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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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folgende Auskunft ihm: Als Salim und Salam auf dem Weg nach Nablus sich befunden, waren Wegelagerer über sie hergefallen, hatten ihnen ihre gesamte Barschaft geraubt und die Eingeweide aus dem Leib gerissen, und so hatten ihre verwesenden, stinkenden Leichname im Wald gelegen, bis einer der zufällig des Weges Kommenden gesehen, dass sogar im Tode noch eng umschlungen sie lagen, und daran erkannt, dass Salim und Salam es sein mussten, worauf der
Kaimakan
von Jaffa gerufen ward, ihnen ein ordentliches Begräbnis zu verschaffen. Bei den Worten des Geldwechslers zitterten meine Beine, ließ Grauen meinen Kehlkopf erbeben, denn wenn dies das Ende war, das der große Verfasser diesen beiden zugedacht, die nicht mehr als Randgestalten gewesen, die eigentlichen Helden der Geschichte auszuschmücken und zu verherrlichen, wie erst würde dann das Ende von Salach und Luminsky beschaffen sein, und wann sollte ihr Stündlein schlagen, und wenn es schlüge, in welches Schreckensgewand würde es hüllen sich?

Einige Stunden später, auf dem Gute der Rajanis
    Ein furchtbarer Tag war dies.
    Der Junge ist ins Gutshaus noch nicht zurückgekehrt, und ich werde verzehrt von Gedanken der Trauer. Verzweifelt schrittdie Pfade des Gutes ich ab, den Jungen zu finden, tot oder lebendig. Ich erinnerte mich einer Prophezeiung, die er einst getan, dass eines Tages in dem Bassin er ertrinken würde, wo das Maultier die Wasserwinde gezogen.
    Die Nacht hatte sich schon herabgesenkt, und über allem herrschte Finsternis, als alleine ich dorthin ging. Ich stoppte die Dieselpumpe, und es ward Stille. Dann schaute in die Tiefe des Beckens ich, zu sehen, ob der Junge dort ertrunken war, ob das Wasser ihn für alle Ewigkeit erdrosselt, doch es war zu dunkel, etwas zu erkennen, sodass ich meiner Kleider mich entledigte, wie bei jenem Mal, als mit Salach ich dort geschwommen und wir einander Freunde geworden, und ich glitt in das nächtlich kalte Wasser, dessen Süße die Sinne betäubte, und die Äste der Wasserbäume schienen wie giftige Schlangen, und ich tauchte hinab in die Tiefe und öffnete am Grunde die Augen, und dort lag eine schwärzende Gestalt, zusammengekauert wie ein Fötus, mein Herz raste, da ich noch einen Zug tat und gleich noch einen, tiefer und tiefer sank, denn die Gestalt schien die eines kleinen Jungen, leblos und entseelt, und als ich mich ihr näherte, um sie zu berühren, rollte die Gestalt herum und ich vermocht ihr Antlitz zu sehen, die Augen, die im Seegras funkelten, und das Lachen, das die Wellen erzittern ließ, denn es war die Gestalt eines Dschinns, des Dschinns, der in Teichen und Bassins wohnt und vor dem die Pachtbauern gewarnt, er erwürge die Neugeborenen im Kindsbett, und der Dschinn entblößte seine Zähne und kam heran, mein Blut zu saugen, seine wässrigen Arme legten schlangengleich um meinen Hals sich, und so schnell ich vermocht, stieg zur Oberfläche ich auf und stürzte aus dem Wasser, griff hastig meine Kleider und rannte weg von dort, solange noch ein Funken Leben in mir, und das Lachen des Dschinns hallte mir nach, da die Bäume mir von allen Seiten entgegentraten, bis vormaßlosem Erschrecken meine Augen beinahe aus ihren Höhlen traten, denn die Baumreihen der Obstpflanzungen waren Regiment um Regiment gegen mich aufmarschiert, ihre Wurzeln flinke Füße und Beine, ihre Äste Hände, die nach mir schlugen und mich schüttelten, die mir nachsetzten, mein Ende über mich zu bringen, als sei das ganze Anwesen verhext, wimmelnd von Geistern und Dämonen spie es mich aus.

17. März 1896, auf dem Gute der Rajanis
    Ein Tag des Unglückes und der Trauer war der heutige. Der Junge ist tot.
    Arabische Hirten aus dem Dorf Sheikh Munis fanden eine sonderliche Gestalt, angetan mit einem blütenreinen Brautkleid, die auf dem Fluss El-Ouja trieb, in welchen das Wadi Musrara mündet. Zunächst hatte es den Anschein, als sei ein junges Mädchen dies, die, enttäuscht von der Liebe, gebrochenen Herzens sich in den tiefen blauen Fluten des Flusses das Leben genommen. Doch als sie näher herangekommen, sahen und gewahrten sie, dass es ein Junge war, gekleidet in ein weites, weißes Kleid, das nun wie ein riesiger Fächer auf den Wellen des Flusses ausgebreitet lag, den dort planschenden Fischen ein Festgewand, da alle Arten von Muscheln, Seegras und grünen Algen in seinen Falten schon nisteten. Sie sprangen in den Fluss, zogen den Jungen heraus und entkleideten ihn, doch seine Augen waren bereits glasig, seine Haut

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