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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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wir ihnen schaden.« Ich verzichtete darauf, zu erwähnen, welche Folgen das für uns hätte.
    »Es würde ganz schnell gehen, Portula. Wenn Sie Angst haben, könnten Sie vorher in Stasis gehen.«
    »Also, damit sollten wir noch warten.«
    »Ich wollte nur unsere Optionen klar herausstreichen.«
    »Schon verstanden. Ob Kadenz und Kaskade auch schon darauf gekommen sind?«
    »Bestimmt. Ob sie glauben, dass wir’s tun werden, steht auf einem ganz anderen Blatt.«
    »Glauben Sie, sie wissen, dass wir noch am Leben sind?«
    »Sie wissen, dass ich noch funktioniere und dass Sie zumindest so lange am Leben waren, bis Sie das Bewusstsein verloren haben. Allerdings glaube ich nicht, dass sie unsere Aktivitäten hier in der Arche überwachen können.«
    »Sie werden es merken, wenn Sie von Bord gehen.«
    »Ich werde mich sehr schnell bewegen, meine Farbe ändern und die Raumschiffe und andere Hindernisse als Deckung nutzen.«
    »Ich brauche noch Zeit, um die Liste zu vervollständigen. Wenn ich nur auf meinen Datenspeicher zugreifen könnte …«
    »Ich habe volles Vertrauen in Ihre geistigen Fähigkeiten.« Sein Tonfall wurde schroff und geschäftsmäßig. »Ihr Einverständnis vorausgesetzt, werde ich den Antrieb der Arche jetzt auf Rangierschub hochfahren. Auf stärkeren Pseudoschub möchte ich lieber verzichten, damit das Schiff sich nicht aus dem Andockfeld löst.«
    »Bitte sehr«, sagte ich und schaute zu, wie er an der Steuerung hantierte.
    Hesperus erweckte den schlummernden Antrieb zum Leben und brachte ihn zum ersten Mal seit Zehntausenden Jahren subjektiver Zeit auf Touren. Viele Schiffe hätten einem solchen Verlangen Widerstand entgegengesetzt. Für die Arche, die bestens ausgerüstet war für ein langes und ehrenhaftes zweites Leben, stellte dies keine Überforderung dar. Die rote Schrift und die Symbole strömten über weiße Monitore, die zuvor leer gewesen waren, es ertönten mehrere Tonsignale, und ich hatte einen Moment lang das Gefühl, der Boden schwanke, so dass ich mich abstützen musste. Dann vernahm ich ein fernes Brummen, weniger ein Geräusch als eine subsonische Empfindung. Die Silberschwingen krümmte den Raum in die eine Richtung, während sie auf der Verzerrung surfte; die Arche versuchte ihn wieder zu glätten.
    »Glauben Sie, die Robots werden das bemerken?«
    »Bestimmt. Sie werden den Effekt noch deutlicher wahrnehmen, wenn ich den gleichen Trick auf weitere Schiffe anwende.«
    Ich dachte an die Liste, die er von mir haben wollte. Ein paar Schiffe konnte ich ihm bereits nennen, doch ich wollte, dass er erst dann von Bord ging, wenn ich mir sicher war, dass mir alle geeigneten Raumschiffe eingefallen waren.
    »Ich würde mir die Namen und Positionen gern notieren.«
    »Nennen Sie sie einfach. Ich werde mir alles Wichtige merken.« Mit einer anmutigen Handbewegung nahm er eine Einstellung vor, was eine weitere Serie von Tonsignalen zur Folge hatte. »Ich habe den Sender der Arche auf volle Leistung geschaltet. Außerdem lasse ich ihn die Frequenz ständig wechseln, so dass gute Aussicht besteht, dass er die Hangarwände und die Verzerrung der Raumzeit durchdringen kann, die der Antrieb verursacht. Das Schiff wird uns informieren, sobald es ein Antwortsignal auffängt.«
    »Vielleicht fliegt uns ja überhaupt niemand hinterher.«
    »Glauben Sie wirklich, Campion würde Sie einfach so ziehen lassen?«
    »Er bräuchte Betonies Einwilligung, um mir hinterherzufliegen.«
    »Ich bezweifle, dass ihn jemand davon abhalten könnte.«
    »Sie haben Recht.« Die Vorstellung, dass Campion dort draußen war, hob einerseits meine Stimmung, andererseits ängstigte es mich auch. Mir wäre es lieber gewesen, er wäre an einem sicheren Ort gewesen, anstatt meinetwegen sein Lebens auf Spiel zu setzen. »Hesperus«, sagte ich zögernd, »die verstörende Wahrheit, die Sie eben erwähnt haben – möchten Sie jetzt darüber reden?«
    Er erhob sich; offenbar hatte er fürs Erste alle notwendigen Einstellungen vorgenommen. »Sie haben Recht; der geeignete Zeitpunkt wird sich wohl nie ergeben.«
    »Dann bringen wir’s hinter uns.«
    Er überlegte einen Moment, dann deutete er auf einen der weißen Polstersessel. »Nehmen Sie Platz, Portula.«
    »Warum?«
    »Weil Sie emotional instabil sind und weil das, was ich Ihnen sagen will, Ihre ganze Geisteskraft beanspruchen wird.«
    »Es geht mir wieder besser. Ich werde schon nicht in Ohnmacht fallen.«
    »Setzen Sie sich.«
    Ich setzte mich.
    Hesperus nahm mit

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