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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Brot. »Ich auch nicht.«
     
    Mezereum streifte mit der Hand über die eisengraue Verkleidung von Melilos Kryophag. »Wir sollten sie aufwecken. So war es abgesprochen für den Fall, dass die Lage sich ändern sollte.«
    »Vielleicht sollten wir damit noch warten, bis wir ganz sicher sind, dass uns die Flucht geglückt ist«, wandte Akonit ein.
    »Zumindest sollten wir sie auf die Bummelant bringen«, sagte Campion. »Ich habe bereits zahlreiche Schläfer an Bord, da machen ein paar mehr auch nichts mehr aus. Es ist einfacher, sie im Auge zu behalten, wenn sie alle beisammen sind.«
    »Dass du Gäste aufnimmst, habe ich gar nicht gewusst«, scherzte Mezereum.
    »Das hat sich so ergeben«, meinte Campion.
    Die Gefangenen waren in einem anderen Raum als die Splitterlinge untergebracht. Mezereum trat vor die erste Stasiskammer, hantierte am schweren Riegel und schwang die gemusterte Messingtür weit auf. Dahinter befand sich ein altes Gestell mit mehreren Impassoren, die eine Schutzblase aufbauten. Aufgrund ihrer fast transparenten Beschaffenheit glich sie einer Glaskugel, die groß genug war, um einen ganzen Thron zu umhüllen. Im Innern der Blase schwebte ein weiteres Gestell mit den Zeitkompressionsgeräten. Diese bildeten eine zweite Blase, die scharlachrot getönt war. Im Innern dieser Blase schwebte ein Stuhl, dessen Kanten abgerundet waren, damit er in das Feld hineinpasste. Auf diesem Thron mit der hohen Lehne saß ein gefesselter Mensch. Ihm war die leblose Reglosigkeit eines Hologramms eigen, doch war er weder tot noch ein Hologramm.
    »Ist das Grilse?«, fragte ich und dachte an die Bemerkung, die Mezereum Campion gegenüber gemacht hatte.
    »Soviel wir wissen, ist er das«, antwortete Mezereum. »Vor mehreren Umläufen gab es einen Grilse in der Marcellin-Familie. Außerdem wurde den Marcellins die Verantwortung für die H-Waffen übertragen. Aber solange, bis wir in seinen Schädel vordringen, gibt es keine Gewissheit.«
    »Wie habt ihr sie gefangen genommen?«, fragte Campion.
    »Einige Splitterlinge waren aus der Deckung gekommen und versuchten, in den interstellaren Raum zu flüchten«, sagte Mezereum. »Die Angreifer versuchten, sie daran zu hindern – sie wollten keine Überlebenden aus dem System entkommen lassen. Schwingel fing eines der gegnerischen Raumschiffe ab und beschädigte es stark, so dass die anderen Gentianer entkommen konnten. Ich glaube nicht, dass Schwingel noch erfahren hat, dass es an Bord des gegnerischen Schiffs Überlebende gab – als wir sie bargen, war er bereits tot.«
    Campion runzelte die Stirn. »Was meinst du mit bergen?«
    »Das beschädigte Angreiferschiff trieb in die Reichweite meines Schiffs. Da ich Waffen oder nützliche Vorräte darin zu finden hoffte, beschlossen wir, den Impassor auszuschalten und ein Shuttle loszuschicken. Das war riskant – glaub ja nicht, wir hätten keine Auseinandersetzungen deswegen gehabt.« Sie blickte Akonit an. »Ich war dagegen, das gebe ich zu. Aber wie sich herausstellte, war es die richtige Entscheidung gewesen. Wir konnten nicht viel von dem, was wir an Bord des Wracks fanden, gebrauchen, doch wir machten vier Gefangene.« Sie lächelte höhnisch. »Das waren Feiglinge: Wenn sie auch nur ein Atom Schneid besessen hätten, dann hätten sie sich eher selbst getötet, als das Risiko einzugehen, uns in die Hände zu fallen.«
    »Wir haben sie unverzüglich in Stasis versetzt«, fuhr Akonit fort. »Die Kammern sind sehr alt, aber etwas Besseres hatten wir nicht. Hätten wir sie in der Bordzeit belassen, hätte die Gefahr bestanden, dass sie entkommen, die anderen Angreifer alarmieren oder Selbstmord begehen.«
    »Und was geschah, bevor ihr sie weggesperrt habt?«, fragte ich.
    »Wir haben sie so gut es ging verhört«, antwortete er. »Aber wir haben nichts Sinnvolles in Erfahrung gebracht.«
    »Abgesehen von Grilse«, sagte ich.
    »Das war, nachdem er in die Kammer gekommen war.« Mezereum berührte eine Stelle links neben der Tür, worauf ein Armaturenbrett zum Vorschein kam. Es war mit schweren Messingknöpfen und mit Gravuren verzierten Skalen und Anzeigen bestückt. Das Hauptelement war ein Hebel, der über einen Quadranten mit Gradeinteilung von links nach rechts zu bewegen war. Im Moment stand er vier Fünftel nach rechts, auf dem Wert einhunderttausend. Eine Sekunde in der Stasiskammer entsprach somit einem Tag Bordzeit. Das logarithmische Steuerelement konnte man auch ganz nach rechts drücken, was einem Verhältnis von eins

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