Das Haus der Frau M.
Klaus? Der freundliche Herr dessen Schuhe ich nach meinem kurzen Flug säubern durfte, bis Frau M. endlich eingegriffen hatte? Frau M´s Faktotum? Er geilte sich daran auf, wenn wir vor ihm nieder knien und seine dreckigen Schuhe küssen mussten. Ich schüttelte den Kopf, allgemein hatte ich mir in dem letzten Monat abgewöhnt viel zu sprechen. Was sollte ich auch draußen. Ich hatte alle Brücken abgebrochen, oder viel mehr mit einem langen und scharfen Küchenmesser abgeschnitten. Ich verneinte.
Frau M. schien mit meiner Antwort gerechnet zu haben. „Nun, wir haben andere Möglichkeiten ....“
Die anderen Möglichkeiten bestanden aus einem Spaziergang im Park. Frau M´.s Haus verfügte über Grünanlagen, welche Generationen von Gärtnern beschäftigen konnten.
Dort holte ich zum ersten Mal seit langem tief Luft. Es tat gut, wirklich gut. Obwohl ich ein Stadtkind war genoss ich die Landluft, setzte mich unter ei nen Baum, fragt ein kölsches Mädel nicht welche Baumart es war und dachte nach. Die angesprochenen anderen Möglichkeiten bestanden auch in einem Besuch des Erholungsraums der weißen Halsbänder. Frau spricht ja unter der Dusche, zumindest wenn es sich um Gemeinschaftsduschen handelt und die Duschzeit der einzige Moment am Tag ist, an welchem es uns erlaubt ist frei zu reden. Von daher war ich darüber informiert, dass es im Haus zwei Erholungsbereiche gab. Die Sklavinnen mit den schwarzen Halsbändern, also jene die ihr erstes Jahr absolvierten, hatten turnusmäßig einmal einen freien Tag. Bei fünfzehn Sklavinnen also jeden fünfzehnten Tag. Die Sklavinnen mit den weißen Halsbändern bekamen jeden siebten Tag die Woche frei. Sie durften auch das Haus verlassen und gelegentlich wurden sie für Sexpartys außer Haus gebucht. Für mich, die ich im ersten Monat im Toilettenbereich gedient hatte, war jeder Tag ein Arbeitstag gewesen.
Nach meinem Gang durch den Park, begab ich mich in das Erholungszimmer der weißen Halsbänd er. Dort standen Computer, eine Bar füllte einen Teil des Raumes aus und nun wusste ich wo Hannah sich vor ihrer Taufe betrunken hatte. An der Wand hing ein breiter Plasma Fernseher. Ich schaltete ihn ein und suchte mir einen Nachrichtenkanal raus. Frau M. schien recht zu behalten, ich war eine Nachricht von Gestern, nicht mal eine Fußnote mehr wert. Ich inspizierte die Bar. Sie war gut ausgestattet, doch erinnerte ich mich daran wie Hannah vor ihrer Taufe aussah (und vor allem danach). Ich beschloss einen klaren Kopf zu behalten und schenkte mir nur ein Glas Wein ein. Ich hatte vorher nie gemerkt wie sehr Wein nach Alkohol schmeckte. Obwohl es ein vorzüglicher Jahrgang war, dessen war ich mir sicher, schmeckte er mir nicht wirklich. Ich trank ihn trotzdem.
Ich surfte ein wenig im Internet. Kurz überlegte ich ob ich meine E-Mails checken sollte. Doch hatte ich zu viele Hollywoodfilme gesehen. Ich befürchtete, dass mich ein derart unbedachtes Verhalten zurück in die Nachrichten rücken könnte. Wie sollte ich m einen Tag nun verbringen. Ich rief die Webseite eines großen und illegalen streaming Portales auf und verbrachte die nächsten eineinhalb Stunden damit mich bei „The Big Bang Theory“ und „The Walking Dead“ auf den neusten Stand zu bringen. „How I met your Mother“ hab ich nie gemocht. Das war mir, genauso wie Friends damals, zu gekünstelt amerikanisch. Warum sich im US TV Frauen stundenlang darüber unterhielten, ob sie ihre Füße beim (Entschuldigung) Scheißen, hoch zogen, damit man sie nicht unter der Tür an den Schuhen erkennen konnte, habe ich nie verstanden.
Wie verbringt man den Tag vor einer Katastrophe, wie verbringt man seinen letzten Tag auf Erden. Sänger, Autoren und Poeten aller Nationen haben sich darüber Gedanken gemacht. „ Carpe Diem“ wurde zum Schlagwort in den Internetprofilen aller frustrierten und gelangweilten Hausfrauen. Ok, ok... ich übertreibe..immerhin stand ja nicht meine Hinrichtung ins Haus. Soll ich es euch sagen? Man langweilt sich.
Niemand war da, ich war allein. Ich erstellte einen n euen Account bei Second Life und stöberte eine Weile auf dem Markt nach virtueller Kleidung. Die Nacht kam, die Nacht kommt immer, egal wie verzweifelt man ist und ich versuchte, mäßig erfolgreich, zu schlafen.
VIERZEHNTER AKT
Die Taufe – Der Anfang
Am Morgen vor der „Taufe” zitterten mir die Knie. Ich konnte kaum laufen. Nach der „Taufe” konnte ich es gar nicht mehr. Der Tag begann wie
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