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Das Haus der kalten Herzen

Das Haus der kalten Herzen

Titel: Das Haus der kalten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Singleton
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das Ohr ans Schlüsselloch. »Bist du das, Charity? Hast du den Schlüssel? Kannst du mich rauslassen?«
    Mercy hörte ein Kratzen unter der Tür. Charity versuchte, etwas durch den Spalt zu schieben.
    »Da«, sagte Charity. »Nun hast du es. Das wird dir helfen rauszukommen. Ich muss jetzt gehen. Sie fragen sich sicher schon, wo ich bin.«
    Ein Knäuel Papier war unter der Tür hindurch geschoben worden. Mercy hob es auf. Charity lief draußen den Korridor entlang, das hörte sie. Das Papier war an der Tür hängen geblieben und zerrissen. Als Mercy es auseinanderfaltete, fiel ihr ein matter Metallschlüssel aus den Fingern, die vor Aufregung ganz ungeschickt waren. Mercy beeilte sich, den Schlüssel schnell wieder vom Boden aufzuheben. Gut gemacht, Charity! Wie hatte sie das geschafft? Ob Aurelia wohl einen Ersatzschlüssel besaß, den Charity sich hatte einstecken können?
    Aber der Schlüssel passte nicht in die Tür. Sie probierte es noch einmal und drehte den Schlüssel im Schloss hin und her. Hoffnungslos. Er war viel zu klein. Traurig ließ sie sich wieder aufs Bett fallen. Sie legte die Hände in den Schoß. Charity hatte den falschen Schlüssel gebracht.
    Der Mond stieg zu dem winzigen Fenster auf und puderte den Raum mit grauem Licht. Mercy rieb sich das Gesicht. Denk nach, sagte sie sich. Denk. Die Sekunden tickten vorüber, dann rastete etwas in Mercys Kopf ein. Entschlossen griff sie nach dem zerrissenen Papier, in das der Schlüssel gewickelt gewesen war. Sie glättete die Seite und strich die Knitterfalten aus.
    Mit schnellen schwarzen Strichen war eine Karte auf das Papier geworfen worden. Mercys Puls beschleunigte sich. Sie strengte ihre Augen an und bemühte sich herauszufinden, was das zu bedeuten hatte. Offenbar hatte Charity den Plan eilig hingekritzelt. Leicht zu verstehen war er nicht. Mercy drehte ihn von einer Seite zur anderen.
    In ein Kästchen war das Wort »Mercy« gekritzelt worden, das war sicherlich der Raum, in dem sie gefangen war. Das Problem war die Verbindung des Kästchens zu den anderen Räumen. Die Karte zeigte noch einen anderen Ausgang aus dem Raum, aber Mercy konnte nicht ergründen, wo er sich befand. Anscheinend führte er von der der Tür gegenüberliegenden Wand nach oben. Mercy musterte die Wand eingehend. Sie stand auf und beklopfte sie. Sie starrte darauf und biss sich auf die Lippe.
    Dann dämmerte ihr die Lösung, wie grauenhaft. Die Antwort lag auf der Hand. Natürlich hatte der Raum noch einen Ausgang – ihr war nur nicht in den Sinn gekommen, ihn als solchen zu betrachten. Mercy holte tief Luft, bückte sich und starrte in den Kamin.
    Es war ein winziger Kamin. Er hatte nicht die großzügigen Abmessungen des Kamins im Speisezimmer oder so hübsche Kacheln wie der im Kinderzimmer. Er war schlicht und ärmlich – passend für das Zimmer eines Dienstboten. Würde ein mageres Mädchen dort hindurchkriechen können?
    Mercy sah sich die Karte noch einmal an. Charity hatte Stufen aufgezeichnet. Mercy steckte ihren Kopf in den Kamin und schaute nach oben.
    Zuerst wurde ihr dabei ganz schwindelig. Der Tunnel führte steil hinauf. Hoch oben war der Nachthimmel als winzige dunkelblaue Scheibe zu erkennen. Natürlich, sie war ja weit oben im Haus. Das Dach war ganz nah. Sie zog den Kopf zurück und hob die Lampe hoch, um sich die Kaminwand über der Feuerstelle anzusehen. Die Zeichnung war korrekt. Stufen, jedenfalls so etwas Ähnliches: Hier und da ragten Mauersteine aus der Wand und boten den Füßen unsicheren Halt.
    Wie eng es war, schwarz von vielen Rußschichten und zweifelsohne von Spinnen und Käfern bewohnt. Mercy schüttelte sich. Die Mauersteinstufen waren für Kaminkehrer eingebaut worden. Dunkel erinnerte sie sich an diese Leute. Ein Mann und drei kleine Jungs, die ins Haus kamen, exotische Wesen in dreckigen Lumpen. Wie Affen waren sie die Kamine hinaufgeklettert. Die Mädchen hatten das seltsam und aufregend gefunden, als ob die Kaminkehrer Kunststücke vorgeführt hätten. Jetzt packte Mercy ein Entsetzen, wenn sie an den Aufstieg dachte.
    Doch ihr blieb keine andere Wahl. Wenn diese armen Kinder es konnten, dann konnte sie es auch. Noch einmal studierte sie die Karte, zog ihr Kleid aus und band sich das Haar mit einem Fetzen von den alten Vorhängen hoch. Die Karte und den Schlüssel steckte sie sich in die Strümpfe, dann holte sie noch einmal tief Luft, schlängelte sich durch die enge Esse und hinauf in den Kamin.
    Zum Glück war sie dünn. Trotzdem

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