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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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Pracht und Überfluss es gebracht, er, der aus einer Jauchegrube zu einem Garten Eden es gemacht, und dass alles Geld, welches aus dem Verkauf der Zitrusfrüchte in Mutters Tasche nun ströme, allein seiner Einsicht und Tatkraft sie zu verdanken habe, worauf Mutter einige unverständliche Worte stotterte und stammelte und jeden Moment in Ohnmacht fallen musste, doch der Verderben bringende Engel beruhigte mit einem Male sich, setzte neben sie sich, strich über das Haar ihr und sagte: «Von dem Augenblick an, da ich meinen Fuß auf das Land dieses Gutes gesetzt, hast du versucht, mich auszunutzen und mir das letzte Hemd auszuziehen: ‹Jacques, rette mich, denn mein Sohn hat den Verstand verloren; Jacques, rette mich, denn die Pachtbauern gehorchen mir nicht; Jacques, rette mich, denn mein Ehemann schlägt mich blutig›, und jedes Mal erhebe zu deinem Befehl ich sogleich mich und gehe und tue alles, was du mich geheißen, und nun, da ein Mal ich komme, ein einziges Mal, um zum Dank etwas von dir zu erbitten – ein bedeutungsloses Stück Papier, das irgendwo unter deinen Schätzen sich findet –, sagst gleich los du dich von mir und schickst zum Teufel mich, doch bitte, wenn du es so willst, dann gehe ich; bleibe du hier zurück mit Salach und Amina und dieser Bande von Verrückten, bekannt als die Pachtbauern auf diesem Gut», und Mutter sagte: «Nein, Jacques, nein,halte an dich, warte», und er antwortete: «Ja und nochmals ja, denn jetzt weiß ich, in dir ist keine Liebe für mich, nichts von alledem, was ich für dich empfinde, niemals hast geliebt du mich und wirst niemals es tun», und sie fiel auf die Knie vor ihm und rief: «Ich liebe, liebe, liebe dich», und ich betrachtete diese Frau, die einst meine Mutter gewesen und die nun ich nicht mehr erkannte, da Funken von Wahnsinn in ihren Augen aufblitzten, der Wahnsinn einer einsamen verwitweten Frau, die gefangen unter dem Joch dieses Fremden, sodass ich schon in den Raum stürzen und rufen wollt: «Mutter!», doch meine Füße verharrten wie angefroren auf ihrem Platze, denn mit ersticktem Flüstern sagte sie ihm in eben jenem Moment, dass bereit sie, sich vollkommen und bedingungslos ihm zu fügen und dass in ein oder zwei Tagen schon sie ihm den
Kushan
würde bringen, der in der Kanzlei eines geachteten Mannes in Jaffa aufbewahrt, und ihm diese Besitzurkunde würde geben, weil das Gut allein ihm bestimmt, dies sei das Gebot der Stunde und der Wille Allahs, worauf der gute Engel ihre Hände ergriff und jeden Finger einzeln küsste, dann sagte: «Eine gute Frau bist du, gutherzig und unsagbar geliebt», und mit einem Laut der Lust sie umfing.

28. Januar 1896, auf dem Gute der Rajanis
(einige Stunden später)
    Schnelles und präzises Handeln ist der Stunde Gebot, denn die Erde bebt unter dem Gutshaus, und der Verräter, Denunzianten und Intriganten viele tummeln sich dort.
    Der Entschluss ist bereits in mir herangereift, zu vertreiben die Pachtbauern von dem Gut. Ich habe in nämlicher Angelegenheitbei den Chowewei Zion Erkundigungen eingeholt, und dort sagte man mir, nach herrschendem Gesetze, dem des türkischen Sultans, hätten die Pachtbauern keinerlei Recht, auf dem Land zu verbleiben, da dieses in Besitz der Familie Rajani und nicht das ihre. Selbst wenn sie einhundert Jahre dort gesessen, oder zweihundert oder deren dreie, sie und ihre Väter und Großväter, stehe den Besitzern frei, sie zu vertreiben, müssten sie in ihr Schicksal sich fügen und diesem unverzüglich Folge leisten.
    Dieser Junge, der seine infantilen Spielchen mit mir spielt, wird noch lernen, wer Isaak Jacques Luminsky ist. Später in seinem Leben wird zwei- und dreimal er sich überlegen, ehe einen angesehenen und hochgestellten Mann wie mich mit Dreck er bewirft. All seine Kriegslisten und Tricks, die er versucht, um die Pachtbauern aufzuwiegeln, und die verleumderischen Briefe, die an seine Verwandtschaft er geschickt, all dies ist längst bekannt und vorgestellt mir. Ja, sogar sein Tagebuch liegt nun zur Einsicht mir vor, und ich erfahre daraus all seine Geheimnisse.
    Indes, entschlossen bin ich, zumindest ein Quäntchen der europäischen Großherzigkeit und Güte an den Tag zu legen und noch eine Gelegenheit ihm zu gewähren, sein Betragen zu ändern, ehe zur Tat ich schreite. Nach allem sind weder Widersacher noch erbitterte Feinde wir einander, sondern zweie, die dasselbe Ziel anstreben, Gedeihen und Schönheit herbeizuführen aus doppelt empfundener Liebe, gleichermaßen

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