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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Zeichen ja selbst dann nicht richtig gedeutet … aber berücksichtigt man Grilses Reaktion, gibt es keinen Zweifel. Campion hat bemerkt, dass etwas nicht stimmt – doch er konnte es nicht einordnen. Aber wir hatten Aufzeichnungen von Miere und die Bilder der Leiche. Als wir die verglichen, ist uns aufgefallen, dass die Ringe an der falschen Hand saßen. Dazu hat die Zeit während des Sturzes ausgereicht. Mehr konnte sie nicht tun. Sie konnte sich seinen Namen nicht in die Haut ritzen – sie wusste, dass nach dem Aufprall auf dem Gebäude der Hohen Güte nicht mehr viel von ihr übrig sein würde. Aber die Ringe? Sie würden den Sturz überstehen, und Miere hat gehofft, wir würden verstehen, was sie uns damit sagen wollte. Sie wollte uns mitteilen, dass etwas nicht stimmte – dass sie keinen Unfall erlitten hatte, sondern ermordet worden war, und mehr als die Ringe umzustecken, konnte sie nicht tun.«
    »Selbst wenn wir es bemerkt hätten, wären wir trotzdem nicht so ohne weiteres auf Galgant gekommen«, sagte Rainfarn.
    »Aber jetzt, da wir wissen, dass er verwickelt ist …«
    »Wir müssen ihn aufhalten«, sagte ich.
    Betonie fror Akonits Imago ein – der Rest der Botschaft konnte so lange warten, bis wir die nötigen Entscheidungen getroffen hatten. Wenn alles nach Plan verlief, würde Galgant sich in weniger als fünf Minuten in Schussweite zur Silberschwingen des Morgens befinden.
    »Er hat das Signal inzwischen ebenfalls empfangen«, sagte Bilse. »Er weiß, was wir wissen.«
    Betonie funkte die Königin der Nacht an. »Galgant … wir müssen reden. Wenn du dir Akonits Botschaft angeschaut hast, weiß du, dass wir Anlass haben, uns Sorgen zu machen. Unsere Befürchtungen mögen unbegründet sein – ich kenne dich so gut, dass ich fest davon ausgehe. Aber ich kann sie auch nicht so einfach von der Hand weisen. Brich den Angriff ab und kehre zum Verfolgergeschwader zurück, dann regeln wir alles weitere.«
    »Wenn er den Angriff abbricht, ist er unschuldig«, sagte ich. »Aber ich glaube nicht, dass er das tun wird.«
    Hederich musterte mich, als würde ich alle Antworten kennen. »Glaubst du, er arbeitet für das Maschinenvolk?«
    »Nein, er tut alles, um zu verhindern, dass sie ihr Ziel erreichen.«
    Hederich kniff die Augen zusammen. »Demnach müsste er auf unserer Seite stehen – oder nicht?«
    »Solange Portula noch atmet, nicht unbedingt.«
    Wir warteten auf Galgants Antwort, doch erwartungsgemäß meldete er sich nicht. Was gab es jetzt noch zu bereden? Wir hatten ihm alle Hindernisse aus dem Weg geräumt. Als er sich zur Speerspitze des Angriffs auf die Silberschwingen aufgeschwungen hatte, waren meine Zweifel an seinem Mut berechtigt gewesen. Offenbar war das nicht untypisch für ihn gewesen, sondern es verhielt sich eher so, dass ich den wahren Galgant gar nicht gekannt hatte. Er hatte sich in unserer Mitte versteckt, hatte seinen Auftraggebern vom Haus der Sonnen Bericht erstattet – nach allem, was ich wusste, war er der mutigste von uns allen.
    »Eine Sendung kommt herein«, sagte Betonie plötzlich.
    »Galgant?«
    »Nein, Portula.«
    Ich wappnete mich, denn ich würde sie über Galgant mutmaßliche Pläne informieren müssen, und sie hatte kaum eine Möglichkeit, sich zu schützen.
    »Campion«, sagte sie, »ich habe Neuigkeiten für dich. Allerdings keine … großartigen.« Sie holte tief Luft und fuhr mit gepresster Stimme fort: »Hesperus hat Kadenz gefangen genommen. Das ist kein so großer Erfolg, wie man zunächst meinen mag, denn wir haben immer noch keine Kontrolle über die Silberschwingen . Aber zumindest ist es uns gelungen, einen Blick in ihren Kopf zu werfen. Mit dem Sternendamm hattest du Recht – das ist unser Ziel. Irgendwo an Bord meines Schiffes gibt es einen Einmalöffner – ich weiß nicht wo, aber die Robots hätten das Schiff nicht gekapert, wenn sie sich nicht sicher gewesen wären. Sie wissen mehr über uns als wir selbst, Campion.« Portula stockte, als hätte sie den Faden verloren – ich spürte, wie müde sie war und dass jedes Wort sie eine erhebliche Anstrengung kostete. »Der Sternendamm ist nicht das, was wir glauben. Er wurde von der Familie Gentian erbaut – aber er hatte nicht die Aufgabe, das Licht einer sterbenden Sonne einzuschließen. Es ist etwas darin verborgen, etwas, worüber wir nichts wissen. Oder jedenfalls ist es so tief in unserem Gedächtnis vergraben, dass wir es noch nicht sehen können. Vielleicht kannst du ja mehr damit anfangen

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