Das Haus der Frau M.
sie durch jeden Winkel des riesigen Hauses geschlichen. Auch der freundlichen Köchin war sie begegnet. Lang und mit heller Stimme berichtete sie über ihre Erfahrungen. Es störte sie weder, dass sie auf unabsehbare Zeit als menschliches Pissoir dienen musste noch, dass sie jedem von uns mehrfach täglich die Füße zu küssen hatte. Im Gegenteil, nach dem sie einem mit ihrem süßen Schmollmund ihre Küsse auf die Zehen gedrückt hatte, sie sah einfach bezaubernd aus, strahlte sie als hätte man ihr gerade das Kompliment ihres Lebens gemacht. Nicole war ein Sonnenschein, nie wurde sie abweisend oder (was ihr als momentan schwächstes Glied in der Reihe sicherlich auch nicht gut bekommen wäre) ausfallend oder gar aggressiv. Irgendwie fand ich mich in der Rolle einer großen Schwester(obwohl ich selbst nur 1.63 groß war und Nicole mich um eine Handspanne überragte) wieder. Ein einziges Mal erlebte ich sie ungehalten, das war als ich ihr mein Bedauern über ihre verkorkste Kindheit aussprechen wollte.
„Weißt du?“ Meinte sie zu mir. „Wenn du jemanden bedauern willst, such dir eine die darauf steht. Ich hab mein Leben und mach das daraus, was ich machen kann“. Nur einen Abend erlebte ich sie völlig aufgebracht. Das war über ein Jahr später, als sie ihrem Stiefvater wieder begegnete. Doch das ist, frei nach Michel Ende, eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden. Ich mochte Nicole. Gewiss, sie redete zu viel, doch ich schloss sie in mein Herz und hatte endlich hier im Haus eine Freundin gefunden.
DREIZEHNTER AKT
Vor der TAUFE
Am Vortag meiner „Taufe“ befahl mich Frau M. in ihr Büro. Offenbar verfügte sie über mehr als eines. Doch es war wie erwartet äußerst elegant eingerichtet. Schwere weiße Vorhänge verhüllten die Fenster, über dunklem Eichenparkett lag ein dunkelroter Teppich, welcher sich herrlich weich unter meinen nackten Füßen anfühlte. An den Wänden hingen Kunstwerke aus dem vorletzten Jahrhundert. Zumindest war das mein Eindruck, meine Kunst Kenntnisse hatte ich mir durch das Studium von Film, Fernsehen und nicht gerade hochwertiger Lektüre erworben. Frau M. stand vor einem schwarzen Schreibtisch, der mindestens 500 Kilo zu wiegen schien. Ich kniete mich nieder und küsste ihre schwarzen Pumps. Sie schritt elegant um den Tisch (was für sie einen längeren Fußmarsch bedeutete) und setzte sich auf einen dunkelbraunen Ledersessel, in welchem sie ungewohnt klein und zierlich wirkte. Zu meinem Erstaunen bot sie mir einen Sitzplatz an. Ich zögerte kurz und setzte mich dann auf einen der beiden Stühle vor dem Tisch. „Nun Sklavin, du weißt was dir Morgen bevor steht?“ Fragte sie mich. Ich versuchte gleichzeitig zu nicken und mit dem Kopf zu schütteln, ein Unterfangen welches mir natürlich nicht sonderlich gut gelang. Sie lächelte milde. „Ich will auch nicht zu viel verraten, aber es wird dir alles abverlangen. „Wenn du vorher aussteigen möchtest bekommst du von mir fünftausend Euro und kannst sofort gehen.“
Doch d as kam für mich nicht in Frage. Ich hatte mich jetzt nicht einen Monat lang zwischen zwei Pissoirs ketten und aufs heftigste demütigen lassen um auf absehbare Zeit wieder vor dem Nichts zu stehen. Mit einer Anklage wegen Mordes an den Hacken, kommst du mit 5000 Euro nicht weit. Obwohl ich noch vor Augen hatte, in welchem Zustand Hannah nach ihrer „Taufe“ gewesen war und ich mich nicht wenig vor dem was auf mich zu zukommen sollte ängstigte, lehnte ich ihr Angebot vehement ab.
Frau M. nickte zufrieden und al s hätte sie meine Gedanken gelesen sagte sie. „Du bist übrigens aus den Medien raus. Aber von meinen Kontakten zur Polizei habe ich erfahren, dass man immer noch intensiv nach dir sucht. Trotzdem mache ich dir das gleiche Angebot, das ich allen Sklavinnen am Vortag ihrer Taufe unterbreite.“ Sie machte eine kurze Pause und trank eine kleinen Schluck Kaffee, aus einer zierlichen Porzellantasse hergestellt in der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin vor gefühlten tausend Jahren, anschließend fuhr sie fort. „Du bist heute frei, wenn du möchtest fährt dich Klaus wo hin du willst. Ich würde dir allerdings davon abraten. Hier im Haus bist du sicherer, selbst wenn dich jemand erkannt hätte, niemand käme auf die Idee für mein Haus einen Durchsuchungsbefehl auszustellen. Außer er hätte ein dringendes Verlangen danach sich seine Karriere zu ruinieren.“ Ihr erinnert euch an
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