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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Bezirk seit langem eine Bande geschickter Taschendiebe operierte und dass sie, Bürgerin Solodkina, die Komplizin der Diebe sei. Die erste Hälfte der Information erhielt Xenia vom diensthabenden Oberleutnant, die zweite lieferte die spitznasige Zeugin, eifrig unterstützt von dem bestohlenen Dicken.
    »Wie viel Geld wurde Ihnen gestohlen?« fragte der Diensthabende.
    »Alles, was ich bei mir hatte«, erklärte der Dicke. »Hier, nur ein bisschen Kleingeld ist noch da.« Er schnallte die Bauchtasche ab und kippte deren Inhalt auf den Tisch: Schlüsselan einem Plastikanhänger mit einer Rose darin, Tabletten, ein Ausweis, eine Metrokarte, eine Handvoll Münzen. »Ich hatte dreitausend Rubel bei mir, genauer gesagt, dreitausendeinhundert, die Hälfte meines Monatsgehalts, verstehen Sie?«, brüllte der Dicke drohend. »Und wo ist das jetzt, frage ich Sie? Heutzutage jemandem Geld zu stehlen ist genauso schlimm wie im Krieg der Diebstahl der Lebensmittelkarte!«
    »Für so was wurde man früher sofort an die Wand gestellt!«, kreischte die Alte, an Xenia gewandt. »Was kuckst du so? Glotz mich nicht so an, du Diebin!«
    »Nun mal ganz ruhig, Bürgerin«, knurrte der Diensthabende und nahm dem Dicken die Tasche aus der Hand. »Sie gestatten? Hier ist noch eine Reißverschlusstasche, Bürger, schauen Sie da mal rein.«
    »Die ist leer, meinen Sie, ich wüsste nicht mehr, wohin ich das Geld gesteckt habe?« Der Dicke zog den Reißverschluss auf und wurde puterrot. »Komisch … Das verstehe ich nicht …« Er holte einen Packen Geldscheine hervor und starrte ihn verwirrt an.
    »Na, dann zählen wir mal nach, Bürger.« Der Diensthabende seufzte.
    Der Dicke zählte mit zitternden Händen nach und flüsterte schließlich: »Dreitausendeinhundert …«
    »Also, dreitausendeinhundert waren drin, und genauso viel ist noch da.« Der Diensthabende nickte zufrieden. »Interessante Taschendiebe heutzutage. Wollen Sie sich nicht bei der jungen Frau entschuldigen? Und auch Sie, Bürgerin, seien Sie so gut und entschuldigen Sie sich, Sie haben hier nämlich eine Menge Blödsinn geredet.«
    »Ich denke nicht daran, mich zu entschuldigen, dazu habe ich gar keinen Grund«, murmelte der Dicke und klaubte seine Habe vom Tisch.
    Auch die Alte wollte sich nicht entschuldigen und erhob ein so ohrenbetäubendes Geschrei, dass ein Milizionär sie beim Arm nahm und auf die Straße hinausführte.
    »Kann ich gehen?«, fragte Xenia leise. »Geben Sie mir bitte meinen Ausweis zurück.«
    »Was war eigentlich los? Warum haben Sie um Hilfe gerufen?«, fragte jemand hinter ihr.
    Sie drehte sich um und erblickte einen jungen Mann in Uniform mit ihrem Ausweis in der Hand.
    »Geben Sie mir bitte meinen Ausweis zurück. Ich muss gehen«, sagte sie und spürte, dass sie gleich losheulen würde.
    »Hauptmann Melnikow«, stellte sich der junge Mann vor. »Hier, Ihr Ausweis. Aber ich bitte Sie, noch einen Moment zu bleiben und mir ein paar Fragen zu beantworten. Keine Angst, es dauert nicht lange.«
     
    Oleg fläzte sich auf der Couch vorm Fernseher, einen vollen Aschenbecher auf dem Fußboden neben sich. Raïssa stand an der Tür, die Arme vor der Brust gekreuzt. Die Luft war so verraucht, dass es in ihrem Hals kratzte.
    »Du solltest wenigstens mal das Fenster öffnen und lüften«, sagte sie nach einem Hustenanfall. »Willst du was essen?«
    »Nein.«
    »Du solltest deine Frau anrufen, das ist doch keine Art. Dass du das Haus hier zum Puff machst und solche unanständigen Mädchen einlädst. Ruf sie an, bitte sie um Entschuldigung.«
    »Wozu?«, blaffte Oleg und zündete sich die nächste Zigarette an.
    »Warum hast du sie überhaupt geheiratet, wenn du sie gar nicht liebst?«
    »He, was willst du eigentlich von mir?« Oleg setzte sich abrupt auf.
    »Brüll hier nicht rum! Ich bin ein lebendiger Mensch, ich kann nicht die ganze Zeit schweigen und euch bedienen wie ein Roboter! Mir tut das Kind leid, und nicht nur die kleine Mascha. Du hast noch eine Tochter, Oleg, sie ist inzwischen schon vierzehn. Die Tochter von Olga, du hast sie bestimmtnoch nie gesehen. Ich dumme Alte, auch wenn ich nicht schuld bin an euren Schweinereien, ich fühle mich wie ein Schwein, weil ich so viele Jahre schweigend zugesehen und mich nie eingemischt habe.« Nach dieser hastigen Tirade wurde sie rot und hielt sich den Mund zu.
    Oleg sah Raïssa voll derart dumpfer Wehmut an, dass sie erschrak.
    »Fünfzehn«, sagte er schließlich und lächelte eigenartig.
    »Was?«, fragte

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