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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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ausschalten können, ohne andere Schiffsteile zu beschädigen.«
    »Riskant«, meinte Hederich.
    »Aber weniger riskant als ein Schuss von hinten.« Betonie stellte grimmige Entschlossenheit zur Schau; sein Gesicht sah aus, als wäre es aus Metall gegossen und noch im Abkühlen begriffen. »Also wäre das entschieden: Wir nehmen das Schiff nicht von hinten unter Feuer, selbst wenn dies den Absichten der Robots entgegenkommen sollte. Trotzdem stehen wir nicht mit leeren Händen da. Wir bringen zunächst die drei unbemannten Schiffe auf Parallelkurs, bis sie freie Schussbahn auf die Flanken der Silberschwingen haben. Dann werden sie versuchen, den Antrieb zu beschädigen.«
    »Und wir können nur hoffen und beten, dass der Trägheitsdämpfer rechtzeitig runterschaltet, sonst wird Portula mit tausend Ge belastet.«
    »Wir sind uns der Risiken alle bewusst – auch der Gefahren, denen Portula ausgesetzt ist.«
    »Wenn sie in Stasis gehen würde«, warf Rainfarn ein, »stünden ihre Aussichten, den Angriff zu überleben, weit besser.«
    »Wenn wir sie vorwarnen, können sich die Robots denken, was wir vorhaben«, sagte Oxalis.
    Hederich grinste selbstgefällig. »Wahrscheinlich haben sie längst gemerkt, dass wir mit Pauken und Trompeten hinter ihnen her sind.«
    »Trotzdem werden sie erst dann Klarheit über unsere Absichten haben, wenn die Schiffe das Feuer eröffnen«, sagte Betonie. »Vielleicht glauben sie, wir wollten verhandeln oder beabsichtigten eine Kaperung. Ich schließe mich Oxalis an: Wir können Portula erst in letzter Minute auffordern, in Stasis zu gehen.«
    »Und wenn die Zeit für sie dann nicht mehr ausreicht?«, fragte ich.
    »Sie befindet sich in einem Raumfahrzeug, das im Hangar ihres eigenen Schiffes steht. Das wird sie nicht vor Beschleunigungsschwankungen schützen, ist aber immerhin besser als gar nichts. Tut mir leid, Campion, aber anders geht es nicht. Entweder wir greifen an, oder wir lassen sie ziehen. Ich glaube, in diesem Fall würden wir Portula wohl niemals wiedersehen.«

Achtundzwanzig
     
     
     
     
     
    Hesperus ging auf der weißen Brücke der Arche auf und ab, während ich mein Gedächtnis durchforstete. Seine Unruhe war eher untypisch für den Robot, wie ich ihn kannte. Ich hätte mich am liebsten weiter über die erste Maschinenzivilisation unterhalten und in Erfahrung gebracht, was er alles wusste und welche Rolle wir bei deren Auslöschung gespielt hatten. Es hatte mir gutgetan, mit Campion zu sprechen – wo zuvor nur lichtlose Leere gewesen war, brannte nun eine kleine, wärmende Flamme. Hesperus’ Enthüllung aber nahm meine Gedanken noch immer dermaßen in Beschlag, dass ich an fast nichts anderes denken konnte.
    »Wie haben Sie – mit wem auch immer ich gerade spreche, ob mit Hesperus oder Valmik – von der Auslöschung erfahren? Wenn das Maschinenvolk bereits davon wusste, weshalb hat man uns dann nicht schon vor Hunderttausenden Jahren darüber informiert?«
    »Die Maschinen wussten nichts von ihren Vorgängern. Als sie die galaktische Bühne betraten, nahmen sie an, die vorhandenen historischen Aufzeichnungen – die ihnen von menschlichen Gesandten übermittelt wurden – wären im Wesentlichen zutreffend. Das heißt nicht, dass sie nicht auf Fehler und Unwahrheiten in den Daten gefasst gewesen wären. Aber sie hatten keinen Anlass zu glauben, dass die Geschichte in einem solchen Ausmaß systematisch umgeschrieben worden wäre. Wir haben die ganze Zeit über geglaubt, dass wir die erste wahre Maschinenintelligenz wären. Bald wird jedoch allgemein bekannt sein, dass dies nicht der Fall war.«
    »Sie haben mir noch immer nicht erklärt, woher Sie das wissen.«
    »Als ich jung war, haben mich Maschinen besucht.«
    »Eben habe ich mit Hesperus gesprochen. Jetzt spreche ich mit Valmik, nicht wahr?«
    »Wir sind beide anwesend, zwei Gesichter hinter einer Maske. Es tut mir leid, wenn ich Sie verwirren sollte, aber für mich ist es ganz natürlich, von einem Strang meiner Existenz zum anderen zu wechseln. Ich gleiche zwei Flüssen, die sich miteinander vereinigt haben.« Hesperus wurde langsamer. »Vor über fünf Millionen Jahren, lange nach der Goldenen Stunde, aber lange bevor ich nach Neume kam, wurden die intelligenten Maschinen auf mich aufmerksam. Ich war für sie etwas Neues – groß und langsam und wundersam. Für mich waren sie ebenfalls neu. Ich erkannte gleich, was es mit ihnen auf sich hatte: von Menschen entwickelte Technologie, die sich verselbstständigt

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