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Das Haus der kalten Herzen

Das Haus der kalten Herzen

Titel: Das Haus der kalten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Singleton
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Türgriff und trat kräftig gegen die Tür, ein Mal, zwei Mal. Der dumpfe Aufschlag ihrer Stiefel hinterließ keine Delle in dem dicken Holz. Die Wut verebbte und die Flut der Hoffnungslosigkeit stieg an. Mercy sank auf die Knie und presste das Gesicht in die Hände.
    Etwa eine Stunde war vergangen oder mehr, es war schwer zu sagen. Niemand war zu ihrer Rettung gekommen. Entweder wusste Trajan nichts oder es war ihm gleichgültig. Also konnte sie sich nur auf ihre Fähigkeiten verlassen. Ganz mit sich allein setzte Mercy sich auf und schaute sich im Raum um.
    Früher musste das eine Mägdekammer gewesen sein. Zwei schmale Betten waren an die Wand geschoben worden. Kisten standen darauf. Der Raum war sehr dunkel, Lampen gab es nicht und zwei nicht eben großzügige Fenster ließen etwas Mondschein hereinrieseln. Überall türmten sich Kisten und Kästen. Nach der Entlassung der Dienstboten war dieses Zimmer wahrscheinlich zum Abstellraum umfunktioniert worden.
    Mercy stand auf und versuchte noch einmal vergeblich, die Tür zu öffnen. Die Fenster waren winzig und mit zwei Metallstreben vergittert. Für eine Flucht lagen sie auf jeden Fall zu hoch. Die Tür war abgeschlossen und außerdem von außen doppelt verriegelt. Das perfekte Gefängnis.
    Mercy schob die Kisten von dem ersten Bett und rollte sich auf der harten Strohmatratze zusammen. Ihr war sehr kalt. Durch den Giebel wehte eisige Zugluft herein und sie konnte die Mäuse in der Decke rascheln hören. Sie schob die Hände in ihre Ärmel und versuchte, sich warm zu halten. Was würde Galatea wohl mit dem roten Buch machen? Wahrscheinlich würde sie es geradewegs zu Trajan bringen. Er würde es ins Feuer werfen, und Mercy hätte ihre Chance vertan, der langen Winternacht zu entfliehen. Stattdessen bliebe sie für immer hier gefangen, unfähig, die Sonne und den Tag zu sehen und den Wechsel der Jahreszeiten.
    Wie kalt es war. Sie fing wieder an zu weinen, mit leisen Schluchzern und salzigen Tränen auf den Wangen. Sie wollte Wärme. Sie wollte, dass ihre Mutter die Arme um sie schlang und sie küsste. Sie erinnerte sich an das Picknick auf dem Gras, an Theklas Anblick und an Mercy als Kind, das angerannt kam, um sich umsorgen und liebkosen zu lassen. Sie rief die Erinnerungen an das Geißblatt und an die Nachtigall wach. Langsam wurde sie von ihrer Vorstellungskraft davongetragen und auf dem unbequemen Bett sank sie in einen eisigen, lähmenden Schlaf.

Sechs
    Die Mäuse huschten lärmend durchs Gebälk. Mercy träumte. Sie stand in einem Raum voller ausgestopfter Tiere, in dem Claudius an einem Schreibtisch Papiere studierte. Die Menagerie ausgestopfter Tiere, Füchse, Eichhörnchen und ein Dachs, wollte nicht still sitzen. Die Tiere versuchten zu fliehen, aber ihre Füße waren festgenagelt. Sie hörte ein Knurren und ein Blöken. Im Traum blickte Claudius von der Seite auf, die er so eingehend betrachtete, und sagte: »Keine Sorge. Ich kann euch befreien.« Er blinzelte und lächelte, aber Mercy hatte Angst, weil die Tiere um sie herum panisch wurden und sich in Stücke rissen.
    »Mercy«, sagte Claudius in ihrem Traum. »Mercy, wach auf.«
    Mercy schlug die Augen auf.
    »Mercy. Bist du da drinnen? Kannst du dich bewegen?« Es wurde an der Tür gerüttelt.
    »Charity?«, fragte Mercy. Mit steifen Gliedern kletterte sie vom Bett. Sie fror ganz fürchterlich. Ihre Finger waren taub. Sie humpelte zur Tür.
    »Charity, bist du das?«
    »Ja!«, sagte Charity.
    »Ich glaube, Galatea hat den Schlüssel in ihrer Tasche. Du könntest ihn stehlen und mich rauslassen. Du kannst sie um den Finger wickeln. Sie ist vernarrt in dich.«
    »Sie vertraut mir nicht mehr«, sagte Charity.
    »Warum nicht?«
    »Weil ich dein Buch genommen habe.« Sie senkte die Stimme. »Ich habe gehört, dass sie dich davongeschleift hat, du hast geschrien, und deshalb hab ich mich in dein Zimmer geschlichen, das Buch genommen und es versteckt. Galatea war wütend, weil das Buch weg war, als sie zurückkam. Sie hat mir angedroht, mich auszupeitschen, wenn ich nicht sage, wo es ist. Ich hab geschworen, dass ich es nicht genommen habe. Sie hat mich zu Vater gebracht und der hat die ganze Vorstellung noch einmal durchgespielt. Ich glaube nicht, dass sie mir geglaubt haben, aber irgendwie sind sie sich nicht sicher.« Charity holte Luft. »Mercy, ich kann nicht bleiben«, sagte sie. »Sie werden sich fragen, wo ich bin. Aber, keine Sorge, ich überlege mir, wie ich dich hier raushole.«
    »Charity,

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