Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
Vom Netzwerk:
in den Bau eines kleineren Tieres. An den beschädigten Stellen wurden Teile von Mezereums Schiff abgerissen.
    Der Himmel hinter dem Himmel wurde wieder weiß. Diesmal war das Licht noch greller und verwandelte den Hangar und das Schiff in pinkfarbene Silhouetten. Die Bummelant teilte mir mit, dass diesmal größere Schäden aufgetreten seien. Einer der Felsbrocken taumelte aus dem Schutzschirm hervor, den die Lampreten errichtet hatten. An der der gegnerischen Waffe zugewandten Seite glühte er rot.
    Dann hatte Mezereums Raumschiff das Tor passiert. Ich schaltete die Schutzblase wieder ein und gab das Startkommando. Da die Zahl der Schublampreten abgenommen hatte, erreichte die Bummelant nicht mehr ihre frühere Beschleunigung. Ich beschloss, die Schutzblase auf Stotterbetrieb zu schalten, damit der Antrieb das Fluchtmanöver unterstützen konnte. Mit einer Beschleunigung von tausend Ge fiel die Wand der Felsbrocken mit beruhigender Plötzlichkeit zurück. Ich versuchte mir einzureden, ich befände mich bereits in sicherer Entfernung zur gegnerischen Waffe, doch das war nicht der Fall.
    Als ich die Vespertina wieder ausfindig gemacht hatte, stellte ich fest, dass Hesperus geradewegs auf die Waffe zuflog, nachdem er eine Haarnadelkurve geflogen war, welche die meisten Raumschiffe, von deren menschlichen Insassen ganz zu schweigen, zermalmt hätte.
    »Hesperus«, flüsterte ich, »tu das nicht. Wir schaffen es auch so.«
    Als ob er meine Warnung selbst dann, wenn er mich hätte hören können, beherzigt hätte.
    Die Waffe feuerte erneut. Diesmal wirkte die Lichtflut, die sich über den Himmel ergoss, ausgefranst und asymmetrisch. Als das Licht verblasste, blieb ein mehrarmiges, leuchtendes Gebilde zurück. Die Waffe hatte eine Läsion erzeugt; der Gegner war bei dem Versuch, mich zu töten, bis zum Äußersten gegangen.
    Mir blieb nichts weiter zu tun, als meine Chancen zu erhöhen. Die Bummelant beschleunigte mit voller Leistung, und ich konnte mir noch so sehr den Kopf zerbrechen, es würde dennoch nichts ändern.
    Gleichwohl konnte ich den Blick nicht abwenden, denn ich wollte Gewissheit über Hesperus’ Schicksal haben.

Zwölf
     
     
     
     
     
    »Hast du gesehen, wie er gestorben ist?«, fragte ich.
    »Ja«, antwortete Campion.
    »Es tut mir leid. Für ihn und für dich.«
    Wir befanden uns an Bord der Bummelant und lagen Seite an Seite. Wir hatten die Trümmerwolke hinter uns gelassen und flogen mit Reisegeschwindigkeit durch den interstellaren Raum. Sobald Campions Schiff sich in Reichweite befunden hatte, war ich zu ihm hinübergeflitzt. Wir hatten uns so fest umarmt, als wäre unser Wiedersehen nur von kurzer Dauer und könnte jeden Moment enden, wenn das Universum es sich anders überlegte.
    Wir hatten uns geküsst, und auf die Küsse war eine leidenschaftliche gegenseitige Erkundung gefolgt, als wäre in den Stunden der Trennung die Erinnerung an den Körper des anderen verblasst. Wir zogen uns aus und liebten uns, dösten eine halbe Stunde und begannen von vorn, bis wir ermattet, aber froh über unsere geglückte Flucht, vom Schlaf der Seligen überwältigt wurden. Jetzt waren wir wieder wach und klammerten uns aneinander fest wie zwei erschöpfte Schwimmer, die sich gegenseitig über Wasser hielten.
    »Ich glaube, ich sollte dich unseren neuen Gästen vorstellen«, sagte Campion nach langem Schweigen. Beinahe wäre ich wieder eingeschlafen.
    »Sind sie unverletzt?«
    »Ich habe nach ihnen gesehen. Nur Akonit und Mezereum sind momentan wach. Aber ich wollte mir das große Wiedersehen für den Moment aufsparen, da du dabei sein könntest. Ich schlage vor, wir warten im Park, bis sie fertig sind.«
    »Was ist mit dem oder den Gefangenen? Hast du etwas Neues in Erfahrung gebracht?«
    »Nicht mehr als das, was Mezereum bereits berichtet hat – dass alles irgendwie meine Schuld sei.«
    »Entweder Mezereum hat da etwas falsch verstanden, oder der Gefangene hat sie angelogen.«
    »Eine Lüge, bei der ausgerechnet ich eine Rolle spiele?«
    Darauf wusste ich keine Antwort.
    Wir duschten, kleideten uns an und flitzten zum Park der Bummelant . Ich bemühte mich, mir meine Besorgnis nicht anmerken zu lassen, doch mir schwirrte der Kopf. Weshalb sollte ausgerechnet Campion, der viel zu spät zur Reunion eingetroffen wäre, bei dem Hinterhalt eine Rolle gespielt haben?
    Das ergab nur dann Sinn, wenn der »Anlass«, wenn man denn davon sprechen wollte, von der letzten Reunion her datierte. Mit anderen Worten, er

Weitere Kostenlose Bücher