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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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ausgesehen und was es bedeutet hat, bevor es zerstört wurde, und er kann es wieder neu zusammensetzen.«
    »Nun, eine optimistische Sichtweise schadet nicht.«
    »Das ist nicht optimistischer, als zu glauben, dass wir eine Zukunft haben«, erwiderte ich scharf. »Es mag dumm oder naiv sein, aber wenigstens gebe ich mich nicht der Illusion hin, es gäbe noch eine Familie Gentian und man könnte weitermachen wie bisher. Schau uns doch an – wir sitzen am Tisch, als wären wir eine große, glückliche Familie.«
    »Wie ich sehe, hast du den Verlust deines Raumschiffs noch nicht verwunden, Portula. Ich hatte eigentlich gehofft, du würdest deine eigenen Probleme hintanstellen und dir Gedanken über unsere Verantwortlichkeiten machen.«
    »Erzähl du mir nichts von Verantwortung, Betonie.«
    Campion berührte mich an der Hand und hüstelte. »Hat sich während unserer Abwesenheit irgendetwas getan? Ich glaube, zuletzt hat Mezereum einen unserer Gefangenen umgebracht.«
    »Die Stasiskammer hat ihn umgebracht, nicht ich«, erklärte Mezereum von der anderen Tischseite aus. Sie hielt ein Stück Brot in der Hand und biss so heftig hinein, dass mich die Befürchtung beschlich, sie könnte glauben, Campions Hals vor sich zu haben. »Er war ausgelutscht. In dem Kasten hätte er uns nicht mehr gesagt.«
    »Ein, zwei Tage zu warten, hätte auch nicht geschadet.«
    »Oder ein, zwei Wochen, ein, zwei Jahre? Wo hättest du die Grenze gezogen, Campion? Früher oder später mussten wir ihn rausholen.«
    »Wir haben noch drei Gefangene«, sagte Akonit. »Wir sind noch nicht fertig.«
    Campion wandte sich Miere zu, die bis jetzt geschwiegen hatte. Sie war der Auseinandersetzung mit skeptischer Belustigung gefolgt, als wären die Beteiligten Darsteller einer Aufführung, der sie selbst als Zuschauer beiwohnte.
    »Campion«, sagte sie, seinen Blick erwidernd. »Was liegt dir auf dem Herzen?«
    »Ich habe mich gerade gefragt, ob wir schon Fortschritte zu vermelden haben.«
    »Es geht voran. Ich habe inzwischen fast alle gescannt – obwohl noch ein paar fehlen, glaube ich, dass wir genug Material vorliegen haben, um deinen Strang zu rekonstruieren.« Sie fuhr sich mit dem juwelengeschmückten Finger durchs Haar und klemmte sich eine weiße Locke hinters Ohr. »Ich werde so lange warten, bis ich alle eingelesen habe, bevor ich mit der Analyse anfange. Was sind schon ein, zwei Tage, wenn man bedenkt, dass sich der Angriff vor hundert Jahren ereignet hat?«
    »Je eher uns sein Strang zur Verfügung steht, desto besser«, sagte Betonie.
    »Ich bin dicht vor dem Ziel, Betonie. Außerdem haben wir noch die Navigationsprotokolle und die Flugpläne, die wir alle vor dem Ende der letzten Reunion gespeichert haben. Ich habe noch keinen Abgleich vorgenommen, aber sobald ich die Arbeit am Strang beendet habe, nehme ich mir das als Erstes vor.«
    »Es hat keinen Sinn, die Dinge zu überstürzen«, meinte Galgant. »Wenn Miere sich schon die Mühe macht, soll sie es auch richtig machen. Einverstanden?«
    »Einverstanden«, sagte Miere. »Wenigstens einer, der begreift, worauf es ankommt.«
     
    »Der Vorfall ist höchst bedauerlich«, sagte Kadenz, als wir uns nach dem Frühstück mit den beiden Robots trafen.
    »Höchst bedauerlich«, erklärte Kaskade, die Hände sittsam gefaltet. »Aber Sie sollten sich wegen des Scheiterns keine Vorwürfe machen. Uns war klar, dass Sie lediglich Hesperus’ Bestes im Sinn hatten. Offen gesagt hätte er die Rückreise zu unserem Heimatsystem wahrscheinlich nicht überstanden.«
    »Sie haben gesagt, seine Überlebenschancen stünden gut«, sagte Campion.
    »Wir haben uns zu einer optimistischen Äußerung hinreißen lassen, weil wir Sie nicht entmutigen wollten«, entgegnete Kadenz.
    »Der Geist hat ihn mitgenommen«, sagte ich. »Das bedeutet nicht, dass wir gescheitert sind.«
    »Was sollte es sonst bedeuten?«, fragte Kaskade mitfühlend, so wie man mit einem Kind spricht, das sich grundlegend falsche Vorstellungen über die Realität macht.
    »Er hat auch früher schon Sachen mitgenommen«, sagte ich. »Manchmal bringt er sie am selben Tag zurück, bisweilen auch erst Wochen oder Monate später. Dass er Hesperus gestern nicht zurückgebracht hat, heißt nicht, dass er ihn nicht irgendwann wiederherstellen wird. Wir müssen Geduld haben und die weitere Entwicklung abwarten.«
    »Geduld ist eine unserer größten Tugenden«, sagte Kadenz. »Gleichwohl stehen wir zu unserer Verpflichtung, zum frühest möglichen

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