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Das Haus der glücklichen Alten

Das Haus der glücklichen Alten

Titel: Das Haus der glücklichen Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valter Hugo Mae
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wollte keine unwürdige Greisin werden, die ein ganzes tugendhaftes und unauffälliges Leben einfach wegwirft. Viele könnten der Ansicht sein, sie habe Anísio wegen des Geldes angelockt. Bei dem Licht in seinen Augen war es bestimmt ein Goldtopf, der da in seinem Kopf glänzte, in Wahrheit aber war es ein Gold nur für sie, und es genügte ihr. Sein Geld wollte sie nicht haben, als alte Frau hätte sie auch gar nicht die Zeit gehabt, es zu genießen. Und sie hatte auch keine Kinder auf Erden, die es erben konnten. Dona Glória do Linho war nur voller Sehnsüchte, und diese Sehnsüchte kosteten nichts.
    An einem Nachmittag, vielleicht einen Monat, nachdem ich die Romanze entdeckt hatte, überzeugte Anísio Dona Glória do Linho endlich, sich mit uns zusammen in die Sonne zu setzen. Zuerst nahm sie Platz, danach er, ganz Kavalier, und wir alle schüttelten wie Prinzessinnen den Kopf, als übertriebenes Zeichen für Höflichkeit und Ehrerbietung. Die Frau wurde puterrot und brachte kein Wort hervor. Der europäische Silva dozierte, seien Sie willkommen, Dona Glória. Mit einem so wunderschönen Gesicht müssen Sie eine göttliche Offenbarung der Natur sein, der wir dankbar sein dürfen für Ihre Gesellschaft, und dies umso mehr, wenn Sie an der Hand unseres lieben Freundes Anísio Franco zu uns kommen, eines Mannes mit Qualitäten, wie man sie selten erlebt. Anísio lächelte, und auch Senhor Pereira sagte guten Tag, und dann schloss ich mich an. Der europäische Silva erklärte weiter, eine göttliche Offenbarung der Natur, das soll nicht heißen, ich würde glauben, was man vom Himmel behauptet, ich nicht, ich bin oft genug geflogen, ich weiß also, woraus Wolken bestehen. Senhor Pereira erhob die Hand um zu intervenieren und sagte, Mensch, warten Sie, lassen Sie doch erst mal Anísio zu Wort kommen, sonst glaubt er noch, Sie wollen seiner Freundin den Hof machen. Und Anísio begrüßte die Runde, guten Tag, das wollte ich sagen. Der Europäer aber redete weiter, dabei mit gespielter Verachtung auf den Verliebten zielend, es kann einem schwindlig werden davon, wenn man im Auto fährt und sich die Welt nicht von oben anschaut, überzeugen Sie sich doch davon, ob die Wolken für die Engel Häuser sind. Wären sie es, hätten die Flugzeuge längst den Kampf gegen sie aufgenommen. Dona Glória do Linho erkannte, dass wir wohl schon alle Bescheid wussten über ihre Gefühle, und das verunsicherte sie. Sie hatte gehofft, sie könne sich wie eine Bekannte zu uns zu setzen, einfach nur aus dem Zufall heraus, dass wir ja im selben Heim wohnten, doch das war naiv von ihr, und das konnten wir nicht durchgehen lassen. Da mochten die Korridore noch so weitläufig sein, und es mochte noch so viele Etagen geben, auf die sich die Zimmer verteilten, aber so eng, wie wir mit Anísio befreundet waren, stand er seit langem schon fest im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit, und wir fühlten darum eifrig mit ihm. Wie hätten wir übersehen können, dass sie einen ganzen Monat gefehlt hatten, um sich zu verstecken und sich honigsüße Worte zuzuflüstern. Und der Nachmittag war grauenvoll. Mit der Frau in unserer Mitte funktionierte das überhaupt nicht. Der europäische Silva ließ die ganze Zeit nur blöde Männersprüche vom Stapel, als wäre es seine Aufgabe, zärtliche Vorstellungen im Herzen der Frau zu wecken, und Senhor Pereira sagte fast gar nichts, er war ausschließlich belastet mit dem Gefühl, wie sich der Krebs in seinem Körper emporfraß, als würde ihm dieser das Recht nehmen, an irgendetwas anderes zu denken, vor allem nicht an die Liebe, nicht einmal an die der anderen. Ich verlor langsam die Geduld in meiner wohlanständigen Pose, den europäischen Silva ununterbrochen zu bremsen, Senhor Pereira aufzumuntern und, noch schlimmer, Anísios verliebtes Dahinschmelzen zu ertragen, als ob er sich unter seinem Hemd in Rosenwasser auflöste. Dona Leopoldina, der die Kinnlade hinunterklappte vor Staunen über das Liebespaar und über die Schamlosigkeit, die sie darin sah, kam zweimal zu uns, kratzte sich vor unseren Augen am Hintern und beschleunigte nervös ihr tolpatschiges Trippeln. Senhor Pereira ließ ein lautstarkes Murren vernehmen, als beleidigte ihn ihre Dreistigkeit jetzt besonders. Soll doch, sagte er, mit einem Schlag ein Wurm in sie fahren, der sie zerbeißt, bis nichts mehr von ihr übrig ist. Dona Glória do Linho schreckte zusammen, und Anísio erklärte ihr, Senhor Pereira habe die Nachricht von seiner

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