Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
Vom Netzwerk:
dass Sie Ihre Form und Farbe verändern können, wenn die Lage es erfordert. Ich glaube, Sie hätten sie auf eine weniger plumpe Weise getötet.«
    »Es wäre ein Fehler gewesen, Sie auf eine Weise zu töten, die unsere Täterschaft hätte erkennen lassen.«
    »Nein, Sie haben Miere nicht getötet. Das war jemand anders. Ihr Tod kam Ihnen möglicherweise gelegen; er hat uns davon abgelenkt, das Geheimnis des Angriffs zu lüften, aber Sie waren es nicht. Und das sollte ich nicht erfahren, hab ich Recht?«
    Etwas flackerte in ihren Augen auf: Ob es Beunruhigung oder Neugier war, konnte ich nicht erkennen.
    »Was Sie wissen oder nicht wissen, interessiert mich nicht.«
    »Ich weiß, weshalb wir angegriffen wurden. Man wollte die Verbreitung von Informationen verhindern, die der Körperschaft schaden könnten. Wenn sich nicht einige von uns verspätet hätten, wäre die Familie Gentian ausgelöscht worden. Das Geheimnis, das zu lüften wir im Begriff standen, wäre der Allgemeinheit verborgen geblieben. Aber Sie hat man dabei außer Acht gelassen.«
    »Wenn dem so war, haben die Angreifer im Interesse der Menschheit gehandelt«, sagte Kadenz in belustigtem Ton. »Von ihrem Standpunkt aus betrachtet haben sie richtig gehandelt. Anstatt sie zu hassen und zur Verantwortung zu ziehen, sollten Sie ihnen gratulieren. Wenn Ihnen Ihre Spezies am Herzen liegt, sollten Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun, um das Werk der Angreifer zu vollenden. Sagen Sie Ihren Freunden, sie sollen ihre Raumschiffe wenden, nach Neume zurückfliegen und ihre Waffen gegen die verbliebenen Splitterlinge der Familie Gentian richten. Und dann sollen sie die Waffen aufeinander richten, bis keiner mehr übrig ist. Und zu guter Letzt sollten Sie Selbstmord begehen und als Letzte das Geheimnis mit ins Grab nehmen. Wäre das nicht vernünftig, Portula? Wäre das nicht anständig ?«
    »Das wäre vielleicht dann der Fall, wenn Sie nicht bereits über die Gründe des Angriffs Bescheid wüssten.«
    »Ja, allerdings.«
    Ich träufelte mir je einen kalten, klaren Tropfen Synchromasch in die Augen. »Es war gar nicht Ihre Absicht, die Verbreitung dieses Wissens zu unterbinden. Etwas anderes hat Sie nach Neume geführt, und ich glaube auch nicht, dass es mein Schiff war.«
    »Was sollte es sonst gewesen sein?«
    »Das würde ich auch gerne wissen. Aber das werde ich schon noch herausfinden, so oder so.«
    »Und dann?«
    »Dann werde ich Sie an der Durchführung Ihrer Pläne hindern. Es gibt zahllose Wege, das zu erreichen.«
    »Von denen fast alle zufällig Ihren Tod mit einschließen.«
    »Wie Sie schon sagten – das wäre anständig. Ich wäre mir nicht zu schade für eine große Geste, wenn ich glauben würde, dass sie von übergeordnetem Interesse ist. Allerdings sollte es nicht Ihr Interesse sein.«
    Ich schob den Ärmel hoch und justierte mein Chronometer.

Dreiunddreißig
     
     
     
     
     
    Hederich hatte seine geliebte Stahlgewitter verloren, besaß aber dennoch die Geistesgegenwart, sich an die Recherche zu erinnern, die er vor dem gescheiterten Angriff begonnen hatte. Als sein Imago sich an uns wandte, war ihm das Schwanken seiner Stimme kaum anzumerken.
    »Die Raumschlacht hat die Lage nicht im Geringsten geändert. Die Silberschwingen hat ihren Kurs während des Angriffs geringfügig geändert, doch sobald alles vorbei war – sobald wir die Rätselwind und die Gelber Spaßvogel verloren hatten -, sind sie wieder auf die gleiche Flugbahn zurückgeschwenkt wie zu Anfang. Die Kursprojektionen, die ich euch gezeigt habe, sind noch immer gültig. Das Schiff erreicht in siebentausend Lichtjahren die Harmonische Konkordanz und streift deren Außengrenze in einem Abstand von fünfzehn Lichtjahren. Ich glaube, wir waren uns einig, dass dies nicht ihr Ziel sein kann.«
    »Also liegt es noch weiter entfernt?«, sagte Betonie. »Ich habe dich gebeten, bis auf fünfzigtausend Lichtjahre zu gehen.«
    »Das habe ich auch getan. Hier sind die in Frage kommenden Systeme, in der Reihenfolge des Erreichens.« Er zeigte auf ein Display im Hintergrund.
    Die Bummelant zeigte die Liste an. Zeile um Zeile wanderte übers Display. Koordinaten, Körperschaftsbezeichnungen für den bedeutendsten Planeten oder Mond, mit dem man das Sonnensystem für gewöhnlich in Verbindung brachte; Codeziffern für Oberflächenbeschaffenheit, Metallvorkommen, das Vorhandensein feindseliger Zivilisationen oder deren Fehlen.
    Es war eine lange, verwirrende Liste mit mehreren Hundert

Weitere Kostenlose Bücher