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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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als ich. Die Sache ist die, dass mit dem Sternendamm etwas nicht stimmt, doch es geht nicht um eine eingefrorene Supernova. Es ist alles viel schlimmer.«
    Ich hörte ihr zu, doch ihre Worte drangen nicht zu mir durch. Ich hielt die Aufzeichnung an. »Portula, hör mir zu. Wir wissen jetzt, dass Galgant der Verräter ist – dass er den Angriff zu verantworten und Miere getötet hat. Er wird die Silberschwingen unter allen Umständen vernichten wollen. Falls Kaskade zuhört, sollte er das ebenfalls erfahren.«
    »Bist du verrückt?«, formte Agrimony lautlos mit den Lippen.
    Ich unterbrach die Sendung. »Nein, ich bin nicht verrückt. Solange sich Portula an Bord aufhält, ist es mir lieber, Kaskade bringt Galgant um als umgekehrt.«
    »Aber die Pläne der Robots …«
    »Sind für mich von zweitrangiger Bedeutung, solange Portula noch lebt.« Vor falscher Tapferkeit schwoll mir der Kamm. »Außerdem will ich Hesperus retten – das sind wir ihm schuldig. Wenn ihr damit ein Problem habt, solltet ihr jetzt eure Waffen gegen mich richten. Wir haben noch über sechzigtausend Jahre Zeit, bis wir den Sternendamm erreichen. Ich will sie nicht jetzt schon aufgeben, wo die Reise gerade erst begonnen hat.«
    »Campion soll seine Übertragung fortsetzen«, sagte Betonie.
    Ich bemühte mich, mir meine Erregung nicht anhören zu lassen. »Es gibt nicht mehr viel zu sagen. Wenn Kaskade die Waffen der Silberschwingen kontrolliert, wird er sie auch einsetzen, um Galgant abzuschießen. Das bedeutet freilich nicht, dass ich ihn nicht aufhalten will, sobald Galgant von der Bildfläche verschwunden ist.«
    Als die Nachricht gesendet war, ließ ich Portulas Funkaufzeichnung weiterlaufen.
    »Das solltest du wissen«, sagte sie. »Die Maschinenwesen waren nicht die Ersten. Lange vor dem Maschinenvolk gab es schon eine andere Roboterzivilisation. Nennen wir sie meinetwegen die Ersten Maschinen – solange wir nicht ihren wahren Namen kennen, sollte das einstweilen genügen. Wichtiger ist, wie alles anfing und weshalb sie nicht zu einer treibenden Kraft im galaktischen Machtgefüge aufgestiegen sind. Die Ersten Maschinen sind ausgestorben – sie fielen einer künstlichen Seuche zum Opfer.« Ich spürte, dass Portula mir etwas verschwieg, dass sie mehr wusste, als sie preisgab. »Das ist alles, was Hesperus mir im Moment sagen konnte«, fuhr sie fort. »Er weiß nur das, was Kadenz weiß, und sie hat sich nach Kräften bemüht, ihr Wissen vor ihm zu verbergen.«
    Weshalb log sie? Bestimmt nicht deshalb, weil sie mir Informationen vorenthalten wollte. Vielleicht war Kaskade der Grund, denn er hörte sicherlich alles mit.
    Lies zwischen den Zeilen, dachte ich.
    »Die Ersten Maschinen sind ausgestorben – jedoch nicht vollständig. Einige flohen, bevor sie ebenfalls angesteckt wurden. Sie haben sich hinter den Sternendamm zurückgezogen. Dort warten sie seit Millionen von Jahren auf eine Gelegenheit, ihr Gefängnis verlassen zu können. Campion, es deutet alles darauf hin, dass sie uns nicht wohlgesonnen sind. Wir haben sie aus einem bestimmten Grund im Innern des Sternendamms eingesperrt – wir , die Familie Gentian. Für Kadenz und Kaskade gleichen die Ersten Maschinen verschwundenen Göttern – sie sind wie die Maschinenwesen, nur schneller, stärker, klüger -, und sie hatten Millionen Jahre Zeit, um sich weiterzuentwickeln. Das Maschinenvolk will die Ersten Maschinen befreien, damit sie sich in der Galaxis ausbreiten und sich der menschlichen Metazivilisation bemächtigen können. Darum geht es, Campion – nicht um die Zerstörung eines Sternendamms mit dem Ziel, ein paar lokale Zivilisationen auszulöschen, sondern um die Vernichtung der Menschheit. Wir repräsentieren die alte Ordnung, die Vergangenheit. Die Robots sind schlau genug, um zu wissen, dass wir früher oder später gegen sie vorgehen werden, wenn sie uns nicht als Erste auslöschen.«
    »Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht gewesen, wenn Galgant Erfolg gehabt hätte«, sagte Oxalis. Ich hätte ihn gern gehasst für diese Bemerkung, doch es lag keine Bösartigkeit in seinen Worten, sondern nur kaltblütige Überlegung. Am schlimmsten aber war, dass ich mir gar nicht so sicher war, ob er vielleicht nicht doch Recht hatte.

Achtunddreißig
     
     
     
     
     
    Hesperus entfernte sich ein Stück weit von der beschädigten, arm- und beinlosen metalläugigen Puppe, die einmal Kadenz gewesen war. Zuvor hatte er nach Lebenszeichen gesucht und sich vergewissert, dass sie

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