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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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An Bord eines solchen Raumfahrzeugs benötigt man einen Raumanzug nur alle Million Jahre.«
    »Und heute ist es so weit. Gehen Sie nachschauen, aber lassen Sie sich nicht länger als zwei Minuten Zeit. Wenn Sie bis dahin nicht fündig geworden sind, gehen wir trotzdem von Bord.«
    Ich ging nachschauen, wusste aber im Grunde, dass es aussichtslos war. Das Shuttle hatte schon Milliarden Flugstunden hinter sich gebracht, ohne dass die Passagiere jemals in die Verlegenheit gekommen wären, einen Raumanzug anfertigen zu müssen.
    »Wenn wir erst einmal in der Arche sind«, sagte Hesperus, »könnte es problematisch sein, wieder hierher zurückzukehren. Wir sollten uns daher vergewissern, dass wir nichts Wertvolles zurücklassen, was die Realisatoren der Arche nicht nachbauen können.«
    »Da fällt mir nichts ein. Wir haben nicht mal eine Energiepistole vorzuweisen.«
    »Dann gehen wir jetzt von Bord. Beschreiben Sie mir die Lage des Raumschiffs und wie man an Bord kommt.«
    Ich tat wie geheißen. Hesperus nickte bedächtig. »Ja. Ich erinnere mich, dass wir bei unserem Fluchtversuch an dem Schiff vorbeigekommen sind. Achtunddreißig Meter vom Bug entfernt war ein Eingang. Sind Sie sicher, dass das Schiff mich einlassen wird?«
    »Es gibt keine speziellen Sicherheitsvorkehrungen. Weshalb auch? Wir befinden uns an Bord meines Schiffes.«
    »Ich musste diese Frage stellen.« Hesperus wandte sich der Konsole zu. »Gehen Sie zur Luke und warten Sie auf mich. Ich komme gleich nach.«
    »Was haben Sie vor?«, fragte ich, während er sich an der Steuerung zu schaffen machte.
    »Ich erhöhe den Antriebsschub.«
    Ich spürte, wie das Shuttle in der Feldverankerung bockte. »Das haben wir doch schon versucht. Es hat nicht funktioniert.«
    »Ich erklär’s Ihnen unterwegs. Jetzt haben wir keine Zeit dafür.«
    Als ich die Rampe abgesenkt hatte und auf die Laufplanke des Hangars trat, war Hesperus bereits fertig. Ich hörte das Alarmsignal der Konsole. Die Bemühungen des Shuttles waren jedoch vergeblich.
    »Was haben Sie gemacht?«
    Er kam die Rampe herunter, legte die Hand flach auf das Steuerfeld. Die Rampe wurde eingefahren, die Luke geschlossen. »Lassen Sie sich tragen. Je eher wir die Arche erreichen, desto besser. Wir werden mit Sicherheit beobachtet.«
    »Das ist meiner Würde abträglich.«
    »Da sind wir schon zwei.« Hesperus nahm mich auf die Arme und beschleunigte mit übermenschlichem Tempo in Richtung der Arche. Seine Beine waren nur noch verwischte Schemen, doch ich nahm kaum Erschütterungen wahr, als ob wir schwebten.
    »Hesperus, was haben Sie mit dem Antrieb gemacht?«
    »Wie schon erwähnt, werden wir mit ziemlicher Sicherheit beobachtet. Der Shuttleantrieb arbeitet jetzt gegen das parametrische Feld der Silberschwingen , was dessen Leistung geringfügig herabsetzt.«
    »Geringfügig – Sie sagen es. Das ist so, als würde man ein Kreuzfahrtschiff abbremsen wollen, indem man einen Zweig ins Wasser hält.«
    »Aber wir haben viele Zweige.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Der Hangar ist voller Raumschiffe. Sobald wir uns an Bord der Arche befinden, werde ich versuchen, so viele Antriebe wie möglich zu aktivieren. Selbst wenn mir das nur in ein paar Fällen gelingen sollte, könnte es den Schub der Silberschwingen um ein bis zwei Prozent mindern.«
    »Das wird Kadenz und Kaskade nicht gefallen.«
    »Wenn mir noch etwas anderes einfallen würde, um ihr Missfallen zu erregen, würde ich es tun.« Hesperus stockte, dann sagte er: »O je.«
    »O je, wieso?«
    »Ich habe soeben einen minimalen Druckabfall festgestellt.«
    Ich blickte mich zum Hangartor um. Es hatte sich zu öffnen begonnen, und durch die schmale Lücke sah man den interstellaren Raum.
    »Der Druckschirm …«, sagte ich.
    »Den haben sie abgeschaltet. Atmen Sie tief durch, Portula. Ich glaube, wir verlieren Luft.«
    Plötzlich spürten wir die Gewalt des Sogs der ins Vakuum entweichenden fast fünfzig Kubikkilometer Luft. Wir vernahmen ein leises Rauschen, das immer weiter anschwoll, bis es sich anhörte, als werde das Universum entzweigerissen.
    Vor uns lag fast noch ein Kilometer. Ich wollte etwas sagen, vermochte das Geheul der entweichenden Luft jedoch nicht zu übertönen. Hesperus packte mich fester und beugte sich schützend vor, seine Beine wirbelten noch schneller als zuvor. Der Orkan wurde zu einer massiven Wand, die mich in den Weltraum mitgerissen hätte, wenn mich Hesperus nicht festgehalten hätte. Ich hatte keine Ahnung, wie er es

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