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Das Haus der Madame Rose

Das Haus der Madame Rose

Titel: Das Haus der Madame Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatiana de Rosnay
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stockigen Geruch des Teppichs und seinen widerlichen Gestank, den Gestank eines Fremden, eines Fremden in meinem Haus, eines Fremden in meinem Körper. Es ging ganz schnell, es dauerte nur ein paar Minuten, aber für mich war es eine Ewigkeit. Dieser schauderhafte geile Blick, sein Mund weit aufgerissen und verzerrt. Nie werde ich dieses abscheuliche Grinsen vergessen, seine schimmernden Zähne, seine heraushängende Zunge.
    Ohne ein Wort ging er, er belächelte mich spöttisch, wie ich da lag, starr wie eine Leiche. Mir kam es so vor, als läge ich dort stundenlang. Dann rappelte ich mich auf und ging in unser Schlafzimmer. Ich holte Wasser und wusch mich. Das Wasser war kalt, ich zuckte zusammen. Meine Haut war rot und aufgeschürft. Mir tat alles weh. Ich wollte mich nur noch in eine Ecke kauern und schreien. Ich dachte, ich würde verrückt werden. Ich fühlte mich schmutzig, verseucht.
    Das Haus war nicht sicher. In dieses Haus war jemand eingedrungen. Das Haus war heimgesucht worden. Ich konnte fast spüren, wie die Wände bebten. Es hatte nur fünf Minuten gedauert, aber die Tat war vollbracht, der Schaden angerichtet.
    In jener Nacht schlief ich nicht. Seine funkelnden Augen, seine gierigen Hände. Damals hatte ich zum ersten Mal diesen Albtraum. Ich ging zu meiner Tochter hinauf. Sie schlief tief und traumverloren. Ich lag neben ihr und lauschte ihrem regelmäßigen Atem. Ich schwor mir, nie einer Menschenseele etwas davon zu erzählen. Nicht einmal Père Levasque bei der Beichte. Nicht einmal in meinen innersten Gebeten konnte ich es erwähnen.
    Wem hätte ich es denn auch erzählen sollen? Meine Mutter war mir nicht vertraut genug. Eine Schwester hatte ich nicht. Meine Tochter war noch viel zu jung. Und mit Dir konnte ich auch nicht darüber sprechen. Was hättest Du wohl getan? Wie hättest Du reagiert? Im Geiste spielte ich die Szene wieder und wieder durch. Hatte ich ihn nicht ermutigt? Hatte ich nicht unbewusst mit ihm geflirtet? War es denn nicht mein Fehler gewesen? Wie hatte ich auch im Nachthemd die Tür öffnen können! Ich hatte mich unziemlich verhalten. Wie hatte ich mich von seiner Stimme vor der Tür nur so übertölpeln lassen können!
    Aber hätte dieser abscheuliche Vorfall Dich nicht tief getroffen, wenn ich Dir davon erzählt hätte? Hättest Du nicht gedacht, ich hätte eine Affäre und wäre seine Geliebte? Ich hätte diese Scham nicht ertragen. Ich konnte es nicht ertragen, mir Deinen Gesichtsausdruck vorzustellen. Ich hätte niemals den Klatsch, das Gerede, das Gewisper ertragen, wenn ich durch die Rue Childebert und die Rue d’Erfurth gegangen wäre, alle Augen auf mich gerichtet, mit wissendem Lächeln, Geflüster, Ellbogenstößen in die Seite des Nachbarn.
    Niemand würde es erfahren, niemand würde je davon wissen.
    Am nächsten Morgen stand er rauchend vor der Druckerei. Ich fürchtete, ich hätte nicht die Kraft, das Haus zu verlassen. Eine Weile blieb ich auf der Schwelle stehen und tat so, als würde ich meine Schlüssel in der Tasche suchen. Dann wagte ich tatsächlich ein paar Schritte über das Pflaster. Ich blickte auf. Er sah mich an. Über seine Wange zog sich ein langer Kratzer. Prahlerisch stand er da und blickte mir ungeniert ins Gesicht. Mit der Zunge fuhr er sich lasziv über die Unterlippe. Ich wandte mit rotem Gesicht den Blick ab.
    Wie ich ihn in jenem Moment hasste! Am liebsten hätte ich ihm die Augen ausgekratzt. Wie viele Männer, Männer seiner Sorte, die Frauen vergewaltigen, gab es in unseren Straßen? Wie viele Frauen ertragen es schweigend, weil sie sich schuldig fühlen, weil sie Angst haben? Männer wie er machen das Schweigen zu ihrem Gesetz. Er wusste, dass ich ihn nie verraten würde. Er wusste, dass ich es Dir niemals erzählen würde. Und er hatte recht.
    Wo er nun auch sein mag, so viele Jahre später – ich habe ihn nicht vergessen. Dreißig Jahre sind vergangen, und obwohl ich ihn nie wieder sah, würde ich ihn sofort wiedererkennen. Ich frage mich, was aus ihm geworden ist. Zu was für einem alten Mann er sich entwickelt hat. Ob er wohl jemals ahnte, welche Verheerungen er in meinem Leben angerichtet hat?
    Als Du am nächsten Tag zurückkamst – erinnerst Du Dich, wie ich Dir in die Arme fiel, wie ich Dich abküsste? Dass ich mich an Dich klammerte wie eine Ertrinkende? In jener Nacht hast Du mich genommen; ich hatte das Gefühl, dies war die einzige Möglichkeit, das Eindringen des anderen Mannes ungeschehen zu machen.
    Kurz darauf

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