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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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anfangen?«
    »Ich hatte eigentlich gehofft, du könntest etwas Licht ins Dunkel bringen.«
    »Können sie den Damm öffnen?«
    »Nicht ohne Öffner. Aber ich halte es für möglich, dass sich einer an Bord der Silberschwingen befindet.«
    »Von dem du keine Kenntnis hattest?«
    »Vielleicht habe ich ja davon gewusst. Ich bin mir nicht sicher, Hesperus, aber als mir der Gedanke kam, fand ich ihn plausibel. Ich war die Hüterin eines Einmalöffners. Ich habe ihn für die Familie aufbewahrt, von dem Moment an, da wir den Damm installiert hatten. Deshalb wollten die beiden Robots mein Raumschiff haben.«
    Er wandte sein goldenes Gesicht Kadenz zu. »Stimmt das? Wollt ihr zum Sternendamm, und war der Öffner der Grund, weshalb ihr an Bord der Silberschwingen des Morgens gelangen wolltet?«
    »Was glaubst du , Verräter?«
    Hesperus ging zu dem beschädigten Roboter hinüber. Er nahm vor Kadenz Aufstellung; in der einen Hand hielt er die Pistole, die andere hatte er hinter dem Rücken zur Faust geballt, als fürchtete er, ihr etwas anzutun. »Bin ich ein Verräter, weil ich mich nicht des Völkermords an anderen Intelligenzen schuldig machen will?«
    Mir wurde klar, dass sie sich meinetwegen laut unterhielten. Die beiden Maschinen hätten ihre Gedanken auch blitzschnell austauschen können, doch sie wollten offenbar, dass ich alles mitbekam.
    »Sie haben sogar Maschinen zerstört. Weshalb sollten Maschinen auf organische Lebewesen Rücksicht nehmen?«
    »Sie haben die frühere Roboterzivilisation ausgelöscht. Das war falsch. Aber es war keine Schlächterei und auch kein Mord. Wir dürfen fahrlässige Tötung nicht mit Vorsatz verwechseln.«
    »Sie wollten sich in die Lage versetzen, die Robots jederzeit töten zu können.«
    »Falls es jemals einen Grund dafür gegeben hätte«, widersprach Hesperus. »Das war falsch, aber es war verständlich. Die Robots waren eine neue Lebensform. Historisch betrachtet haben neue Lebensformen häufig die alten ausgelöscht. Denk nur mal an die Reptilien.«
    Kadenz wandte den Blick ab. »Kollaborateur.«
    Hesperus ließ die auf Kadenz gerichtete Pistole los, worauf sie in der Schwebe verharrte. Er kniete nieder und berührte ihre Brust unterhalb des Brustbeins. Wie bei der Untersuchung durch die beiden Robots sank sein Finger in die Verkleidung ein, als wäre sie weich geworden.
    »Ich wüsste trotzdem gern, was ihr euch von der Öffnung des Sternendamms versprecht. Ganz gleich, wo er sich befinden mag, ihr müsst doch wissen, dass ihr damit allenfalls einen kleinen Teil einer Metazivilisation auslöschen könnt. Ist das eure Absicht? Ein letztlich sinnloser symbolischer Akt?«
    Er steckte seinen Finger bis zu den Knöcheln in sie hinein. Metall verschmolz mit Metall – Gold mit Silber. Ich war mir nicht einmal mehr sicher, ob sein Finger als solcher überhaupt noch vorhanden war.
    »Von mir wirst du nichts erfahren, Hesperus.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher.«
    Kadenz zuckte und bäumte sich auf. Mit der freien Hand drückte Hesperus sie an der Schulter auf den Boden. »Ganz ruhig«, sagte er nicht ohne Freundlichkeit. »Widerstand bringt nichts. Du siehst, ich bin jetzt stärker als zuvor – stärker als du dir hättest träumen lassen. Die Barrieren, die du aufgebaut hast, die fadenscheinigen Abschirmungen, hinter denen du deine Geheimnisse verstecken willst, können mich nicht aufhalten.«
    »Wer bist du?«, fragte sie erschrocken und fasziniert zugleich; ihre Neugier hatte offenbar die Oberhand gewonnen.
    »Etwas, was du niemals sein wirst. Ich bin Hesperus. Ich bin Valmik. Ich bin der Luftgeist. Ich bin das älteste denkende Wesen in der Galaxis, älter als der älteste Splitterling, und ich kann durch dich hindurchsehen wie durch einen dünnen Rauchschleier.« Er nahm die Hand von ihrer Schulter, legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen und gab einen beruhigenden Laut von sich. »Nein, töte dich nicht. Du kannst dich nicht abschalten, so sehr du es dir auch wünschst. Dafür ist es zu spät.«
    Ihr Oberkörper spannte sich an. Ich wollte den Blick abwenden, doch ich sagte mir, dass hier lediglich ein Informationsaustausch stattfand, ein neutraler Austausch zwischen zwei Maschinen.
    »Und jetzt sprechen wir über den Sternendamm«, sagte Hesperus. »Sag mir, was ihr wirklich damit vorhabt, Kadenz. Dann unterhalten wir uns darüber, wie ich dich von deinem Elend erlösen kann.«

Siebenunddreißig
     
     
     
     
     
    Akonits Signal hatte sich mit Lichtgeschwindigkeit von

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