Eltern gewählt, obwohl diese offenkundig nicht zu Hause waren. Der Weißblonde stand noch immer vorm Schaufenster und schaute zu ihr herüber.
    Mascha regte sich und fing an zu quengeln. Xenia schaukelte den Kinderwagen und fühlte, dass sie gleich umfallen würde, so schwindlig war ihr. Plötzlich wählten ihre Finger wie von selbst eine andere Nummer. Erst als jemand abhob, begriff sie, wen sie da anrief, und wollte auflegen, doch ihre Hand war wie erstarrt.
    »Hallo Mitja«, flüsterte sie und verlor fast das Bewusstsein.
    »Mein Gott, Xenia! Ich hab schon nicht mehr gehofft, dass du dich meldest, deine Eltern sagten, du hättest geheiratet, und wollten mir deine neue Nummer nicht geben, und im Krankenhaus hieß es, du hättest gekündigt. Wo bist du? Warum klingst du so komisch?«
    »Du hast mich wirklich gesucht?«
    »Ja, natürlich.«
    »Und deine… Die mit den Brillanten?«
    »Wer?«
    »Na, die große Brünette. Du hast dauernd auf ihren Anruf gewartet, und dann habt ihr euch versöhnt.«
    »Ich weiß nicht, von wem du redest. Hör mal, wollen wir uns nicht heute Abend treffen? Komm gegen acht zu mir. Geht das?«
    Mascha war nun endgültig wach und weinte laut.
    »Warte mal kurz.« Xenia nahm Mascha auf den

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