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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Zeitpunkt zum Monoceros-Ring zurückzufliegen. Das sind wir der Familie Gentian und der Körperschaft schuldig. Je schneller die Nachricht von dem Unglück, das über Sie hereingebrochen ist, unsere Mitmaschinen erreicht, desto eher können sie Gegenmaßnahmen ergreifen. Sie mögen vielleicht glauben, dass ein, zwei Jahre in Anbetracht der weiten Reise keinen großen Unterschied ausmachen …«
    »Dieser Gedanke ist mir schon gekommen«, sagte ich.
    »Bei einer gründlichen Analyse der galaktischen Geschichte stellt sich jedoch heraus, dass viele Ereignisse einen anderen Ausgang genommen hätten, wenn die entscheidenden Informationen ein oder zwei Jahre früher eingetroffen wären. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass dieser Fall eine Ausnahme darstellt.«
    »In anderen Worten, Sie wollen immer noch mein Raumschiff haben.«
    »Bedauerlicherweise ist das so«, bestätigte Kaskade.
    »Ich glaube, inzwischen habe ich mich damit abgefunden. Was mich betrifft, können Sie das Raumschiff jederzeit übernehmen. Ich habe es gesehen, als die Sonne aufging, leuchtend wie der Morgenstern. Es hat mir das Herz zerrissen, zu wissen, dass es nicht mehr mir gehört. Je eher mir das Schiff aus den Augen kommt, desto besser.«
    Die Robots wechselten Blicke. »Wenn das so ist, werden wir uns beeilen. Ein baldiger Aufbruch kommt uns gelegen, und wir möchten Ihnen keinen unnötigen Kummer bereiten.«
    »Ich möchte zuvor den Hangar leerräumen. Sie können das vielleicht nur schwer nachvollziehen, doch es sind Dinge darin gelagert, an denen ich hänge. Es war nur von der Übergabe des Raumschiffs die Rede – über die Fracht kann ich frei verfügen.«
    »Gibt es dort etwas von besonderem Wert?«
    »Eigentlich nicht. Aber die Dinge sind ein Teil von mir und meiner Vergangenheit. Ich bin eine Sammlerin. Campion ist da anders, aber ich bin nun mal so, wie ich bin.«
    »Sie sollten sie die Silberschwingen leerräumen lassen«, sagte Campion zu den beiden Robots. »Es wird nicht lange dauern, und ohne den Ballast im Frachtraum wird das Schiff schneller fliegen.«
    »Ich wüsste nicht, was dagegen spräche«, sagte Kaskade, »doch es wäre wünschenswert, die offizielle Übergabe so bald wie möglich zu machen. Dann könnten wir uns bereits mit der Steuerung vertraut machen. Wäre es Ihnen recht, wenn wir das jetzt gleich hinter uns bringen würden? Sie könnten den Hangar entladen, während wir uns mit dem Schiff vertraut machen. Sobald Sie fertig sind, werden wir den Orbit verlassen.«
    »Sie werden wohl kaum erwarten, dass mich die Aussicht freut«, sagte ich.
    »Wir können uns vorstellen, wie traumatisch das für Sie ist«, sagte Kadenz. »Vielleicht ist das kein großer Trost, aber Sie können sich des Dankes des Maschinenvolks sicher sein.«
    »Hat sie sich den nicht schon verdient?«, fragte Campion.
    »Gewiss«, erwiderte Kaskade und neigte leicht den Kopf.
    »Ich bin jetzt müde«, sagte ich. »Müde und erschöpft, und ich muss noch mit Herrn Jynx über die gestrigen Vorgänge sprechen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich darauf freue. Wenn Sie nichts dagegen haben, fliegen wir morgen zum Schiff hoch.«
    »Das wäre uns sehr recht«, sagten die beiden Robots im Chor.

Neunzehn
     
     
     
     
     
    Mezereums Befragung dauerte den ganzen Tag. Portula ging früher weg, um mit dem ymirischen Wissenschaftler über unsere Erfahrungen im Auge des Luftgeists zu sprechen.
    Obwohl keine öffentliche Rüge ausgesprochen worden war, hatte ich den Eindruck, dass Mezereum wegen des Umgangs mit Dorn getadelt worden war. Wahrscheinlich hatte sie nicht vorgehabt, ihn zu töten, doch sie musste gewusst haben, wie gering seine Überlebenschancen gewesen waren. Und obwohl Mezereum der Ansicht gewesen war, dass nicht mehr aus ihm herauszuholen war, waren sich Akonit und die anderen in der Beziehung vermutlich unsicher gewesen. Diesmal waren sie viel wachsamer als beim letzten Mal. Mezereum leitete noch immer die Befragung, doch Akonit, Luzerne, Melilo und Valeria hatten in verschiedenen Reihen zwischen dem Publikum und dem Podest Platz genommen. Sie sagten nicht viel, doch Mezereum schenkte ihnen beinahe ebenso viel Aufmerksamkeit wie den Gefangenen. Sie wusste sich unter genauer Beobachtung und tat nichts, ohne sich zuvor des stillschweigenden Einverständnisses ihrer vier Mitüberlebenden zu versichern. Gleichzeitig wirkte sie irgendwie trotzig, sogar herausfordernd. Man hatte ihr auf die Hand geklopft und sie ermahnt, nicht

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