Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
Vom Netzwerk:
das Schiff weisungsgemäß beschädigen.«
    »Geh kein übermäßiges Risiko ein«, sagte Betonie. »Fahr den Impassor nicht runter und schwenke ab, sobald das Gegenfeuer zu heftig wird. Ich möchte dich und dein Schiff lieber heil zurückbekommen, als eine weitere Totenfeier zu planen.«
    »Ich hab’s gehört, aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich habe nicht die geringste Absicht, den Helden zu spielen.« Galgant stockte, sein Blick wanderte zu einer Instrumentenanzeige. »Ich unterbreche jetzt den Funkkontakt. Ich brauche noch Zeit, um die Waffensysteme zu überprüfen und mich in Stimmung zu bringen. Ich verspreche, dass ich vorsichtig sein werde.«
    »Viel Glück, Galgant«, sagte ich.
    Sein Imago wurde dunkel. In weniger als einer halben Stunde würde er bis auf Schussweite an die Silberschwingen herangekommen sein. Keiner von uns wollte die verbliebene Zeit mit Spekulationen über den Ausgang der Auseinandersetzung füllen. Ich schob die Finger in die Tasche und berührte den Augentropfer mit dem Synchromasch.
    Einen Moment lang war ich versucht, es mir einfach zu machen, doch ich ließ die Hand in der Tasche. Das war ich Portula und auch Galgant schuldig.

Sechsunddreißig
     
     
     
     
     
    »Das werden sie nicht tun«, sagte Kadenz, als hätte ich sie um ihre Meinung gebeten. »Selbst wenn sie in der Lage wären, Sie aufzuhalten – was nicht der Fall ist -, würden sie es dennoch nicht fertigbringen.«
    »Ist das Ihre feste Überzeugung?«
    »Allerdings.«
    »Wissen Sie was? Halten Sie endlich Ihr hässliches Maul, sonst schieße ich Ihnen ein Loch in den Kopf.«
    »Nur zu. Mein Bewusstsein ist im ganzen Körper verteilt. Das sollten Sie auch mal ausprobieren. Wenn alles, was mich ausmacht, in ein paar hundert Kubikzentimetern kostbarer Gehirnmasse zusammengequetscht wäre, würde mich das nervös machen.«
    »Uns gibt es schon sechs Millionen Jahre – sogar noch länger, wenn man die Vorgeschichte mit einbezieht. Und wie lange gibt es Sie?«
    »Es kommt nicht auf die Zeitdauer an, sondern darauf, was man damit anfängt. Während die Menschheit in der Galaxis herumgestochert und nach einem Sinn in der Kette der kosmischen Ereignisse gesucht hat, der sie ihre Existenz verdankt, haben wir Großes vollbracht. In der Zeit, in der Sie niesen, verstreicht für mich das Äquivalent eines ganzen Menschenjahres. Stellen Sie sich vor, welche Denkleistung wir seit unserem Auftauchen vollbracht haben.«
    »Aber es ist nicht viel dabei herausgekommen, nicht wahr?«
    »Stellt sie deine Geduld auf die Probe, Portula?«
    Ich war so erschrocken und erleichtert, dass ich die Energiepistole beinahe losgelassen hätte. Hesperus war wieder bei Bewusstsein. Die Lichter wirbelten und kreisten hinter den Buntglasfacetten seines Schädels. Kadenz hatte mich offenbar ablenken wollen, als sie gemerkt hatte, dass er wieder zu sich kam.
    »Du bist wieder da.«
    »Als wäre ich nie weg gewesen.« Er bewegte den Arm und fasste sich an den schwarzen Wundkrater in seiner Brust. »Sieht schlimmer aus, als es ist – auf den Inhalt kommt es an.«
    Er redete wie Abraham Valmik, der Luftgeist. Kadenz verfolgte seine Bewegungen mit dem teilnahmslosen Gesichtsausdruck einer mechanischen Ballerina. Ich hätte gern gewusst, ob ihr die Veränderungen in seinem Verhalten aufgefallen waren.
    »Bist du wiederhergestellt?«, fragte ich.
    »Auf dem Wege der Besserung. Der Aspik hat mir gutgetan. Tut mir leid, dass ich mich so plötzlich abschalten musste, aber das ließ sich nicht ändern. Wie bist du mit unserem Gast zurechtgekommen?«
    »Kadenz hat richtig Schwung in die Party gebracht.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Keine krummen Touren, keine Tricks?«
    »Nur ein Versuch. Ich habe ihr einen Warnschuss verpasst.«
    »Ich verstehe.« Er setzte die Hände auf den Boden und richtete sich auf. Vor dem Blackout hatten seine Bewegungen steif gewirkt, doch nun kehrte seine gewohnte Geschmeidigkeit zurück. »Das hast du gut gemacht, Portula – sehr gut sogar. Soll ich die Energiepistole jetzt übernehmen? Ich nehme an, du brauchst eine Ruhepause.«
    »Gleich. Zunächst möchte ich dir noch etwas sagen, Hesperus. Wir wissen jetzt, welches Ziel das Schiff ansteuert.« Ich musterte Kadenz aufmerksam, doch sie hatte bereits die Unterhaltung mit Campion mitgehört. »Es geht um einen Sternendamm, der von der Familie Gentian erbaut wurde und über sechzigtausend Lichtjahre von Neume entfernt ist.«
    »Was wollen sie denn mit einem Sternendamm

Weitere Kostenlose Bücher