Das Haus der bösen Mädchen: Roman
Moskwa, wurde durch einen glücklichen Zufall von einem Hauptmann der Miliz gerettet, verliebte sich in ihren Retter und lebte rund ein Jahr mit ihm zusammen.
Der Hauptmann, ein brutaler, nichtswürdiger Kerl, standauf der Gehaltsliste eines Kriminellen mit Namen Pnyrja. Der sah Warja eines schönen Tages bei dem Hauptmann zu Hause und beschloss, sie für seine Zwecke zu benutzen. Zentrales Objekt seiner Begierde war die antike Schmucksammlung eines einflussreichen Staatsbeamten, des stellvertretenden Finanzministers Dmitri Malzew.
Der Kriminelle wollte den stellvertretetenden Minister nicht einfach ausrauben. Das war zu schwierig, zu riskant und vor allem unvernünftig. Zudem wurde die Sammlung ständig durch neue Objekte komplettiert, eins teurer und schöner als das andere. Pnyrja beschloss, jemanden in Malzews engste Umgebung einzuschleusen, und die beste Kandidatin dafür war Warja.
Der Hauptmann beugte sich Pnyrjas Willen; er erinnerte Warja daran, dass er ihr das Leben gerettet hatte, und nun sei sie an der Reihe, ihre Schuld zu begleichen. Er kaufte ihr teure Klamotten, fuhr sie mit seinem Wagen in ein Ferienheim bei Moskau und zeigte ihr auf der Karte, welche Strecke sie jeden Morgen joggen sollte, um mit Malzew, einem fanatischen Jogger, zusammenzutreffen.
Malzew hatte sich gerade von seiner zweiten Frau getrennt und lebte allein. Er war sechsundfünfzig, aber noch sehr vital, voller Kraft und Energie. Als er eines Tages im Wald auf die junge Schöne mit den leuchtend blauen Augen und dem schwarzen, seidig glänzenden Haar traf, ahnte er nichts Böses.
Seit diesem Tag waren dreieinhalb Jahre vergangen. Malzew hatte Warja geheiratet, liebte sie abgöttisch und schlug ihr keinen Wunsch ab. Warja duldete Malzews Zärtlichkeiten anfangs nur, doch nach und nach gewöhnte sie sich an ihn, und aus Dankbarkeit wurde Anhänglichkeit. Womöglich liebte sie ihn auf ihre Art sogar und hätte durchaus glücklich werden und ihr Leben genießen können, hätte sie nicht ständig mit Pnyrja Kontakt halten und ihm ausführlich über Malzew Bericht erstatten müssen. Für den Kriminellen warder einflussreiche Mann eine Art Sparschwein. Warja wusste: Sobald Pnyrja meinte, das Sparschwein sei voll, würde er es zertrümmern. Zum Glück hatte er damit keine Eile. Er betrachtete die Sammlung bereits als sein Eigentum, war sich sicher, dass die Schätze ihm nicht davonlaufen konnten und dass die Zeit für ihn arbeitete – mochte der stellvertretetende Minister ruhig noch einige wertvolle Objekte in seinen Safe legen.
Sollte Malzew von der wahren Funktion seiner schönen jungen Frau erfahren, würde er sich augenblicklich von ihr trennen. Doch das war nur halb so schlimm. Aber Pnyrja verzieh keine Fehler, und wer ihm nicht mehr nützte, verschwand.
Pnyrja lebte allein, wie es sich für einen Kriminellen der alten Schule gehört. Der kinderlose Mann wurde im Alter sentimental und hegte für die kluge, schöne und charmante Warja beinahe väterliche Gefühle. Das machte das Ganze noch gefährlicher. Es war allgemein bekannt, dass Pnyrja diejenigen am grausamsten bestrafte, denen er vertraut hatte; deren Versagen betrachtete er als persönlichen Verrat.
Mit diesem Haken hatte Borodin Warja geködert. Die Gelegenheit dazu hatte sich ergeben, weil Warja zwei Menschenleben auf dem Gewissen hatte. Sie hatte zwar niemanden getötet, sondern lediglich einen halbverrückten alten Juwelier und seine Frau Banditen ausgeliefert, doch am Ende war das alte Pärchen tot, und ein riesiger wertvoller Brillant, hinter dem viele Leute her waren, für den sie ihr Leben und ihre Freiheit aufs Spiel setzten, befand sich im Besitz von Pnyrja.
Warja war jetzt zweiundzwanzig. Sie studierte an der Universität der Künste, lebte mit Malzew in seinem riesigen Haus vor der Stadt, und niemand ahnte, dass sie gezwungen war, für den Kriminellen Pnyrja ihren Mann zu bespitzeln und für Untersuchungsführer Borodin den Kriminellen Pnyrja.
Pnyrjas Reich war groß, seine Beziehungen umfassten faktischdie gesamte kriminelle Welt, und dank Warja erfuhr Borodin viel Interessantes.
Trotzdem – woher hat das Mädchen meine Adresse, fragte sich Borodin gereizt, während er die Zeitung umblätterte. Bei all ihrem Charme darf ich nicht vergessen, mit wem sie zusammenlebt und mit wem sie Kontakt hat.
Er hörte Schritte im Flur und erschrak. Seine Mutter schaute zur Küche herein, rieb sich verschlafen die Augen und fragte: »Warum schläfst du denn noch
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