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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Neume entfernt, doch es musste die Raumschiffe, die nach eintägiger extremer Beschleunigung fast ebenso schnell flogen wie das Licht, erst einmal einholen. Als es uns erreichte, war es bereits so stark rotverschoben und befand sich so weit außerhalb der normalen Bandbreite, dass unsere Schiffe es zunächst nicht als gentianische Funkbotschaft interpretierten.
    »Ich hätte nicht erwartet, dass wir so bald wieder von Neume hören würden«, meinte Hederich.
    Wir brauchten die Botschaft nur noch abzuspielen. Kopien von Akonits Imago erschienen in unseren Steuerzentralen. Noch ehe er das erste Wort gesagt hatte, entnahmen wir seinem Gesichtsausdruck, dass er keine guten Nachrichten zu verkünden hatte.
    »Das fällt mir nicht leicht«, sagte er langsam und deutlich. »Ich habe soeben mit Mezereum über Grilses Befragung gesprochen. Sie hat ihm unsere Namen genannt, die Namen aller tausend Splitterlinge, auch derer, die schon vor vielen Umläufen auf der Strecke geblieben sind. Sie hat nach einem Zeichen von Wiedererkennen gesucht, nach einem Hinweis darauf, dass die Namen ihm etwas sagen. Da sein Gehirn wie ein Teppich vor ihr ausgebreitet war, war es einfach, seine Reaktionen zu überwachen. Also, sie hat etwas herausgefunden. Sie hat Treffer erzielt – mehr als ein Dutzend. Natürlich kennt er sie und mich und die anderen Splitterlinge, von denen er seit seiner Gefangennahme befragt wurde. Von einigen anderen mag er schon früher gehört haben – schließlich ist er ein Marcellin. Wir stammen alle von Abigail, Ludmilla und der Goldenen Stunde ab. Und er hat sich auch schon früher für die Familie interessiert – das sorgt für ein gewisses Hintergrundrauschen. Aber Mezereum hat trotzdem etwas entdeckt, das sie nicht ignorieren konnte. Sie ist auf einen Namen gestoßen, mit dem sie nicht gerechnet hat – ein Treffer, der nicht unserer Bekanntheit und unserem Ruhm zugeschrieben werden kann. Auf einen Splitterling, den Grilse kennt, der an den Befragungen jedoch nicht beteiligt war. Einen Splitterling, der noch immer in unserer Mitte lebt.«
    Ich ließ einen Moment meine Gedanken schweifen. Dann lag das Problem also auf Akonits Seite, nicht auf unserer. Er hielt uns einfach nur auf dem Laufenden.
    Akonit aber fuhr fort.
    »Wäre es mir möglich gewesen, diese Nachricht selektiv zu senden, so dass sie nur diejenigen erreicht hätte, die ich einweihen wollte, hätte ich das getan. Aber die Protokolle lassen das nicht zu, außerdem wäre das Signal selbst dann, wenn ich es verschlüsselt hätte, für alle sichtbar gewesen. Ich glaube, das hätte auch nichts geändert – er hätte sich trotzdem denken können, dass sein Name bekannt geworden ist.« Akonit holte tief Luft und wappnete sich für die Enthüllung. »Wir glauben, es ist Galgant. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich um einen Zufallstreffer handelt – das vermag nur er selbst zu bestätigen oder zu widerlegen -, doch wir finden keine andere Erklärung dafür, dass Grilse auf seinen Namen und sein Gesicht eine solch starke Reaktion gezeigt hat. Er kennt Galgant. Somit ist Galgant bei uns eingeschleust worden. Er ist der Verräter, der die ganze Zeit unter uns geweilt hat. Vielleicht gibt es noch weitere. Aber jemand muss unseren Gegnern, die für den Angriff verantwortlich waren, von Campions Strang berichtet haben. Und wenn Galgant der Verräter ist, brauchen wir auch nicht länger nach Mieres Mörder Ausschau zu halten.« Das Imago lächelte schwach. »Wo wir gerade von Campion sprechen: Ich hoffe, du hörst das, alter Mann. Du hattest Recht mit deiner Vermutung. Es hat etwas nicht gestimmt, doch wir wollten es nicht wahrhaben. Miere hat uns eine Nachricht zukommen lassen. Nicht aus dem Grab, aber während ihres langen Sturzes, nachdem man sie vom Balkon gesto ßen hatte. Sie wusste, wer es getan hatte – sie hatte ihn klar und deutlich gesehen. Sie wusste, dass sie sterben würde – nichts und niemand konnte sie retten, und sie wusste, dass selbst unsere hoch entwickelte Medizin nicht imstande wäre, sie nach einem Sturz aus dieser Höhe wiederherzustellen. Aber sie war ein kluges, ein sehr kluges Mädchen und hat versucht, uns eine Botschaft zukommen zulassen.«
    »Die Ringe«, flüsterte ich.
    »Was?«, fragte Betonie verdutzt.
    »Campion hat gewusst, dass etwas nicht stimmte«, fuhr Akonit fort, denn unseren kurzen Wortwechsel hatte er natürlich nicht mitbekommen. »Er konnte nicht den Finger drauf legen, und vielleicht hätten wir das

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