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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Silberschwingen eine Verständigung mit ihm herzustellen, aufgefallen war, wirkte seine Verkleidung so formbar wie Ton.
    Ich wies das Shuttle an, Position und Geschwindigkeit meinem im polaren Orbit befindlichen Schiff anzugleichen. Bald darauf gelangte die Silberschwingen in Sicht und wurde in erschreckendem Tempo größer, bis das Shuttle heftig verzögerte, um die Kollision zu vermeiden, die bis zum letzten Moment unausweichlich schien. Wir spürten natürlich nichts von dem Gewaltmanöver. Das Shuttle ließ das Hangartor öffnen, und dann glitten wir in den wunderschönen Chromschwan hinein, der die längste Zeit mein Schiff gewesen war. Ich schaltete auf manuelle Steuerung um und bugsierte das Shuttle durch das Labyrinth der geparkten Raumfahrzeuge, bis ich die Lücke gefunden hatte, in der ich schon bei meinem letzten Besuch angelegt hatte. Die Feldklammern packten zu; ich schaltete den Antrieb auf Bereitschaftsmodus, und wir stiegen aus. Kadenz und Kaskade trugen Hesperus; ich ging voran. Bis zur nächsten Flitzkabine hatten wir gut einen halben Kilometer zurückzulegen.
    »Willkommen, Portula«, begrüßte mich die Silberschwingen in meinem Kopf. »Wie ich sehe, bist du in Begleitung. Sind das Gäste, oder stehst du unter Zwang?«
    Ich stehe unter Zwang, dachte ich verbittert , aber der geht von der Familie aus, nicht von diesen unschuldigen Maschinen. »Das sind Freunde von mir«, sagte ich laut. »Bitte heiße sie willkommen. Kadenz ist der silberne Robot, Kaskade der weiße.«
    »Willkommen, Kadenz und Kaskade.«
    »Hesperus kennst du ja bereits«, sagte ich. »Er ist noch immer nicht auf dem Damm, aber die beiden Robots werden ihn an einen Ort bringen, wo man ihn heilen kann. Ich werde in Kürze das Kommando an die beiden Robots übergeben, dann wirst du Gelegenheit haben, sie besser kennenzulernen.«
    »Willst du mich loswerden, Portula?«, fragte die Silberschwingen, noch immer in meinem Kopf.
    »Ich kann es nicht ändern. Wir unterhalten uns auf der Brücke. Wenn alles gutgeht, sehen wir uns in etwa einer halben Million Jahren wieder.«
    Die Flitzkabine war für den Frachttransport ausgelegt, deshalb war genug Platz für mich und die drei Robots. Ich tippte unser Ziel in die Schwebekonsole ein, dann blickte ich meine Gäste an und zögerte. »Hesperus ist schon geflitzt, deshalb dürfte das auch Ihnen keine Schwierigkeiten bereiten. Allerdings war das vor seiner Verletzung. Wird er die Prozedur überstehen? Wenn Sie möchten, können wir auch zu Fuß gehen, aber bis zur Brücke sind es etwa fünfzehn Kilometer.«
    »Wir können flitzen«, sagte Kadenz. »Hesperus wird dabei keinen Schaden nehmen.«
    »Wenn Sie meinen.«
    Rote Lichter flammten auf, zum Zeichen, dass das Feld jeden Moment aktiviert würde und wir innerhalb der Bodenmarkierungen Aufstellung nehmen sollten. Dann wurde es kurzzeitig blendend hell – einhergehend mit dem Gefühl, durch kompliziert gewundene Röhren gepresst zu werden -, und im nächsten Moment waren wir auch schon im Gegenstück der Kabine angekommen, fünfzehn Kilometer weiter oben.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Kaskade und blickte in den hallenden, trüb erleuchteten Raum, der hinter der Tür der Flitzkabine lag. »Ich habe die Brücke ganz anders in Erinnerung.«
    »Die Brücke ist noch ein Stück entfernt«, sagte ich. »Früher gab es eine direkte Verbindung zwischen dem Hangar und der Brücke, aber das war keine gute Idee – auf diese Weise war das Schiff zu verwundbar durch Eindringlinge. Das war so, als wäre das Stadttor durch einen Expresslift mit dem Büro des Bürgermeisters verbunden – Schwierigkeiten sind da vorprogrammiert.«
    »Ist es noch weit?«
    »Nur ein kurzer Spaziergang.« Die Halle war gesäumt von Flitzkabinen. Ich zeigte zur gegenüberliegenden Wand, gab ein forsches Tempo vor und geleitete die Robots über eine Brücke. Über und unter uns erstreckte sich ein Schacht in eine schwindelerregende Ferne, durch den sich langsam ambossförmige Mechanismen bewegten. Die Schwerkraft war an der Längsachse der Silberschwingen ausgerichtet, deshalb führte der Schacht fast durchs ganze Schiff, bis er in den Hangar mündete. Die Maschinen führten unablässig Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten durch.
    Jede sechste Kabine war für Personen- wie für Frachttransport geeignet. Die übrigen Kabinen konnten lediglich ein oder zwei Personen gleichzeitig aufnehmen, doch ihre Anzahl reichte aus, um Hunderte Transportprozesse gleichzeitig zu bewältigen.

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