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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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erlöschen. Das Ganze erforderte akribische Planung – wie ein Chirurg, der von seinem eigenen Narkosemittel benommen wird, wäre er im Verlauf des Prozesses nicht klarsichtig genug, um notfalls eingreifen zu können. Alle Eventualitäten mussten berücksichtigt werden.
    Tatsächlich ging nichts schief. Er wurde lediglich fremdartiger, größer, schneller als alles, was er bislang gesehen hatte. Das alte Haus hatte sich in ein funkelndes, nach rationalen Gesichtspunkten organisiertes Bauwerk verwandelt. Er war makellos und effizient. Die Gedanken durchrasten ihn mit unvorstellbarer Klarheit. Als er sein Werk betrachtete, sah er, dass es gut war. Außerdem begriff er, dass er seine alten Gefährten für immer hinter sich gelassen hatte. Der Prozess der Fortentwicklung, der Anpassung der Architektur, ging mit unverminderter Geschwindigkeit weiter. Selbst wenn eine der anderen Intelligenzen ihre Meinung geändert und eine ähnliche Veränderung in Angriff genommen hätte, wäre es ihr niemals gelungen, ihn einzuholen. Er hatte sich in etwas Einzigartiges verwandelt, wie es seit der Zeit der Früheren nicht mehr existiert hatte.
    Valmik aber war noch immer nicht am Ziel. Obwohl er ungleich komplexer war als zuvor, war er doch immer noch an einen Ort gebunden und im Rechenkern einer einzelnen Maschine eingesperrt. Berücksichtigte man die Energieversorgung, die Außenschichten und die Panzerung dieser Maschine, war sie so groß wie ein kleiner Asteroid. Obwohl die trivialen Geheimnisse der Raumzeit, des Impulses und der Trägheit noch nicht entschlüsselt waren, war die Fortbewegung kaum schwieriger als heute. Er musste sich kühlen, indem er Kometen verdampfte. Im Reich seiner geistigen Prozesse war er gottgleich geworden und dennoch auf demütigende Weise von anderen Maschinen und Menschen abhängig. Hätte der Kometennachschub gestockt, wäre er im eigenen Glanz verglüht. Ein einzelner, gut gezielter Schuss aus einer Waffe hätte die Maschine, in der er lebte, zerstören können.
    Damit wollte er sich nicht abfinden.
    Die Transformation, der er sich nun unterzog, entfernte ihn noch weiter von der Menschheit, doch das Menschsein war für ihn inzwischen ein Kontinent an einem fernen Horizont geworden, den man ohne Bedauern entschwinden sieht. Jedes einzelne der zehntausende Milliarden Neuronen, die sein Bewusstsein bildeten, verwandelte sich in eine unabhängige Maschine, die in der Lage war, ihr eigenes Überleben zu sichern. Damals benötigte er noch Brennmaterial und Rohstoffe (er beherrschte noch nicht den simplen Trick, zu diesem Zweck das Vakuum anzuzapfen), doch die Maschinen waren intelligent und beweglich genug, um ihren Bedarf selbstständig zu decken. Während sie mittels Lichtsignalen Kontakt hielten, verwandelte er sich in ein Wolkenbewusstsein, das ein viel größeres Volumen einnahm als zuvor. Tatsächlich konnte sich die Wolke beliebig weit verteilen. Allerdings verlangsamten sich mit zunehmender Ausdehnung Valmiks Bewusstseinsprozesse, da die durch die Lichtgeschwindigkeit bedingte Zeitverzögerung von wenigen Mikrosekunden auf Sekundenbruchteile zunahm. Doch da er am liebsten Selbstgespräche führte, beunruhigte ihn das nicht weiter. Er vermochte sich sogar über ein ganzes Sonnensystem und noch weiter zu verteilen.
    Als die Goldene Stunde längst Geschichte war und lange nach der dritten Reunion der Splitterlinge – die ersten drei Umläufe nahmen lediglich siebentausend Jahre in Anspruch, da Abigail keinen Sinn darin sah, auch die unbesiedelten Teile der Galaxis zu erkunden -, bewohnte der Mann die Oort-Wolke, jenes Halo schlafender Kometen, die tausendbis hunderttausendmal so weit von der Sonne entfernt sind wie der Alte Ort. Bereits seine einfachsten Gedanken nahmen nach Planetenzeit inzwischen Monate in Anspruch. Das Sonnensystem schwirrte in ihm wie eine überdrehte Uhr.
    So gewaltig seine Zahl und seine Ausdehnung auch waren, konnte man Valmik doch leicht übersehen. Denn er spielte keine Rolle mehr in den Angelegenheiten der Menschen, die ihn schließlich vergaßen. Es wurde von geheimnisvollen Funksignalen gemunkelt, von denen die Oort-Wolke durchdrungen sei, doch die meisten betrachteten dies als Mythos wie zahllose andere Geschichten auch. Wenn Forscher eines seiner Einzelteile entdeckten, hielten sie es zumeist für ein Relikt aus der Zeit der interstellaren Expansion. Er konnte gut und gerne darauf verzichten. Nichts, was Menschen vermochten, hätte ihn verletzen oder auch nur

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