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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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einen erfahren. Er hat dafür mehrere Computer angeschafft und ein Auto hingeschickt mit Spielsachen und Süßigkeiten. Komisch – was sollen zurückgebliebene Kinder mit Computern?«
    »Keine weiteren Informationen?«
    »Anscheinend nicht.«
    »Du klingst nach Zweifel.«
    »Das ist die Müdigkeit.«
    »Ach ja, du solltest jetzt möglichst viel schlafen.«
    »Hmhm. Gute Nacht.«
    »Warte, leg noch nicht auf. Vielleicht erzählst du mir, warum du auf meine Frage nach der Firma ›Galateja‹ so merkwürdig reagiert hast?«
    »Vielleicht. Aber nicht am Telefon.«
    »Hast du Angst, du wirst abgehört?«
    »Nein. Aber ich bin mir noch nicht sicher.«
    »Willst du noch lange überlegen?«
    »Das weiß ich nicht. Wieso beißen Sie sich so an dieser Firma fest?«
    »Weil du so reagierst, Warja. Hättest du mir gleich in Ruhe alles erklärt, würde ich dich jetzt nicht löchern. Aber du bist erschrocken und blass geworden und hast das Thema gewechselt. Ich kenne dich, Mädchen. Du bist eine hervorragende Schauspielerin, und wenn du deine Gefühle nicht imGriff hast, müssen sie sehr heftig sein. Also will ich wissen, warum du auf den Namen dieser Antiquitätenfirma so heftig reagierst.«
    »Ich wollte Sie einfach nicht mit überflüssigen Informationen belasten, Sie suchen schließlich einen Psychopathen. Was hat das mit Antiquitäten zu tun?«
    »Vielleicht wirklich nichts. Aber mich interessieren Galina Solodkina und ihr Sohn Oleg, und zwar, so seltsam das klingt, im Zusammenhang mit diesem Psychopathen.«
    »Ach was.« Warja stieß einen leisen Pfiff aus, schwieg ein paar Sekunden lang und sagte plötzlich mit übermütiger, ein wenig heiserer Stimme: »Wissen Sie was, wir sollten uns dringend treffen. Das ist wirklich nichts fürs Telefon.«
    »Ich bin bereit.«
    »Wie wärs jetzt gleich?«, fragte sie fröhlich. »Wenn Sie wollen, hole ich Sie ab. Ich leide sowieso unter Schlaflosigkeit, und Malzew ist nicht in Moskau.«
    »Schlaflosigkeit, soso«, erwiderte Borodin spöttisch. »Eben hast du noch gesagt, du seist müde.«
    »Ich hab geschwindelt.«
    »Warum?«
    »Ach, ich kann doch nicht auf einen Schlag sämtliche schlechten Gewohnheiten ablegen. Mit dem Rauchen hab ich aufgehört, starken Kaffee trinke ich auch nicht mehr – bleibt nur noch das Schwindeln. Also, soll ich nun kommen oder nicht?«
    »Willst du mich wieder ins Restaurant einladen?«
    »Wenn Sie möchten, gern.«
    »Ach nein. Lass uns lieber bescheiden in deinem Auto sitzen.«
    »Oder vielleicht in Ihrer Küche? Das wäre gemütlicher.«
    »Ja, warum nicht«, murmelte Borodin verwirrt.
    »Ausgezeichnet. In einer halben Stunde bin ich da.«
    Borodin erstarrte mit dem tutenden Hörer in der Hand.
    Warja hatte nicht nach seiner Adresse gefragt. Sie konntesie nicht wissen. Er hoffte, sie würde sich besinnen und vom Auto aus per Handy noch einmal anrufen. Doch das Telefon blieb stumm. Borodin setzte sich an den sauberen Küchentisch, griff nach der erstbesten Zeitung und las konzentriert einen idiotischen Artikel über energetische Vampire.
    Woher kennt sie meine Adresse, überlegte Borodin, während seine Augen über die Zeilen glitten. Was will sie damit? Und warum hält sie es nicht für nötig, das vor mir zu verheimlichen?
    Warja Bogdanowa dachte immer erst nach, bevor sie redete. Sie war sehr emotional, ließ sich aber nicht von ihren Emotionen leiten. Eine einmal getroffene Entscheidung änderte sie nur selten. Wenn sie log, wusste sie immer, warum, und verhedderte sich nie in ihren Schwindeleien. Borodin kannte sie seit fünf Jahren. Sie war eines der Opfer im Fall des Sexualpsychopathen Tenajan gewesen.
    Tenajan sprach auf der Straße minderjährige Mädchen an, gab sich als Filmregisseur aus, versprach ihnen eine Filmrolle, lud sie zum Casting zu sich nach Hause ein, träufelte ihnen ein Schlafmittel in den Kaffee, vergewaltigte sie und behielt sie einige Tage bei sich, um sich mit ihnen zu vergnügen. Wenn er sie satt hatte, füllte er sie mit Psychopharmaka ab, schaffte sie irgendwohin und ließ sie dort sterben. Warja hatte wie durch ein Wunder überlebt, sich gemerkt, wo sich die Wohnung befand, und die Kriminalisten hingeführt. Der Psychopath war auf frischer Tat gestellt worden.
    Die siebzehnjährige Warja, die einzige Zeugin, verhielt sich vor Gericht erstaunlich ruhig und mutig und sagte klar und ohne Emotionen aus. Später, als sie von Boulevardjournalisten gejagt wurde, versuchte sie sich umzubringen, stürzte sich in die eiskalte

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