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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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auf einen der leeren Sitze.
    »Nur zu! Machen Sie sich kundig.«
    Ich stellte mich hinter seinen Sitz, während er die Steuerung übernahm. Sogleich falteten sich aus dem weißen Boden Displays auf, die sich neigten, um sich Hesperus’ Sitzhaltung anzupassen. Unmengen von rotem Text und zahllose Diagramme schwebten gehorsam in Position. Der Text war aus rechteckigen Piktogrammen zusammengesetzt.
    »Klingelt da was bei Ihnen?«, fragte ich skeptisch.
    »Das habe ich schon mal gesehen. Es hat nur einen Moment gedauert, bis ich die Übersetzungsfilter aus dem Tiefengedächtnis ausgegraben hatte.«
    »Na großartig. Eigentlich hatte ich vor, die Schiffe an den Familienstandard anzupassen, aber ich bin einfach nie dazu gekommen.«
    »Das wird Ihnen eine Lehre sein.«
    »Was soll mich das lehren?«
    »Nicht eine Million Jahre aufzuschieben, was Sie gleich erledigen können.« Nach erteiltem Rat verstummte Hesperus. Seine Hände zuckten, und der Text und die Diagramme scrollten rasend schnell vorbei.
    »Ich warte auf gute Neuigkeiten«, sagte ich nach einer Weile.
    »Also, die Energieversorgung arbeitet, wie wir bereits vermutet haben. Und zwar haben wir mehr Energie, als wir brauchen. Der Antrieb meldet sich startklar. Die Lebenserhaltungssysteme funktionieren normal. Es gibt Trägheitsdämpfer und Impassoren. Zum Manövrieren auf engem Raum gibt es einen Realschubantrieb. Wenn sich uns keine Hindernisse in den Weg stellen, könnten wir eigentlich sofort starten.«
    Ich kratzte mich am Hals. »Und warum tun wir’s dann nicht?«
    »Kaskade und Kadenz haben das Schiff vollständig unter ihrer Kontrolle, Portula. Sie haben das Hangartor in der Absicht geöffnet, Sie zu töten. Jetzt, da die Luft weg ist, haben sie den Schutzschirm vermutlich eingeschaltet und das Tor wieder geschlossen. Ich fürchte, wir würden nicht weit kommen.«
    »Wir könnten es wenigstens versuchen.«
    »Dabei könnten wir umkommen. Im Moment sind wir in Sicherheit und können in Ruhe Entscheidungen treffen.«
    »Und woran haben Sie gedacht?«
    »Wir sollten versuchen, Kontakt mit den Verfolgern aufzunehmen und auf diese Weise unsere Position, unsere Geschwindigkeit und den angenäherten Kurs bestimmen. Dann können wir uns Gedanken über das Ziel dieser Unternehmung machen.«
    »Wir fliegen zur Maschinenzivilisation.«
    »Ja«, sagte er zerstreut.
    »Sie scheinen sich da nicht so sicher zu sein.«
    »Sicher ist für mich im Moment gar nichts, Portula. Es ist lange her, dass ich vom Monoceros-Ring aufgebrochen bin, doch an irgendwelche kriegerischen Neigungen kann ich mich nicht erinnern. Ganz im Gegenteil. Die meisten Denker wünschten sich für unsere beiden Metazivilisationen nichts als Frieden und Wohlstand. Ich wurde beauftragt, im Archiv der Vigilanz anomale Aufzeichnungen zu untersuchen, aus Gründen der Vollständigkeit und zur Befriedigung unserer Neugier. Ich sollte weder Krieg führen noch mir Feinde machen.«
    Dies war das erste Mal, dass er sich mit einiger Bestimmtheit zu seinem Auftrag geäußert hatte.
    »Und wie steht es mit Kadenz und Kaskade?«
    »Vielleicht wurden sie von einer anderen Gruppierung des Maschinenvolks ausgesandt. Ich weiß nicht, was sie vorhaben.«
    »Aber Sie haben doch bestimmt irgendwelche Vermutungen.«
    »Ich habe Denkansätze. Gedankensplitter. Und ich kenne eine große, sehr verstörende Wahrheit, die ich Ihnen bald werde offenbaren müssen.«
    »Sagen Sie mir, welchen Auftrag Sie hatten«, sagte ich in dem Gefühl, unter mir habe sich eine Falltür aufgetan.
    Hesperus nahm weitere Einstellungen vor, ohne meine Frage zu beantworten. »Ich habe die Eingänge gesichert. Wer hier rein will, muss schon Gewalt anwenden.«
    »In Anbetracht der Umstände klingt das nicht sehr beruhigend.«
    »Ich möchte unsere Lage nicht rosiger darstellen, als sie ist. Wenn die beiden Robots Zugang zu den Systemen der Silberschwingen haben, können sie auch Waffen oder Geräte mit hoher Durchdringungskraft herstellen. Aber wir verfügen ebenfalls über Realisatoren. Wir können uns verteidigen. Außerdem haben wir eine Option, die sie nicht haben.«
    Sein drohender Unterton war nicht zu überhören. »Und die wäre?«
    »Wir können die Arche zerstören. Wenn der Antrieb detonieren würde, wäre kein Schutzschirm stark genug, um zu verhindern, dass auch die anderen Schiffe im Hangar in die Luft fliegen – das würde nicht einmal dann gelingen, wenn die Silberschwingen einen Impassor um den Hangar legen würde.«
    »Also können

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