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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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zu verkünden.«
    »Nicht deine Schuld, alter Mann.«
    »Der einzige andere Überlebende, von dem wir wissen, ist Schwingel«, sagte ich und nahm auf der Bank gegenüber Platz, streifte die Schuhe ab, zog die Knie an den Leib und schlang die Arme um die Schienbeine. »Wir haben seinen Funkspruch aufgefangen. Er hat uns davor gewarnt, in die Wolke einzudringen, aber wir haben uns entschieden, es dennoch zu wagen.«
    Mezereum warf Akonit einen Blick zu, dann sah sie mich an. »Dann nehme ich an, ihr wisst über Schwingel nicht Bescheid.«
    »Er ist tot«, sagte Akonit. »Er ist zurückgeblieben, als die meisten anderen Überlebenden das System bereits verlassen hatten. Der Funkspruch war offenbar eine seiner letzten Handlungen.«
    Das war ein schwerer Schlag für mich. Ich war davon ausgegangen, dass Schwingel überlebt hatte – wie hätte er uns eine Warnung zukommen lassen können, wenn er den Angriff nicht überlebt hatte?
    »Was ist passiert?«, fragte ich. »Antriebsprobleme?«
    Mezereum schüttelte müde ihr blasses Köpfchen. »Schwingel wollte den Gegner ablenken, damit die anderen entkommen konnten. Wenn er gewollt hätte, wäre ihm die Flucht gelungen, doch er hat an die Familie gedacht.«
    »Ich habe ihn offenbar verkannt«, sagte ich.
    »Da warst du nicht die Einzige«, sagte Campion und senkte beschämt den Blick.
    »Wir sollten jetzt nicht rührselig werden«, sagte Akonit. »Es reicht, dass wir überlebt haben und ihn in Erinnerung behalten werden. Wir werden seinen Namen in Ehren halten, wie man so sagt. Wir werden den alten Mistkerl stolz machen.« Er knuffte Campion aufmunternd in die Rippen. »Richtig, alter Mann?«
    »Richtig«, sagte Campion.
    Mezereum schenkte sich noch etwas Wein ein, während Akonit an einem Brotkanten kaute. Draußen zwitscherten die Vögel, und der Wind rauschte im Schilfgras am Ufer des kleinen Wassergrabens.
    »Dann seid ihr die einzigen Überlebenden an Bord?«, fragte ich.
    »Wir sind als Einzige wach«, antwortete Akonit. »Drei befinden sich in Stasis: Luzerne, Melilo und Valeria – und natürlich die Gefangenen.«
    Campion beugte sich vor und nahm eine Weintraube vom Tablett. »Braucht ihr noch etwas? Vielleicht medizinische Versorgung?«
    Unsere beiden neuen Gäste wechselten einen Blick, dann antwortete Mezereum: »Wir sind unverletzt. Es war anstrengend, aber das Schiff hat gut für uns gesorgt. Wenn es Probleme mit den Essensrationen oder den Lebenserhaltungssystemen gegeben hätte, wäre einer von uns in Stasis gegangen. Aber das war glücklicherweise nicht nötig.«
    »Wart ihr seit dem Angriff die ganze Zeit über wach?«, fragte ich.
    »Hätten wir nicht zeitweise in Stasis gehen können, wären wir vor Anspannung verrückt geworden«, antwortete Mezereum. »Wir haben uns abgewechselt. Das Schiff hatte Anweisung, uns bei einem ungewöhnlichen Vorkommnis aufzuwecken. Es hätte auch Luzerne oder einen der anderen beiden treffen können, aber zufällig waren wir an der Reihe.«
    »Vielleicht ist das kein guter Zeitpunkt, um das Thema anzusprechen«, sagte Campion, »aber die Waffen müssen gut versteckt gewesen sein, sonst hätte man sie nicht so nahe an den Reunionsplaneten heranbringen können.«
    »Du meinst, an Bord eines Schiffes?«, sagte Akonit.
    »Die Vorstellung ist mir zuwider, aber …«
    »Du hast Recht. Es gab drei dieser Waffen, und noch die Speikobra. Sie befanden sich an Bord der Schiffe Safran , Skabiose und Wicke . Aber die Besatzung hatte nichts damit zu tun. Die Schiffe waren gekapert und die Familienprotokolle geknackt worden.« Akonit schaute Campion an, als könnte es auch noch eine andere Erklärung geben; als wäre es ketzerisch, etwas anderes zu glauben. »Sie waren keine Komplizen , falls du das denken solltest.«
    »Im Moment sollten wir nichts ausschließen«, sagte Campion.
    Mezereum schnaubte. »Es ist an der Zeit, uns Gedanken über die Verwicklungen der Familie zu machen, Akonit. Auch Schwingel hatte seine Zweifel. Er konnte nicht begreifen, wie es ohne Mithilfe eines Eingeweihten gelungen sein soll, in unser geheimes Netzwerk einzudringen.«
    »Verwicklung ist nicht gleichbedeutend mit Komplizenschaft«, wandte Akonit ein. Dann hob er abwehrend seine großen Hände. »Wir sollten uns deswegen nicht streiten. Wenn wir den Ausweichplaneten erreicht haben, ist immer noch Zeit genug, uns unangenehme Fragen zu stellen. Wenn es entsprechende Hinweise gibt, werde ich bestimmt nicht die Augen davor verschließen.«
    Ich nahm ein Stück

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