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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Orbit mitnehmen. Dann können wir ihn für die Reise vorbereiten.«
    »Ich werde ihn nicht wiedersehen, hab ich Recht?«
    »Wenn er geheilt werden kann und wenn Sie lange genug leben, ist alles möglich«, erwiderte Kaskade.
    »Vielleicht wird er sich dann nicht einmal mehr an uns erinnern. Das kann man nicht mit Sicherheit sagen, oder was meinen Sie?«
    Kaskade sagte: »Wir werden dafür Sorge tragen, dass er begreift, wie tief er in Ihrer Schuld steht.«
    »Darum geht es nicht. Es geht um Freundschaft. Wir haben ihn gemocht. Ich glaube, er hat unsere Gefühle erwidert.«
    »Er befindet sich jetzt in guten Händen«, sagte Kaskade. »Dessen können Sie gewiss sein.«
    »Kümmern Sie sich um den Transport?«, fragte ich. »In einer Stunde steht mein Shuttle auf dem Hauptlandedeck bereit. Betonie muss zuvor seine Zustimmung zum Flug in den Orbit geben, aber er wird bestimmt keine Einwände haben. Schließlich war das Ganze ja seine Idee.«
    »Wir bereiten Ihnen auch wirklich keine Umstände?«, fragte Kaskade.
    »Ich habe heute ohnehin nichts vor.«
    »Dann nehmen wir Ihr Angebot gerne an. Wir werden für Hesperus die notwendigen Vorbereitungen treffen.«
    »Passen Sie gut auf ihn auf«, sagte ich.
    Ich ging zurück zum Auditorium, wo ich Campion zurückgelassen hatte. Er saß noch immer bei Campion und den anderen und hielt ein wachsames Auge auf Mezereum. Als er mich bemerkte, stand er auf und rückte auf einen leeren Platz, wo er sich außer Hörweite der anderen Splitterlinge befand. Ich ging zu ihm hinüber und sagte: »Ich fliege zur Silberschwingen hoch, um Kadenz und Kaskade das Kommando zu übergeben. Sie werden Hesperus mitnehmen.«
    »Wirst du lange fortbleiben?«
    »Ich brauche nur den Hangar leerzuräumen und das Kommando zu übergeben. Bis Mitternacht sollte ich wieder zurück sein. Schlimmstenfalls bin ich zum Frühstück wieder da.«
    Er machte Anstalten, sich zu erheben. »Ich begleite dich.«
    »Das brauchst du nicht. Ehrlich gesagt, würde ich lieber alleine fliegen. Die Übergabe wird mir schon schwer genug fallen, aber wenn du mitkommst, wäre es bestimmt noch schlimmer. Du weißt, wie viel das Raumschiff mir bedeutet.«
    »Das verstehe ich«, sagte Campion. »Du möchtest das lieber alleine hinter dich bringen.«
    »Wenn ich wieder hier bin, hab ich’s hinter mir. Ich wollte dir nur sagen, dass ich weg bin. Es wird schon gutgehen, das verspreche ich dir.«
    »Mach den Maschinen keine Zugeständnisse, die über die Abmachungen hinausgehen.«
    »Werd ich nicht, versprochen.«
    Er hielt mich umarmt, bis ich mich losmachte. »Das wird ihnen eines Tages noch leidtun«, sagte er. »Sie werden einsehen, dass sie einen Fehler gemacht haben. Betonie weiß es wahrscheinlich schon – Mieres Tod hat alles verändert. Aber er kann nicht mehr zurück, jetzt, da die Robots auf sein Angebot eingegangen sind.«
    »Wenn das Schiff bei der Rückgabe auch nur einen Kratzer hat, werden sie mir dafür büßen.«
    Er lächelte. »Das ist die richtige Einstellung. Und jetzt flieg hoch und bring’s hinter dich.«
    Ich küsste ihn erneut; wir verschränkten unsere Hände, dann lösten wir uns voneinander. Ich wandte mich Betonie zu, denn ich hatte gespürt, dass er uns beobachtete.
    »Ich fliege zu meinem Schiff hoch, um es an die Robots zu übergeben. Du hast doch nichts dagegen, oder?«
    »Natürlich nicht«, sagte er, dann blickte er wieder zu Mezereum hinüber, als brächte er es nicht fertig, mir in die Augen zu sehen. Mit einem Anflug von Genugtuung verließ ich hoch erhobenen Kopfes das Auditorium und wandte mich zum Landedeck. Das Shuttle stand schon da, und ich brauchte nicht lange auf die beiden Robots und deren goldene Fracht zu warten.
    Wir hoben ohne Zwischenfälle von Ymir ab. Ich beobachtete, wie die Türme zurückfielen, und erhaschte einen flüchtigen Blick auf das Auditorium. Mezereums Scheibenmosaik funkelte in der Sonne, die zweihundertsechsundfünfzig Facetten, die einmal ein vollständiger Mensch gewesen waren, sandten Lichtblitze aus. Eine kleine, schwarz gekleidete Gestalt stapfte zwischen den Scheiben einher, dann flammte rubinrot die Energiepistole auf, und dann verdeckte mir ein anderer Turm die Sicht. Ich beschleunigte, und bald darauf hatte ich die oberen dünnen Atmosphäreschichten erreicht, in denen wir Mieres Leben dargestellt hatten. Die Robots standen hinter mir, ihr schwer verletzter Mitrobot schwebte horizontal zwischen ihnen. Wie mir schon bei ihrem Versuch, an Bord der

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