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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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schwarz färbte. Die Kugel schwoll rascher, als das Auge ihr zu folgen vermochte, bis auf die Größe des Impassorfeldes an. Einen deliriösen Moment lang hielt das Feld stand, obwohl der Impassor inzwischen nur noch eine Wolke von Elementarteilchen im Zentrum der Explosion war. Die Kugel nahm ein noch grelleres Weiß an, ein Weiß, das sich wie eine glühende Lanze in die Augen bohrte, gesprenkelt von den negativartigen Lampreten, die noch immer rund ums Schiff versammelt waren, und dann versagte auch diese letzte Barrikade und öffnete sich in den umgebenden Weltraum.
    Die Stahlgewitter war verschwunden.
    »Was ist da passiert?«, fragte Hederich und blickte umher wie ein Mann, der darauf wartete, dass man ihn aus einem Alptraum aufweckte. »Erklär mir mal einer, was da passiert ist. Wir sind im Vorteil. Wir haben die Deckung durchbrochen. Wieso wehrt sich das Schiff auf einmal?«
    »Es hat den rechten Augenblick abgepasst«, antwortete Rainfarn. »Es hat so lange gewartet, bis alle drei Schiffe dicht beieinander waren. Dann hat es anscheinend das eigene Impassorfeld mit einer synchronisierten Gammakanone durchbrochen.«
    »Zieht die Rätselwind und die Gelber Spaßvogel aus dem Angriffsbereich zurück«, sagte Betonie, sich an seine ruhige Fassade klammernd, als wäre dies der letzte feste Punkt im Universum. »Und dann können wir nur hoffen, dass sie alleine klarkommen, denn ich glaube nicht, dass die Silberschwingen tatenlos abwarten wird, bis wir uns den nächsten Schritt überlegt haben.«

Zweiunddreißig
     
     
     
     
     
    Ich stützte mich mit der einen Hand ab, mit der anderen umklammerte ich den Griff der Energiepistole. Die Waffe schwankte und richtete sich wieder auf Kadenz aus. Das Schiff vibrierte erneut, diesmal heftiger als beim ersten Mal. Im weißen Kontrollraum gellten Warnsignale, unverständliche rote Schrift wanderte über die Oberflächen.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte ich.
    »Das können Sie sich wohl denken.«
    »Mir scheint, wir werden angegriffen. Vielleicht versucht Kaskade, in die Arche einzudringen, aber das glaube ich nicht – wenn er Gewalt anwenden wollte, hätte er es längst getan.«
    Kadenz musterte mich schweigend.
    »Das ganze Schiff wird angegriffen – die Silberschwingen . Das sind entweder Treffer, die vom Impassor absorbiert werden, oder die Entladungen der bordeigenen Waffen. Oder beides.«
    Kadenz neigte andeutungsweise den Kopf. »Ja, wir werden angegriffen«, bestätigte sie sachlich.
    »Wie viele Schiffe?«
    »Drei der Verfolgerraumfahrzeuge – ich gebe Ihnen die Informationen gern, denn sie sind wertlos.«
    Unverwandt auf sie zielend, richtete ich mich auf und arbeitete mich zur Steuerkonsole vor. Ich rief mir die Befehlsabfolge in Erinnerung, die Hesperus mir gezeigt hatte, und schaltete den Sender der Arche ein.
    »Hier spricht Portula. Ich bin unverletzt. Könnte mir jemand sagen, was da vorgeht?«
    Ich wartete fünf bis sechs Minuten, erhielt jedoch keine Antwort.
    »Man kann Sie im Moment nicht hören«, sagte Kadenz. »Wenn das Impassorfeld Kampfstärke hat, ist nur die Silberschwingen mit einem kohärenten Signal imstande, es zu durchdringen. Die Arche ist nicht in der Lage, Ihre Freunde anzufunken, und die Empfindlichkeit des Empfängers reicht nicht aus, um deren Funksprüche zu empfangen.«
    »Aber Sie können nicht auf Dauer Kampfbereitschaft aufrechterhalten. Wenn der Antrieb aussetzt, schrumpft Ihr Vorsprung. Das bedeutet, Sie halten diese Raumschiffe für eine reale Bedrohung.«
    »Sie sind bewaffnet. Sie könnten uns vernichten, wenn wir keine Vorsichtsmaßnahmen treffen würden. Das dürfte Sie eigentlich nicht wundern.«
    Die nächste Vibration hielt dreißig bis vierzig Sekunden lang an. Trotz der vielen dämpfenden Feldschichten zwischen der Arche und der Außengrenze des Impassorfelds der Silberschwingen fühlte es sich an wie ein kleines Erdbeben. Wenn der Impassor umschaltete und der Antrieb hochfuhr, hob sich mir der Magen.
    »Sie geben sich wirklich große Mühe, mich am Leben zu erhalten«, sagte ich. »Wenn ich ein Robot wäre und das Kommando über das Schiff hätte, würde ich in einer Kampfsituation nur ans unmittelbare Überleben denken.«
    »Sie sind eine Geisel. Solange Sie leben und wir Sie als Verhandlungsmasse einsetzen können, sind Sie wertvoll für uns.«
    »Also können Ihnen die Verfolger tatsächlich gefährlich werden. Oder es gibt noch einen anderen Grund, mich am Leben zu erhalten.«
    »Sie sind uns lästig.

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