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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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hat, könnte es den Kurs ändern, doch vorerst besteht kein Anlass, daran zu zweifeln, dass es die Heimatwelt der Maschinenwesen ansteuert.«
    »Irgendetwas stimmt da nicht.«
    »Die ganze Sache stinkt.«
    »Was immer da los ist, es geht nicht von Portula aus. Ich glaube, im Grunde ist dir das auch klar.«
    »Es würde mich wundern, wenn es so wäre, aber ich habe in letzter Zeit schon einige Überraschungen erlebt.«
    Ich bedankte mich für den Flug und flitzte zur Bummelant hinüber. Das Schiff spürte meine Anwesenheit und stellte sogleich Startbereitschaft her. In weniger als zwölf Stunden würde die Silberschwingen so dicht an der Lichtgeschwindigkeit fliegen, dass selbst das schnellste Raumschiff hunderttausend Jahre bräuchte, um sie einzuholen. Und wenn es so weit wäre, würden sie sich auf der anderen Seite der Galaxis befinden. Die einzige Möglichkeit, sie zu erreichen, bestand darin, alle Sicherheitsbedenken in den Wind zu schlagen und sie schnell einzuholen.
    Ich setzte mich an die Steuerung, legte den Verfolgungskurs fest und beschleunigte mit tausend Ge. Neume verschwand wie ein Stein, der in einen Brunnen fällt. Wie immer hatte ich auf der Planetenoberfläche das Gefühl grenzenloser Weite gehabt, doch nun sah ich Neume als den silbrigen Kiesel, der er in Wirklichkeit auch war – ein kleiner, runder Felsbrocken, der in der unendlichen Leere schwebte, vor dem Vakuum nur durch eine hauchdünne Atmosphäreschicht geschützt.
    Ein paar Minuten lang war ich allein und kein anderes Objekt befand sich in der unmittelbaren Reichweite meiner Sensoren, doch nach einer Weile formierten sich die anderen Schiffe um mich herum und passten sich meiner Beschleunigung an. Die vor uns befindlichen drei Raumschiffe gehörten Hederich, Melde und Agrimony. Fünf Schiffe folgten ihnen, darunter die Bummelant und Betonies Schiff. Die anderen drei Schiffe gehörten Oxalis, Rainfarn und Bilse; Hederich, Melde und Agrimony flogen als Passagiere mit. Bald würde auch noch ein sechstes Schiff zu uns sto ßen, denn Galgant hatte seinen Patrouillenflug abgebrochen, um sich der Verfolgung anzuschließen. Er beschleunigte mit zwölfhundert Ge und holte noch das letzte Newton aus dem Pseudoschub der Königin der Nacht heraus. Von allen Schiffen des Verfolgergeschwaders hatte er die besten Aussichten, den Abstand zur Silberschwingen zu verringern, auch wenn er mit Portulas Reisegeschwindigkeit nicht würde mithalten können.
    Nach einer Stunde waren wir drei Lichtminuten von Neume entfernt – jetzt war der Planet nur noch ein achteraus liegender heller Stern, der von seiner Sonne beinahe überstrahlt wurde. Nachdem wir uns auf ein Beschleunigungslimit von tausend Ge geeinigt hatten, sammelten wir unsere Schiffe, so dass wir eine Unterhaltung in Realzeit führen konnten. Mitten auf der Brücke bildete sich ein runder Tisch, der identische Gegenstücke an Bord der anderen Raumschiffe hatte. Imagos meiner Mitsplitterlinge verteilten sich darum. Außer Galgant waren alle sorgfältig gerendert. Galgants flüchtige Erscheinung sollte uns daran erinnern, dass er noch etwa eine Lichtminute zurücklag, so dass er nur mit entsprechender Verzögerung an der Debatte teilnehmen konnte.
    »Heute Mittag«, sagte Betonie, »hat keiner von uns damit gerechnet, dass wir vor Sonnenuntergang in unseren Schiffen wären und von Neume wegfliegen würden. Aber das muss man uns lassen, wir haben schnell auf die veränderte Situation reagiert. Hederich, Melde und Agrimony: Ich möchte euch dafür danken, dass ihr eure Schiffe unbemannt habt starten lassen. Diesen Großmut wird euch die Familie nicht vergessen.«
    »Flitzen ist zu gefährlich, aber wenn wir auf elf- bis zwölfhundert Ge gehen, können wir uns bis auf Shuttle-Reichweite an die Schiffe heranarbeiten«, sagte Melde, die Hand auf die Tischplatte gelegt. Sie hatte lange, scharfe Fingernägel, die sie für Mieres Totenfeier tiefschwarz lackiert hatte. »Ich wäre lieber an Bord meines Schiffes, als ihm aus der Ferne hinterherzusehen. Die drei Schiffe sind bereits zu schnell, als dass man sie wirkungsvoll fernsteuern könnte, und meins hat keine Protokolle für diese Situation.« Leise setzte sie hinzu: »Ich spreche von Kampfprotokollen, falls ich mich unklar ausgedrückt haben sollte.«
    »Mit den Protokollen werden wir uns gleich befassen«, sagte Betonie. »Zunächst einmal erteile ich Campion das Wort. Er kennt Portula besser als wir alle, und das ist nicht als Spitze gemeint. Die

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