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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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sofort zuschlagen, bevor sie unangreifbar werden.« Diese Entschlossenheit hatte ich nicht von ihm erwartet. »Außerdem sollten wir einen Strategiewechsel vornehmen.«
    Ich hatte die Hände in die Hüften gestemmt. »Ach ja? Meines Wissens hat sich die Lage nicht verändert.«
    »Niemand will es aussprechen, also muss ich es tun. Es ist schon eine Weile her, Campion.« Galgant blickte in die Runde. »Wir haben seit einem Tag nichts mehr von Portula gehört. Ihr Schweigen hat vor der Schlacht eingesetzt, also kann es nicht daran liegen, dass sie nicht durch den Impassor durchkommt. Wir hätten längst von ihr hören müssen – wir wissen, dass wir der Silberschwingen keinen schweren Schaden zugefügt haben.«
    »Dann ist sie noch am Leben.«
    »Und meldet sich nicht?« Galgant musterte mich mit aufrichtigem Mitgefühl. »Sie hätte sich bestimmt gemeldet, Campion. Es sei denn, die Robots haben sie geschnappt.«
    »Sie hat sich in Sicherheit gebracht.«
    »In der Arche. Aber wir wissen beide, dass die Robots sie nicht in Ruhe lassen würden, zumal sie begonnen hatte, ihnen auf die Nerven zu gehen.« Unvermittelt hob er beschwichtigend die Hände, als wollte er meinem Einwand zuvorkommen. »Ich sage nicht, sie ist tot – ich sage nur, wir sollten die Möglichkeit in Betracht ziehen, während wir zuvor die unumstößliche Gewissheit hatten, dass sie am Leben war. Jetzt haben wir diese beruhigende Gewissheit nicht mehr.«
    »Ich schon.«
    »Jetzt mal Klartext. Inwiefern sollte sich dadurch etwas ändern?«, fragte Betonie.
    »Unsere Schiffe haben sich der Gefahr eines Breitseitenangriffs ausgesetzt. Dieses Risiko sollten wir nicht noch einmal eingehen. Da unsere Gammakanonen seitlich montiert sind, befinden wir uns bei der Verfolgung im Vorteil. Unsere Schiffe sind dafür gebaut, nach vorn zu schießen, nicht nach hinten.«
    Im Falle der Silberschwingen erübrigte sich die Diskussion. Galgant hatte in jeder Hinsicht Recht, und das war uns allen auch bewusst. Wenn man die schnellsten Raumschiffe der Galaxis besitzt, genießt die Abwehr von Verfolgern nicht unbedingt die höchste Priorität. Das bedeutete zwar nicht, dass unsere Schiffe gegenüber Verfolgern wehrlos gewesen wären, doch die wirkungsvollsten Waffen – die zu groß oder zu schwerfällig waren, um sie beweglich zu montieren – waren normalerweise nach vorn ausgerichtet.
    »Sobald du in Schussweite gelangst, werden sie den Impassor hochfahren«, sagte Hederich. »Was veranlasst dich zu glauben, du würdest leichter durchkommen als die anderen Schiffe?«
    »Ich sage nicht, dass es mir gelingen wird. Aber ich würde darauf verzichten, eine bestimmte Schiffsregion treffen oder empfindliche Bereiche aussparen zu wollen. Ich könnte das Feuer auf die Schwachstellen des Impassors und der Hülle konzentrieren. Jetzt, da wir wissen, dass sie den Sternendamm ansteuern, kommt es darauf an, dass wir die Silberschwingen nicht nur verlangsamen, sondern sie aufhalten und notfalls zerstören.«
    Er setzte sich über die Unsicherheit bei der Zielbestimmung einfach hinweg und ließ außer Acht, dass die Robots auch ein ganz anderes Ziel ansteuern könnten, doch ich war bereit, ihm das durchgehen zu lassen.
    »Ohne einen Öffner können sie nichts machen«, sagte ich.
    »Und du würdest um dieser Annahme willen das Ansehen der Familie und das zukünftige Wohlergehen mehrerer Zivilisationen aufs Spiel setzen? Tut mir leid, Campion, aber auf die Glücksfee können wir nicht länger vertrauen. In letzter Zeit hat sie uns nämlich ganz schön angeschmiert.«
    »Ich heiße das nicht gut«, sagte Betonie. »Jedenfalls so lange nicht, wie die Möglichkeit besteht, dass Portula noch am Leben ist. Sie kann uns jeden Moment anfunken – wir wissen nicht, wie die Lage bei ihr aussieht.«
    Ich gestattete mir einen Anflug von Erleichterung.
    »Aber es wird noch eine Weile dauern, bis die Königin der Nacht sich in Angriffsposition befindet, nicht wahr?«, fuhr Betonie fort.
    »Wenn ich in Stasis gehe und alle Sicherheitsvorkehrungen lahmlege, befinde ich mich in dreißig Stunden in Schussweite. Solange die Silberschwingen die Beschleunigung nicht verringert, hat kein anderes Schiff die Möglichkeit, in dieser Zeit zu ihr aufzuschließen.«
    Betonie wandte sich ab. »Dann tu’s. Du hast die Erlaubnis der Familie.«
    »Aber …«, sagte ich.
    Betonie hieß mich schweigen. »Er hält ständig einen Funkkanal offen. Er wird erst dann zum Angriff ermächtigt, wenn wir die Daten noch einmal

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