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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Gefangene lächelte oder grinste höhnisch – das war schwer zu erkennen. »Ich habe gesehen, was wir Ihnen angetan haben, Gentianerin. Ich weiß, wie viele Menschen wir getötet haben.«
    »Es gab Überlebende – mehr als Sie ahnen. Und auch Nachzügler.«
    »Das behaupten Sie.«
    »Wenn Sie die anderen Überlebenden sehen wollen, hole ich Sie aus der Stasis. Das würde Sie bestimmt überzeugen.«
    »Das Risiko werden Sie nicht eingehen wollen. Wenn Sie mich rausholen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie am Ende mit leeren Händen dastehen.«
    »Glauben Sie etwa, davor würde ich zurückschrecken? So unersetzlich sind Sie nicht.«
    »Auch das ist nur wieder eine Behauptung.«
    »Sie wissen, wie viele Personen im Schiff waren.«
    »Aber ich weiß nicht, wie viele von uns überlebt haben. Sie können mir die anderen drei zeigen, aber woher soll ich wissen, dass es sich nicht um Projektionen handelt?«
    »Wer hat Sie geschickt?«
    »Wir selbst.«
    »Falsche Antwort. Erzählen Sie mir von der Beteiligung der Marcellins an dieser Gräueltat.«
    »Erzählen Sie mir davon.«
    »Die Marcellins hatten den Auftrag, sämtliche H-Waffen zu vernichten. Hätten Sie das getan, würden wir jetzt nicht diese Unterhaltung führen. Gibt es eine Verschwörung innerhalb der Familie, oder hat Grilse auf eigene Faust gehandelt?«
    »Wer ist Grilse?«
    »Meine Geduld ist erschöpft«, sagte Mezereum. Sie hatte die Hand auf den Steuerhebel der Stasiskammer gelegt. »Ich kann den Hebel ganz nach links schieben und Sie rausholen. Möchten Sie, dass ich das tue?«
    »Wenn es Sie glücklich macht.«
    »Sagen Sie mir, was Campions Strang mit dem Angriff zu tun hatte. Welches Detail war der Auslöser?«
    »Fragen Sie Campion. Oder haben wir den auch getötet?«
    »Gehören Sie einer der anderen Familien an? Sind Sie ein Marcellin?«
    »Sehe ich etwa aus wie ein Marcellin?«
    »Ich würde Sie als Mellicta einstufen, wenn ich wetten müsste. Die Ähnlichkeit ist mir erst in dem Moment aufgefallen, als Sie den Mund aufgemacht haben, aber Sie haben diesen hochmütigen Zug, dieses Leck-mich-Funkeln in den Augen.« Mezereum musterte ihn aufmerksam, um sich auch nicht die kleinste Gefühlsregung entgehen zu lassen. Es war für sie frustrierend, dass sie nicht unmittelbar in seinen Kopf hineinschauen konnte. Doch die Stasis-Blase war für Scanner unzugänglich.
    »Wenn Sie glauben, ich würde für das Haus der Nachtfalter arbeiten, dann wenden Sie sich doch an die.«
    Mezereum nickte heftig. »Sie sind einer von denen. Ein Sternenbeweger.« Unvermittelt schob sie den Hebel in die Ausgangslage zurück, so dass der Splitterling zur Reglosigkeit erstarrte. Trotz des Synchromasch wirkte er wie versteinert, denn seine Bewegungsabläufe waren noch immer um den Faktor eintausend verlangsamt.
    »Wenn er ein Mellicta ist, will ich es genau wissen«, sagte Mezereum. Das durch die Fensterschlitze hereinströmende Tageslicht änderte merklich den Einfallswinkel.
    Akonit meldete sich aus dem Publikum zu Wort. »Im Speicher haben wir eine Liste von Mellicta-Splitterlingen. Dass sich ein Treffer ergibt, kann ich nicht garantieren – sie verändern ihr Erscheinungsbild ebenso wie wir -, doch einen Versuch wäre es wert.«
    »Tu das bitte«, sagte Mezereum. »Und vergiss nicht, die Gefangenen auch mit den Splitterlingen abzugleichen, die auf der Strecke geblieben sind.«
    Akonits Hand wanderte zu seinem Chronometer. Er wählte sich in die Normalzeit zurück und verwandelte sich in einen Schemen, der durch die Tür des Befragungsraums verschwand. Ein paar subjektive Sekunden später ruckte die Tür erneut auf und zu, und Akonit saß wieder an seinem Platz und fädelte sich in unseren Zeitablauf ein.
    »Wir haben jetzt einen Namen«, sagte er. »Ein Mellicta namens Dorn. Vor zehn Umläufen ihrer Zeitrechnung ist er auf der Strecke geblieben.«
    »Zur gleichen Zeit wie Grilse, plus/minus einen Umlauf«, meinte Mezereum. »Dann sind es schon zwei – beide Splitterlinge angeblich tot, aber letztendlich doch am Leben. Vielleicht sollten wir die anderen beiden mal in näheren Augenschein nehmen – vielleicht haben sie ja die gleiche Vorgeschichte.«
    »Ich würde ihm gern eine Frage stellen«, sagte ich.
    Mezereum wandte jäh den Kopf zu mir herum. Falls sie mir dankbar dafür war, dass ich sie gerettet hatte, so ließ sie es sich nicht anmerken. »Was gibt es, Campion?«
    »Ich würde gern wissen, ob er schon vom Haus der Sonnen gehört hat.«
    »Eine solche

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