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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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hatte und von einer schnellen, funkelnden Schläue geleitet wurde. Ich war schon früher intelligenten Maschinen begegnet, doch mit der geistigen Beweglichkeit wahrer Intelligenz hätten sie es niemals aufnehmen können. Ich wusste gleich, dass diese Wesen eine andere Klasse von Maschinen waren. Eine Alchemie des Chaos und der Komplexität hatte ihnen Selbstbewusstsein und freien Willen geschenkt.«
    »Was ist aus ihnen geworden?«
    »Sie sagten mir, sie wollten Kontakt mit einer menschlichen Metazivilisation aufnehmen. Da ich einmal ein Mensch gewesen sei, hofften sie, ich könne vermitteln und die diplomatischen Wogen glätten. Ich riet zur Vorsicht. Ich hatte schon Dutzende Reiche kommen und gehen, aufblühen und verwelken sehen wie Seerosen, in unaufhörlichem Wandel begriffen. Viele dieser Reiche waren entgegenkommend und gastfreundlich, während andere äußeren Einflüssen gegenüber eher abwehrend eingestellt waren. Auf ihre Lebensdauer hatte das keinen Einfluss. Die entgegenkommenden Reiche verwelkten ebenso rasch wie die feindseligen. Doch abgesehen vom planetarischen Leben gab es noch eine andere Ordnung von Stabilität.«
    »Die Familien«, sagte ich mit banger Erwartung.
    »Es bot sich an, dass die Maschinen mit ihnen Kontakt pflegten anstatt mit den zersplitterten, flüchtigen Wandelzivilisationen. Nachdem sie erst einmal harmonische Beziehungen zur Körperschaft hergestellt hatten – die damals bereits existierte -, konnten die Stämme zwischen den Robots und den Zivilisationen vermitteln, die sie für ausreichend stabil und aufgeschlossen hielten. Nach und nach wurde die Menschheit ihren neuen Robotergefährten vorgestellt. Beide Seiten profitierten von dem neuen Bündnis. Die Robots mit ihrer kühlen, unvoreingenommen Sicht der Politik der Menschen übten einen mäßigenden Einfluss aus, beruhigten den endlosen Zyklus des Wandels und leiteten eine neue Ära der Stabilität ein. Die Robots wiederum hatten durch den Kontakt mit den menschlichen Gesellschaften ebenfalls viel zu gewinnen – sie bekamen Zugang zu den Künsten und Wissenschaften von Millionen Welten, in die Erfahrungen aus einer Million Jahre eingeflossen waren. Vor allem Kunst und Wissenschaft übten eine große Faszination auf sie aus. Sie waren überaus wissbegierig, doch irgendetwas hinderte sie daran, kreativ zu sein. Ihr einziger wahrhaft schöpferischer Akt bestand darin, sich selbst erschaffen zu haben. Anschließend mussten sie sich bei all ihrer Intelligenz damit begnügen, Fragen zu stellen. Die Beantwortung dieser Fragen erforderte intuitive Sprünge, zu denen sie nicht in der Lage waren.«
    »Dann waren sie anders als das Maschinenvolk.«
    »Das stimmt. Die Maschinen, die nach ihnen kamen – Millionen Jahre später -, hatten etwas, das ihren Vorläufern gefehlt hatte. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass die erste Maschinenzivilisation nicht genug Zeit gehabt hat, kreative Fähigkeiten zu entwickeln. Nach entsprechend vielen mentalen Permutationen wäre es ihr vielleicht noch gelungen, diesen Mangel zu beheben.«
    »Aber dazu hatte sie keine Gelegenheit.«
    »Zunächst nahm man die Robots mit offenen Armen auf. Sie stellten eine reizvolle neue Entwicklung dar, eine historische Wendung, mit der niemand gerechnet hatte. Die Menschen hatten sich schon damit abgefunden, dass sie die Galaxis mit keiner anderen Spezies würden teilen müssen. Das war Segen und Fluch in einem. Einerseits bedeutete es, dass sie sich unbegrenzt ausdehnen konnten und keinen Mangel an Rohstoffen hatten, doch sie waren auch der tiefsten denkbaren Stille ausgesetzt. Wohl wahr, die Menschheit hatte sich in zahllose Unterspezies aufgespalten, die teilweise kaum mehr Ähnlichkeit miteinander hatten. Aber blickte man unter die Schuppen, das Fell, den dünnen Panzer, fand man im Kern immer noch Menschen vor, und kein noch so unermüdliches Primatengebrabbel vermochte die Stille gänzlich auszufüllen. Jetzt auf einmal aber hatten sie Gesellschaft. Zugegeben, die Robots waren infolge menschlicher Aktivitäten entstanden, doch ansonsten hätte es sich auch um Aliens handeln können. Ihr Denken beruhte auf vollkommen anderen Logarithmen. Trotz ihrer Fremdartigkeit waren sie jedoch nicht unwillkommen. Es gab vergleichsweise wenige Robots, und die waren auf ein festumrissenes Raumvolumen beschränkt, das sich in sicherer Entfernung von den alten Zivilisationen befand. Sie hatten keine expansionistischen Neigungen. Die Menschheit, die einem Einzelkind

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