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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Bilse – waren in Bereitschaft. Galgants Imago tauchte dann auf, wenn er etwas beizusteuern hatte, doch es wirkte noch immer verschwommen, um den räumlichen Abstand zu verdeutlichen. Wir alle standen, die Hände auf lediglich angedeutete Stützen gelegt. Das Neume-System auf dem Display war eine Darstellung des Planeten, und die Flugbahnen unserer Schiffe wiesen als pfeilgerade, leuchtende Linien von dem Planeten weg, so dicht angeordnet, dass sie ununterscheidbar waren. Sich verändernde Ziffern neben jedem Raumschiff zeigten die Geschwindigkeit in Prozent Lichtgeschwindigkeit an. Galgants Schiff näherte sich unserer Position auf einer geschwungenen Asymptote, noch über eine Lichtminute entfernt, aber ebenso stark beschleunigend wie die drei unbemannten Raumfahrzeuge. Ich vermutete, dass er die gleichen nervösen Ticks durchexerzierte wie wir alle und ständig die Waffen- und Abwehrsysteme überprüfte. Eine Überprüfung hätte eigentlich ausgereicht – die Systeme waren in den sechs Millionen Jahren des Bestehens der Familie auf höchste Effizienz und Verlässlichkeit getrimmt worden -, doch manche menschlichen Angewohnheiten wurde man halt nicht los. Soldaten schärften ihre Schwerter vor der Schlacht, ölten die Gewehre, küssten ihre Talismane.
    Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass ich noch eine weitere Stunde warten müsste, bis unsere Schiffe allmählich in Schussentfernung kommen würden, als wir das Signal auffingen. Es wurde auf wechselnder Frequenz gesendet, benutzte keines unserer Standard-Übertragungsprotokolle, stammte aber eindeutig von der Silberschwingen des Morgens .
    »Das ist nur ein Anruf«, sagte Betonie, dessen Imago unmittelbar neben mir stand. Er blickte auf mein Display, wo der Text des Funkspruchs neben dem Planetarium scrollte. »Kein tieferer Inhalt, vorausgesetzt, dass wir nicht irgendwelche Subtilitäten übersehen haben.«
    »Das könnte auch eine Falle sein«, bemerkte Rainfarn.
    Hederich schüttelte den Kopf. »Wir haben nichts zu verlieren – wer immer die Silberschwingen steuert, weiß bereits, dass wir sie verfolgen. Wir sollten uns anhören, was sie uns zu sagen haben.«
    Betonie biss sich auf die Lippen. »Weshalb benutzen sie ein unbekanntes Protokoll und nicht den Sender der Silberschwingen ?«
    »Vielleicht bleibt ihnen nichts anderes übrig«, sagte ich. »Portula hat viele Raumschiffe im Hangar. Wenn sie sich in einem der Schiffe in Sicherheit gebracht hat, könnte sie uns auch gegen den Willen der Robots anfunken.«
    »Wenn wir ihr antworten, können die Robots daraus schlie ßen, dass sie noch am Leben ist«, sagte Oxalis.
    »Das wissen sie bereits«, entgegnete ich. »Falls sie nicht zufällig ein Schiff mit einem Richtsender gefunden hat, haben sie das Rufsignal aufgefangen. Hederich hat Recht: Wir haben nichts zu verlieren, wenn wir antworten, und falls Portula die Absenderin war, weiß sie dann, dass wir sie nicht aufgegeben haben.«
    Galgant machte einen zeitverzögerten Einwurf. »Ich bin dagegen, den Anruf zu beantworten. Wenn die Robots verhandeln wollen, sollen sie verzögern und unsere Anweisungen abwarten. Wir stellen hier die Bedingungen, nicht sie. Wenn Portula ihre Geisel ist, wäre die Information, dass wir ihr folgen, nicht hilfreich.«
    Ich fragte mich, ob er es mit seiner Annäherung an Portulas Schiff noch ernst meinte, oder ob er insgeheim darauf hoffte, dass die Krise beigelegt würde, bevor er seine Tapferkeit unter Beweis stellen müsste.
    »Wenn sie allein in dem Schiff ist, möchte ich, dass sie weiß, dass wir sie nicht im Stich lassen«, erwiderte ich.
    Galgant schwieg. Mein Einwand würde ihn mit einer Verzögerung von fünfunddreißig Sekunden erreichen, und seine Antwort bräuchte ebenso lange bis zu unserem Schiff.
    »Beantworte den Funkspruch«, sagte Betonie.
    »Bist du dir sicher?«
    »Schweig dich über unsere Absichten aus, aber mach ihnen klar, dass wir nicht die Absicht haben, unverrichteter Dinge wieder umzukehren.«
    Ich nickte und räusperte mich. Dann wies ich die Bummelant an, eine Nachricht vorzubereiten, wie wir sie für gewöhnlich bei Schwellenzivilisationen verwendeten, nämlich ohne das ganze Drumherum, mit dem wir gewohnheitsmäßig zu verhindern suchten, dass unsere Funksprüche mitgehört oder nachgeahmt wurden.
    »Hier spricht Campion von Bord der Bummelant . Wir fliegen drei Lichtminuten hinter dir und holen weiter auf. Wir haben dein Signal empfangen, Portula; ich hoffe, du verstehst die Nachricht. Ich

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