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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Sie irritieren uns. Das ist alles.«
    Da ich Kadenz nicht traute, versuchte ich erneut, Campion anzufunken. Auch diesmal bekam ich keine Antwort. Ich war eine Weile abgelenkt und ganz mit den fremdartigen Instrumenten beschäftigt. Als ich wieder zu Kadenz hinsah, hatte sich an einem ihrer Beinstümpfe ein chromglänzender Fortsatz gebildet.
    Ich schoss darauf. »Nicht frech werden.«
    Die Energieentladung hatte den Beinstumpf versengt, der nun nicht mehr glänzte, sondern schwarz verkohlt war. Kadenz schien die neuerliche Verletzung nichts auszumachen. »Sie müssen Verständnis dafür haben, dass ich tue, was nötig ist«, sagte sie so gelassen wie eh und je.
    »Das gilt auch für mich.«
    »Kaskade hat mich soeben informiert, dass zwei der drei Raumschiffe vernichtet wurden. Das dritte ist beschädigt und greift weiter an. Es könnte sein, dass die Verfolger schlecht zielen oder dass man die Hoffnung, Ihr Leben retten zu können, aufgegeben hat.« Kadenz’ Tonfall wurde herablassend. »Natürlich fühlen Sie sich im Stich gelassen. Und das zu Recht. Wie soll man sich sonst fühlen, wenn man als entbehrlich eingestuft wird?«
    Ich schwieg. Allmählich wurde mir die Unterhaltung mit dem makellosen silbernen Gesicht langweilig.
    In den folgenden zehn oder zwölf Minuten wurden die Vibrationen immer heftiger, erreichten einen Höhepunkt und hörten dann unvermittelt auf. Ich wartete darauf, dass es weiterging, doch als die Minuten ereignislos verstrichen, wurde mir klar, dass der Angriff beendet war.
    »Jetzt wurde auch noch das letzte Schiff zerstört«, sagte Kadenz. »Drei Ihrer Mitsplitterlinge sind völlig sinnlos gestorben. Ich glaube, das waren die Stahlgewitter , die Gelber Spaßvogel und die Rätselwind . Sie können mir bestimmt sagen, wer sich an Bord befand.«
    »Unsere Raumschiffe benötigen keine Besatzung.«
    »Ja, klammern Sie sich nur an Ihre Hoffnung.« Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Was ich eben sagte, bevor wir unterbrochen wurde – mein Angebot gilt noch immer, Portula. Wir sollten mit Ihren Freunden verhandeln. Ihnen sagen, dass sie die Verfolgung abbrechen sollen und wir Sie freilassen werden.«
    »Und Hesperus?«
    »Nehmen Sie ihn ruhig mit. Ganz gleich, was er Ihnen gesagt hat, seine Schäden lassen sich nicht mehr beheben.«
    »Sie sehen auch nicht besonders gut aus. Ärgert es Sie nicht, dass Kaskade noch nicht versucht hat, Sie zu befreien?«
    »Er weiß, dass ich den Erfolg unserer Unternehmung nicht gefährden kann. Man kann mich zu nichts zwingen und nicht manipulieren. Wenn ich glaubte, es bestünde auch nur die geringste Gefahr, dass Sie etwas von taktischem Wert in Erfahrung bringen, würde ich mich selbst zerstören. Wenn Kaskade den Eindruck hätte, würde er mich aus der Ferne töten.«
    »Wohin fliegen wir?«
    »Das werden Sie schon sehen, wenn wir da sind.«
    »Hesperus hat in Sie hineingeschaut, als er beschädigt war und Sie herausfinden wollten, was er weiß. Bereitet Ihnen das keine Sorge?«
    »Er hat kaum etwas in Erfahrung gebracht. Jetzt ist er geschwächt, und wir haben unsere Protokolle angepasst und den Zugangsweg, den er benutzt hat, blockiert. Das war ein unverzeihlicher Fehler, doch es ist kein großer Schaden dabei entstanden. Wir haben immer noch das Schiff, und das war unser Ziel.«
    »Mein Schiff.«
    »Sie haben es gut gepflegt. Es ist sehr schnell.«
    »Mehr steckt nicht dahinter, Kadenz? Das soll schon alles sein?«
    Sie legte den Kopf schief. »Was sollte sonst dahinterstecken? Geschwindigkeit ist von entscheidender Bedeutung. Und ihr Schiff ist unbestreitbar schnell.«
    »Ende der Geschichte.«
    »Ja.«
    »Mir scheint, Sie haben einen sehr großen Aufwand betrieben, nur um sich ein schnelles Raumschiff zu verschaffen. Hesperus und ich glauben, Sie haben während Ihres Aufenthalts auf Neume eine Menge in Erfahrung gebracht.« Ich nahm eine bequemere Haltung ein, denn ich richtete mich auf eine längere Wartezeit ein. Hesperus’ Zustand hatte sich seit dem Erlöschen der Lichter nicht verändert; nichts deutete darauf hin, dass er je wieder zum Leben erwachen könnte. »Haben Sie Miere umgebracht?«, fragte ich. »Jetzt können Sie es mir ja sagen. Es wird keinen Einfluss auf unsere Beziehung haben.«
    »Weshalb fragen Sie dann?«
    »Aus altmodischer Neugier.«
    »Also gut, wir haben Miere getötet.«
    »Indem Sie sie von einem Balkon gestürzt haben? Tut mir leid, aber das ist nicht ganz Ihr Stil. Ich habe gesehen, wie schnell Sie sich bewegen und

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