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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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Messers Klinge gestochen, seit dem Tage, da seine Augen ich auf mir gespürt, all meine guten und schlechten Taten aufmerksam zu verfolgen, seit jenem Tag höre die Stimme meines toten Vaters ich in meinem Kopf widerhallen, und er befiehlt Dinge mir, bei deren Klang ein jedes Ohr würde klingeln, ruft zuerst mich, den guten Engel zu morden, hernach Mutter zu ersäufen und dann einen Strick um meinen Hals zu legen und daran in meinem Zimmer mich zu erhängen, und ich flehe ihn an, von mir abzulassen, doch immer wieder erteilt seine Befehle er, und recht eigentlich weiß ich, dass es nicht Vater ist, sondern ein trügerischer Dschinn oder böser Geist oder die Stimme eines Gedankens, dem weder Wahrheit noch Leben beschieden, doch ist diese Stimme hartnäckig und heimtückisch, und Zweifel beginnen auf dem feuchten, nassen Fließ meiner Seele zu keimen, denn vielleicht haben Amina und all meine Ankläger recht und ich bin wirklich vom Wahnsinn gepackt, und ich schaue aus dem zum Himmel weit aufgerissenen Fenster, doch da, die Bäume verdoppeln und verdreifachen sich, der Himmel hat umkehrt sich und mit der Erde den Platz getauscht, und die Vögel krächzen in wüsten Sprachen, einer pocht auf den Fenstersims und sagt: «Mach dich auf, Salach, und räche! Zaudere keinen Moment länger, oder wir picken dein Fleisch und fressen deine Leber!» Und ein anderer Vogel flattert aufgeregt mit den Flügeln, kommt heran bis dicht an meine Nase und ruft: «Alle Vögel lügen und verheimlichendie Wahrheit», und ein dritter Vogel lacht aus vollem Schnabel: «Salach, tu nur, was du für richtig hältst!» Und betrunken sind die Vögel, fliegen im Schwarm und trennen alsbald zur Linken und zur Rechten sich, hängen ein jeder sein Schicksal um den Hals sich, und ich falle auf mein Bett und trommle mit meinen Fäusten, doch ihr Tschilpen und Spott bringen um den Verstand mich, bis das Fenster ich schließe und eine dicke Decke über den Kopf ziehe, sie fest an meine Nase, meine Nüstern presse und das süße Schwinden der warmen Luft meinen Atem erstickt, bis meine Seele flattert, doch die Vögel, die Vögel zwitschern noch immer in ohrenbetäubendem Gelächter: ‹Salach hat den Verstand verloren, Salach nimmt sich das Leben, Salach hängt an einem Strick, den Hals schnürt es ihm zu und das Pfeifen seiner letzten Atemzüge verschwindet in der Finsternis des unergründlichen Todes.›»

Wenige Stunden später
    Obgleich die Araberin noch immer mit griesgrämiger Miene und säuerlichem Blick einhergeht, hat ihr Gebaren im Bett ein wenig sich gelockert, scheint auf dem Weg zurück sie zu ihren früheren Gepflogenheiten, zu jenen Tagen, da furchtlos sie empfing, was die gnädige Frau nur mit viel Überwindung und unter großen Schmerzen bereit zu erdulden.
    Ich überhäufte mit Küssen, Liebesschwüren und schönen Worten sie, nach denen es sie so dürstet, und zu Ehren des Festes versah mit Rosinen und Dörrfeigen ich mich, mit getrockneten Aprikosen und anderen solch Köstlichkeiten des Landes Israel, die auf dem Markt der Araber ich erwarb, und ich platzierte zwischenihren Zehen die Früchte, fischte hernach mit meiner Zunge sie von dort hervor wie eine königliche, erotische Delikatesse, und die Araberin gab ein tiefes Lachen von sich, das erste Mal, seit sie zur Witwe geworden, und als sie mich fragte, was ich da tue, antwortete ich, ein jüdischer Brauch sei dies zum Fest der Bäume.
    Hernach lag ruhig und entspannt auf unserem Bett sie, und ich führte eine Zigarette, die mit einem Rauschmittel versetzt, das hierzulande Haschisch genannt, an ihre Lippen, damit sie diese rauchte und noch ein wenig träger würde, und tatsächlich war die Araberin erfreut und beglückt und dankte überschwänglich mir, worauf wie Esther vor König Ahasver ich all meine Bitten ihr unterbreitete und aufzeigte, dass nur Gutes und Gedeihliches aus diesen möge erwachsen: Auf der einen Seite würden vom Joch derjenigen wir uns befreien, die den Weg der Rebellion gewählt und sich gegen die Obstpflanzungen des Gutes, gegen sein Auskommen und die Essenz seines Lebens gestellt hätten, und auf der anderen Seite alles in unserer Macht Stehende tun, demjenigen zu helfen, der an Wahnvorstellungen litt.
    Den Rauch der Zigarette noch in ihrer Lunge fragte sie: «Was können für den Jungen wir tun?»
    «Mir ist in den Sinn gekommen, einen Arzt zu Rate zu ziehen», sagte ich. «Denn die Wissenschaft der Medizin hat große Fortschritte gemacht zuletzt, lässt in

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