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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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weiß, dass du zuhörst – dass du zuhörst und am Leben bist. Im Moment ist das im ganzen Universum die größte Gewissheit, die ich besitze.« Was rundweg gelogen war, jedoch nur deshalb, weil ich ihr klarmachen wollte, dass ich die Verfolgung niemals abbrechen würde.
    Ich fuhr fort: »Außerdem weiß ich, dass du das Signal gesendet hast und nicht die beiden Robots. Wenn sie mit uns reden wollten, hätten sie dies bereits getan und ein gentianisches Protokoll benutzt. Ich hoffe, du kannst mir antworten, doch für den Fall, dass das nicht geht oder wir nur ein, zwei Nachrichten austauschen können, werde ich dir nun alles Wissenswerte berichten. Du hast Neume vor über vier Stunden verlassen. Seitdem beschleunigst du mit tausend Ge auf einem Kurs, der dich in hundertdreißigtausend Jahren zu den inneren Sternen des Monoceros-Rings bringen wird. In diesem Moment fliegst du mit achtundvierzig Prozent Lichtgeschwindigkeit und beschleunigst weiter. Insgesamt folgen dir neun Raumschiffe – wir sind so rasch wie möglich von Neume gestartet und beanspruchen den Antrieb bis zum Äußersten. Wir werden dir den ganzen Weg über folgen, bis du wieder bei uns bist. Bitte antworte, wenn du kannst. Ich möchte deine Stimme hören.« Mit zugeschnürter Kehle setzte ich hinzu: »Ich liebe dich, Splitterling.«
    Ich hatte Mühe, mich auf den Beinen zu halten, so ausgelaugt und verängstigt fühlte ich mich. Ich wagte kaum zu hoffen, dass wir eine Antwort erhalten würden. Selbst wenn sie noch am Leben sein sollte, war keineswegs sicher, dass sie die Möglichkeit hatte, ein komplexeres Signal zu senden als gerade eben. Außerdem war sie uns drei Lichtminuten voraus; bis eine Antwort eintraf, würden mindestens sechs Minuten verstreichen.
    Jede Sekunde dehnte sich zu einer angsterfüllten Ewigkeit. Als die Zeitspanne geendet hatte, verstrichen quälend langsam die Sekunden.
    »Ich bin wohlauf, Campion. Hesperus ist bei mir – er lebt und steht auf unserer Seite. Wir sind im Hangar, in der weißen Arche. Die beiden Robots haben uns reingelegt, Campion – sie hatten gar nicht die Absicht, Hesperus zu helfen. Sie hatten gehofft, er werde sterben, und andernfalls wollten sie ihn töten.« Sie hielt kurz inne, um Luft zu holen. »Ich habe dir so viel zu erzählen. Ich weiß, es ist erst einen halben Tag her, dass wir miteinander gesprochen haben, aber seitdem haben sich ganz neue Horizonte eröffnet. Das meiste davon ist allerdings eher unerfreulich. Ich weiß jetzt, was es mit dem Haus der Sonnen auf sich hat, aber mehr kann ich im Moment nicht sagen. Kadenz und Kaskade könnten mithören, und Hesperus hält es für möglich, dass sie noch nicht alle Zusammenhänge kennen. Wir wissen noch immer nicht, was sie mit dem Schiff vorhaben. Wenn sie Hesperus nicht helfen wollen, weshalb haben sie es dann so eilig, zur Maschinenzivilisation zurückzukehren? Alles, was sie in Erfahrung gebracht haben, könnten sie auch nach Hause funken. Ja, ich weiß, sie haben uns weismachen wollen, das sei nur eine Notlösung – aber in Anbetracht unserer jetzigen Erkenntnisse dürfen wir davon ausgehen, dass sie gelogen haben.« Portula zögerte. »Ich würde mich gern weiter mit dir unterhalten, aber Hesperus und ich haben zu tun. Ich melde mich wieder, sobald wir fertig sind. Ich liebe dich, Splitterling. Danke, dass du mir nachgeflogen bist.«
    Als sie geendet hatte, war mir, als habe die gewaltige Bootes-Leere meinen Schädel in Beschlag genommen.
     
    Kurze Zeit später versammelten sich unsere Imagos um das holografische Ebenbild der Silberschwingen des Morgens , das anhand der gespeicherten Daten rekonstruiert wurde. Es gab keine Garantie dafür, dass die Rekonstruktion fehlerfrei war, doch wir hatten nichts Besseres. Bislang waren mir jedenfalls noch keine Abweichungen ins Auge gesprungen.
    »Wenn Sie sich in der weißen Arche aufhält«, sagte ich und tippte aufs Heck der geisterhaften Erscheinung, »befindet sie sich in diesem Teil des Schiffes, hinter dem parametrischen Antrieb. An die genaue Position der Arche erinnere ich mich nicht mehr – der Hangar ist acht Kilometer lang, und die Arche würde fast überall hineinpassen. Selbst wenn mir die Position bekannt wäre, wäre es trotzdem nahezu unmöglich, den Antrieb oder ein anderes wichtiges System zu treffen, ohne dass der Hangar in Mitleidenschaft gezogen würde.«
    »Wenn die Schiffe längsseits gehen, können sie seitlich feuern«, sagte Bilse. »Dann sollten sie den Antrieb

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